so jung wirkte er), der glaubte, eine Lösung anbieten zu können: Er hatte ein Smartphone, das – wenn er sich richtig erinnerte, er hatte zufällig beim Erwerb des Geräts dem Verkäufer über die Schulter geschaut – einen Slot für eine derartige Karte hatte. „Wir können sie austauschen, dann stecken wir das Handy an das USB-Kabel am Computer an und die Speicherkarte sollte dann am Bildschirm aufscheinen.“ Der Mann, er hatte sich als Gregor Hoinig vorgestellt, entschuldigte sich für eine Minute, um aus seinem Zimmer das entsprechende Kabel zu holen. Franz Bugelnik war erleichtert, zugleich stand er freilich vor einem Dilemma: Wie sollte er den Kollegen, den er kaum kannte, davon überzeugen, dass er ihm jetzt sein Handy übergeben sollte, dann aber nicht dabei bleiben durfte, wenn es um die Auswertung der Daten ging? Als er zurückkam, nahm er den jungen Mitarbeiter zu sich ins Büro und bat ihn, die Karten auszuwechseln. Hoinig nahm sein Handy aus der Hosentasche, drehte den Bildschirm nach unten und hatte in wenigen Sekunden seine Speicherkarte gegen die ausgetauscht, die ihm Bugelnik übergeben hatte. „Herr Hoinig, würden Sie mir Ihr Handy jetzt da lassen? Sie werden sicher Verständnis haben, aber ich muss mir das allein ansehen. Darf ich Sie anrufen, wenn ich damit fertig bin?“ Hoinig blickte ihn kurz ungläubig an, doch dann gab er sein Einverständnis, was blieb dem jungen Mann auch anderes übrig.
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[email protected] Sie saßen beim Abendessen. Eleanor hatte bei „Lin Tao“ angerufen, dem Chinesen, der nicht nur rasch lieferte, seine Speisen schmeckten auch allen dreien am besten. Auf dem Tisch standen noch die braunen Papiertüten, aus denen sie gerade die weißen Kartonagen mit den verschiedenen Gerichten herausgenommen hatten. Drei Portionen Reis, für Ross ein Päckchen Hühnerfleisch mit gemischtem Gemüse, David hatte, wie immer, Rindfleisch mit Broccoli bestellt, während sich Eleanor an Muscheln in Knoblauchsauce heranwagte. Kaum waren die Portionen herumgereicht und die Stäbchen verteilt, läutete ein Telefon. Ross war schon dabei aufzustehen, er legte ohnehin keinen großen Wert auf dieses familiäre Beisammensein. Außerdem wartete er gespannt auf den Anruf von Sally. Sie ging eine Klasse unter ihm zur Schule und hatte angedeutet, dass sie bereit wäre, sich mit ihm am Wochenende auf ein „date“ zu treffen. Doch nach dem ersten Klingelton war klar, es war das Handy seines Vaters. Dieser blickte kurz zu Eleanor, so als wollte er sich entschuldigen, sah an der Nummer, dass es Peter war und verließ den Raum. Seit dem letzten Treffen mit Peter und Robert Macquire waren schon drei Wochen vergangen, er hatte sich gewundert, warum sie die Entscheidung so lange hinauszögerten. Einmal hatte ihn Peter zwischendurch kontaktiert und ihm mitgeteilt, Robert sei mit einem Vertreter des Jüdischen Weltkongresses zusammengekommen, der erst kürzlich von einem längeren Europa-Aufenthalt in die USA zurückgekehrt war. Martin Weisenberg – oder hieß er Meisenberg, David war sich nicht sicher – hatte auf einer Fact-finding-Mission Deutschland, Österreich, die Slowakei und Tschechien besucht, um sich ein Bild von den rechten Parteien in diesen Ländern zu machen. Nach all dem, was er dort in Erfahrung gebracht und selbst miterlebt hatte, sei der Österreicher Jörg Haider jedenfalls die Person gewesen, die ihn am meisten beeindruckt hatte. Er hatte ihn zwar nicht persönlich getroffen, doch nach all den Schilderungen seiner Gesprächspartner habe niemand in den vier Staaten so viel Charisma und auch so viel politisches Geschick gezeigt wie der relativ junge österreichische Politiker. Auch in den Nachbarländern, so erfuhr er dort von seinen Kontaktleuten, habe man in den rechten Gruppierungen mit Hochachtung von Haider gesprochen – wenn es jemanden gäbe, der als Führungspersönlichkeit der europäischen Rechten in Frage käme, dann sei dies der Kärntner Landeshauptmann.
Nachdem David die Tür zu seinem Büro geschlossen hatte, berichtete ihm Peter von seinem Gespräch mit Robert Macquire. Dieser habe ihn am späten Nachmittag in sein Büro bestellt und mit ihm die Pros und Kontras ihres Plans besprochen. Auch Robert war klar, dass nicht unbedingt Gefahr im Verzug herrsche, doch schon einmal habe man in der europäischen Geschichte den Anfängen nicht gewehrt und alle wüssten, was danach und daraus entstanden sei. Dennoch habe sich die Agentur