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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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entschieden, zumindest derzeit nicht einzugreifen. „Hast du ihm gesagt, dass das die große Chance ist, wenn wir hier auf eigenem Boden zuschlagen – wer weiß, wie oft er überhaupt noch die USA besucht?“ „Wir haben alles durchdiskutiert, aber die Entscheidung ist unverrückbar. Robert hat mir auch versprochen, sie würden seine Reden und Handlungen ab jetzt noch genauer unter die Lupe nehmen. Aber, das hat er wörtlich gesagt, wir leben jetzt nicht mehr in der Zeit des Kalten Kriegs, wo wir in Afrika und Südamerika Stellvertreterkriege geführt und Commandantes aus dem Weg geräumt haben, als wären sie Ungeziefer gewesen.“ David hörte ungläubig zu – Nicaragua kam ihm in den Sinn, wo die CIA mit dem Geld, das aus Waffenverkäufen an den Iran lukriert wurde, die Contras unterstützte und das Blutvergießen jahrelang mitfinanzierte. „Peter, ich bin gerade beim Abendessen, ich bin mit der Entscheidung zwar nicht einverstanden, aber ich muss sie akzeptieren. Treffen wir uns in den nächsten Tagen und besprechen wir das noch einmal.“
    „Wer war das?“ Ross wusste genau, sein Vater würde diese Frage nicht beantworten, aber er liebte es, ihn herauszufordern, ja geradezu zu provozieren. In Ross’ Klasse wussten alle, dass David Krimnick beim FBI tätig war, dafür hatte Ross gesorgt, schließlich war er stolz auf ihn, doch immer, wenn es um konkrete Einzelheiten ging, war sein Vater verschlossen wie eine Auster. „Ein Kollege“ war alles, was aus ihm herauszubekommen war, und selbst das entsprach nicht ganz der Wahrheit, schließlich waren FBI und CIA nur auf ganz wenigen Ebenen miteinander „verwandt“. Eleanor blickte ihn ebenso fragend an, aber da hatte David schon seine Augen gesenkt, stammelte so etwas wie eine Entschuldigung, dass er das Abendessen verlassen hatte müssen und konzentrierte sich, so gut es nach diesem Gespräch ging, auf sein Rindfleisch mit Broccoli.
    Bugelnik suchte an seinem Computer den USB-Stecker, er wusste gar nicht mehr, wann er das letzte Mal irgendein Zusatzgerät angeschlossen hatte. Da fiel ihm ein, dass er vor einiger Zeit den Stecker hinten am Gerät entdeckt hatte. Noch ehe er seinen Rücken mühsam zusammenkrümmte, um sich unter und hinter den Schreibtisch zu zwängen, fluchte er schon. Einerseits, weil seinem Körper jede Elastizität verlorengegangen war, seit er keinen Sport mehr betrieb, und andererseits, weil er wusste, dass er an der dunklen Seite des Computers minutenlang nach dem USB-Stecker suchen würde. Doch es gab keine Alternative. Also verließ er genauso ächzend diesen unbequemen Platz wieder, holte aus seiner Schreibtischlade seine Taschenlampe und kroch ein weiteres Mal zur Rückseite des Computers. Schneller als erwartet, offenbar weil in seinem Hirn noch ein Rest an Erinnerung an das vorige Mal geblieben war und die Lampe für entsprechendes Licht sorgte, schaffte er es schließlich.
    Als er sich endlich wieder aufgerichtet hatte, tauchte bereits das entsprechende Icon am Bildschirm auf. Ein Doppelklick und vor ihm erschien eine Liste an „DSC000“, was selbst ihm als Computerbanausen klar machte, dass es sich um Fotos handeln musste. Bevor er noch das oberste anklickte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und überlegte: Ich hoffe, dachte Bugelnik, es sind keine Kinderpornos – das ist das letzte, womit ich mich jetzt auseinandersetzen möchte. Da wäre mir noch lieber, wenn es in flagranti aufgenommene Fotos irgendwelcher Sexszenen irgendwelcher Politiker sind, oder vielleicht sieht man, wie irgendein Kärntner Politiker ein gelbes Kuvert übernimmt und er das Geld, das sich darin befindet, direkt vor dem Mittelsmann zählt … ach, egal. Bugelnik klickte zweimal auf die Maustaste und vor ihm öffnete sich – ein Dokument: eine ganze Seite, ziemlich eng beschrieben, offensichtlich ein Reisebericht: „Berlin Tempelhof“ war da beim ersten Überfliegen zu lesen, „Taxi“, „Mecklenburg-Vorpommern“. So geht das nicht, dachte Bugelnik und beschloss, das Dokument auszudrucken. Danach ging er auch bei den anderen Fotos nach der gleichen Methode vor: Er warf einen schnellen Blick darauf, und wenn er glaubte, es könnte für ihn interessant werden, gab er das Kommando „Drucken“ und mit einem Surren setzte sich der Drucker in Gang. Nachdem alles in Papierform vorlag, blickte er auf die letzte Seite … doch das war kein Schriftstück, es war ein Foto: von einem Arbeitszimmer. Im Vordergrund sah er einen Schreibtisch, darauf

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