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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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ihn von der Seite. Er galt als launischer Mensch. Allerdings glaubte ich eine große Müdigkeit in seinem Gesicht zu erkennen.
    – Nehmen Sie Platz!
    Achtlos gab Petri der Tür einen Schubs und ließ sie einen Spaltbreit offen stehen. Seine Tasche warf er auf das Stehpult. Als er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, holte ich meine Papiere aus der Mappe.
    – Lassen Sie Ihre Papiere, wo sie sind. Darum geht es nicht.
    Ich verfiel in eine Angststarre, er war also hinter den Diebstahl gekommen. Petri beugte sich nach vorne.
    – Sie haben mein Notizbuch gestohlen.
    Ich hatte das Gefühl, einen Abhang hinunterzurutschen. Verzweifelt sah ich mich um, aber es gab keinen Halt mehr. Petri hatte mich keinen Moment aus den Augen gelassen. In meiner Miene waralles wie in einem offenen Buch zu lesen. Eines Schuldeingeständnisses bedurfte es nicht mehr. Petri faltete die Hände.
    – Warum?
    Gedanken wogten in meinem Kopf hin und her. Woher wusste Petri das? Im selben Moment verwarf ich die Frage bereits wieder. Aber was sollte ich ihm erzählen? Dass ich mich vom Geheimdienst hatte anheuern lassen, um hierher kommen zu können? Außerdem hatte ich nie erfahren, wie Salantino es eingefädelt hatte, mich ans Institut zu bringen. Ihm schildern, dass ich das Notizenmaterial entschärft hatte?
    Aber was hätte das besser machen sollen? In diesem fieberhaften Suchen und Tasten entschied ich mich schließlich aus Notwehr für die Version, die sich am glaubwürdigsten berichten ließ und die mich weitgehend freisprechen konnte.
    – Ich werde erpresst.
    – Von wem?
    – Vom KGB.
    Petri wiegte zweifelnd den Kopf.
    – Um Ihnen glauben zu können, müssten Sie Hinweise geben, die einer polizeilichen Überprüfung standhalten.
    – Der Offizier heißt Aaron Malikow. Er ist Resident einer in Deutschland operierenden Gruppe.
    Petri machte eine Notiz auf das Papier, das er vor sich liegen hatte.
    – Was haben die gegen Sie in der Hand?
    – Mein Vater sitzt in Bautzen im Gefängnis.
    Petris Miene glättete sich. Er schien dankbar, dass das Geständnis sein Weltbild nicht durcheinandergebracht hatte. Er dachte nach und ging dabei gedankenschwer auf und ab. Schließlich griff er nach dem Telefon. Bevor er den Hörer ansetzte, hielt er noch einmal inne.
    – Es tut mir leid, aber Sie müssen nun Ihre Geschichte der Polizei erzählen. Ich sehe da keinen anderen Ausweg als den der uneingeschränkten Offenheit den Behörden gegenüber.
    Wieder hob er den Hörer an und streckte den Zeigefinger aus, um die Wählscheibe zu bedienen. Er wandte sich auf seinem Drehstuhl von mir ab und blickte zur Seite.
    Von der Tür her kam ein Geräusch, das sich nicht einordnen ließ. Plopp! Überraschenderweise ließ Petri den Hörer sinken. An seiner Schläfe bildete sich ein großes rotes Muttermal, aus dem Blut zu rinnen begann. Dann stürzte der rundliche Mann kopfüber nach vorne und kam bäuchlings auf den weichen Teppich zu liegen.
    Im ersten Moment verspürte ich große Erleichterung, wie einer, der vom reitenden Boten vor der Vollstreckung des Urteils gerettet wurde. Dann erfasste mich der Schrecken. Was passiert war, verstand ich jedoch erst, als ich es wagte, mich zur Tür umzuwenden. Malikow stand dort und hielt einen Revolver in der Hand. Er schraubte den Schalldämpfer ab und verstaute ihn in seiner Tasche. Malikow trat näher, er trug schwarze Lederhandschuhe. Er verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Szenerie. Daraufhin zog er Petri auf seinen Stuhl hoch, gab seinem Oberkörper einen leichten Stoß, sodass er vornüber auf den Schreibtisch sank. Nun drückte er Petri den Revolver in die rechte Hand, fädelte den Zeigefinger in den Abzug ein und formte die restlichen Finger zu einer Faust, die den Schaft umschloss. Zuletzt zerknüllte er das Papier, das Petri vor sich liegen hatte, und steckte es in die Tasche.
    – Solltest du uns noch einmal verraten wollen, bringe ich dich für immer zum Schweigen.
    Er baute sich bedrohlich vor mir auf.
    – Wann hattet ihr den Termin vereinbart?
    – Sechs Uhr.
    Malikow blickte auf die Uhr.
    – Das wäre in gut fünfzehn Minuten. Hat dich jemand ins Institut kommen sehen?
    Ich schüttelte den Kopf. Ich stand unter Schock und fühlte mich vollständig willenlos.
    – In zehn Minuten rufst du die Polizei an.
    Er deutete auf den Toten.
    – Du hast ihn genau so vorgefunden. Alles Weitere ist nicht dein Thema. Klar?
    Ich reagierte nicht.
    – Solltest du noch den kleinsten Fehler machen,

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