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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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während in seinem Gehirn der Verdacht aufkam, Jasmin Köpperl habe weitere Teile des Manuskripts möglicherweise zurückbehalten, wurden seine Augen immer schwerer, doch seine Gedanken kreisten weiter um dieses Thema: Stefan Stragger tauchte in der 8.-Mai-Straße in Klagenfurt auf, er hielt seinen Laptop in der Hand, blutete im Gesicht, der rechte Ärmel seines Anzugs war zerrissen und – das konnte Bugelnik, der auf der anderen Straßenseite stand, deutlich sehen –, er hinkte. Bugelnik rief nach ihm, doch aus seinem Mund kamen keine Laute, so sehr er sich auch anstrengte, mehr als ein unterdrücktes Krächzen war nicht zu hören. Gerade als er die Straße überqueren wollte, fuhr ein Bus der Stadtwerke von der Haltestelle los und verdeckte ihm die Sicht. Im nächsten Augenblick war Stefan Stragger verschwunden.
    Am folgenden Morgen im Büro versuchte der Kommissar seine Gedanken zu ordnen – ein Blick auf die Papiere, die er von zuhause mitgenommen hatte, machte ihm rasch klar, dass einiges von dem, was in seinem Kopf herumschwirrte, dem Traum der vergangenen Nacht zuzuschreiben war. Doch in einem war er sich im Klaren: Unabhängig davon, was er in der Nacht zuvor gelesen hatte, Stefan Stragger war in Gefahr. Schließlich hatte er noch die Speicherkarte mit den inkriminierenden Informationen über Georg Kropfitsch und das Dropcam-Video, das Kropfitsch mit Pistole im Anschlag in Stefans Arbeitszimmer zeigte – und je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er sich, dass er Stefan finden musste. Doch wo suchen? Bugelnik musste im familiären Umfeld versuchen herauszufinden, wo Stragger untergetaucht sein könnte. Und er musste noch einmal Jasmin Köpperl treffen, ein Umstand, der ihm keineswegs unangenehm war. Sie komme auf die Polizeistation, weil sie ohnehin unterwegs in die Redaktion sei, sagte sie am Telefon, der kleine Umweg sei kein Problem.
    Jasmin wusste nur von Stefans Bruder, doch der war ja tatsächlich vor ein paar Tagen verstorben. Die Eltern hatte Bugelnik schon am Morgen, nachdem er den Tatort mit Jasmin Köpperl besichtigt hatte, aufgesucht. Sie waren in Trauer, weil sie gerade ihren jüngeren Sohn verloren hatten. Weil Bugelnik ziemlich sicher war, dass Stefan noch lebte, führte er nur ein oberflächliches Gespräch über die beiden Söhne, in der Hoffnung, durch eine Randbemerkung irgendetwas über Stefan in Erfahrung zu bringen.
    „Ich möchte noch einmal zu den alten Straggers fahren, aber können Sie ganz fest nachdenken, ob Stefan einmal etwas von einer Art Zufluchtsort erwähnt hat, oder noch besser: Ob sie vielleicht gemeinsam einen mit ihm aufgesucht haben?“ „Nein, da bin ich mir ganz sicher“, erwiderte Jasmin und wunderte sich ein wenig, dass der Kommissar ihr erst jetzt diese Frage stellte, „wenn ich davon etwas gewusst hätte, oder wenn es so etwas gäbe, dann wäre ich schon selbst dorthin gefahren und hätte ihn gesucht.“
    Das Gespräch mit den Eltern, die in Viktring, etwas außerhalb von Klagenfurt, wohnten, musste Bugelnik mit besonderer Vorsicht führen. Einerseits wollte er herausfinden, ob die Familie noch irgendwo ein Anwesen besaß, in das sich Stefan zurückgezogen haben könnte, andererseits würde er schon mit der Frage danach in ihnen den Verdacht nähren, dass nun auch mit Stefan irgendetwas passiert sein könnte.
    Die Mutter war schwarz gekleidet, sie trug sogar ein dunkles Kopftuch, Bugelnik sah ihr an, dass sie nicht viel geschlafen hatte und kurz zuvor wieder geweint haben musste. „Frau Stragger, ich weiß, dass Sie jetzt andere Sorgen haben, aber hat Stefan Ihnen gegenüber einmal etwas von Schulden erzählt, hat er sich Geld bei Ihnen ausgeborgt?“ Bugelnik hoffte, dass er über diesen Umweg nicht so sehr etwas über die finanziellen Verhältnisse herausfinden würde als über einen möglichen Realitätenbesitz.
    Frau Stragger tat zwar so, als würde sie angestrengt nachdenken, doch Bugelnik sah ihr an, dass sie mit ihren Gedanken woanders war. Am Ende des Nachdenkprozesses, der dem Kommissar schon ein wenig die Geduld raubte, wusste sie nicht mehr zu sagen, als dass sie ihr Leben lang schwer gearbeitet und nie Schulden gemacht hätten. Sie erwähnte, dass ihre Eltern einen kleinen Bauernhof in Köstenberg in der Nähe von Velden gehabt hätten, doch den habe ihr Bruder bzw. dessen Sohn dann übernommen. Ihr Mann hingegen sei in einer Schmiede aufgewachsen, in Diex bei Völkermarkt, doch dieser Betrieb habe sich mit dem Ende des

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