würden Firmen aus welchen Gründen auch immer gewisse Bauteile ändern. Dann würde sich jede Überprüfung eines nur ähnlichen Fahrzeuges als sinnlos erweisen. Jetzt brauchte er nur noch eine Hebebühne. Jakov erinnerte sich, dass er in seiner unmittelbaren Nachbarschaft immer wieder an einer Werkstätte vorbeifuhr, die zwar keinen offiziellen Charakter hatte, aber gerade deshalb seinem Zweck entgegenkam. Als sie tags darauf den geborgten VW-Phaeton vor der verrosteten Doppel-Blechtüre dieser Hinterhofgarage abstellten, war der das einzige Fahrzeug im Umkreis, das vier Räder, ebenso viele Kotflügel und einen glänzenden Lack hatte. Die Sabres, die einzigen Autos, die in Israel gebaut wurden, hatten schon als Neufahrzeuge eine gewisse Patina, und die meisten anderen aus vorwiegend französischer Produktion hatten ihre besten Tage schon lange hinter sich.
Jakov schob einen Torflügel auf, ließ Gil den Vortritt und schritt in den Innenhof. Sie blickten einander mit offenen Mündern an: Was sie sahen, glich einer Kombination aus Bauernhof und Schrottplatz. In einer Sandkiste spielten drei kleine Kinder, überall marschierten Hühner, Enten und auch zwei Gänse aufgeregt zwischen den Autowracks umher, ein zotteliger Hund, dessen Kette an einem Drahtseil befestigt war, das vom Dachfirst bis zu einem Holzpfahl am Zaun reichte, begrüßte sie mit lautem Gekläff. Er schien die nicht vorhandene Glocke zu ersetzen, denn in dem Augenblick erschien auch schon ein spindeldürrer Mann. Er trug ein T-Shirt, das vor längerer Zeit einmal weiß gewesen sein musste, und eine schlottrige Hose, seine nackten Füße steckten in einem Paar abgewetzter Sandalen. Er kam aus dem Haus, oder jedenfalls aus einer Tür, die den Zugang zu einem Viereck bildete, das mit Brettern, Blech und Plastikplanen einigermaßen Schutz vor Wetterunbillen bot. Er stellte sich als Aaron vor und fragte die beiden nach ihren Wünschen. Hebebühne hatte er zwar keine („Haben Sie eine Ahnung, was die kostet?“, Jakov gab sich den Anschein, er reagiere richtig empört auf diese Frage), doch eine Grube könne er ihnen schon zur Verfügung stellen. Alles andere ging dann rasch: Er schob mit Hilfe von Jakov und Gil einen Renault 16, oder was davon übriggeblieben war, von seinem Platz, unter dem eine mit hellgrauen Fliesen verkleidete Vertiefung zu sehen war. Jakov holte den Phaeton und manövrierte ihn vorsichtig über die Öffnung. Dann stiegen die beiden die fünf Stufen hinunter, und als ihnen Aaron die Leuchte reichte, bekamen sie erstmals eine deutliche Vorstellung davon, worauf sie sich da eingelassen hatten. „Deutsche Gründlichkeit!“ Jakov konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, als er sah, wie aerodynamisch perfekt, aber reparaturunfreundlich, die Wagenunterseite ausgelegt war. Vom Lenkgetriebe war keine Spur zu sehen, lediglich die Lenkachsen konnten sie links und rechts an der Innenseite der Vorderräder erkennen. „Alles klar?“, fragte Gil und Jakov nickte. Mehr mussten sie nicht sehen. Ihre Entscheidung war gefallen.
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[email protected] David saß im Eastern Airlines Shuttle nach New York. Er hatte sich kurz überlegt, den Metroliner zu nehmen, hatte sich jedoch dann für das Flugzeug entschieden. Es war das Wochenende vor dem New York Marathon, die Bäume am MacArthur Boulevard und auch am George Washington Memorial Parkway hatten schon ihre schönsten herbstlichen Farben angelegt, David freute sich auf einen Spaziergang im Central Park. Dort würden die Blätter dank der Lage etwas weiter im Norden noch kräftiger leuchten. Früher war er öfter in New York gewesen, als sein Großvater noch den Antiquitätenladen besaß und auch in Manhattan wohnte. Er kannte die Stadt ganz gut, hatte sich ein Zimmer in einem Hotel auf der Lexington Avenue reserviert, von dort aus würde er alle wichtigen Stationen zu Fuß gut erreichen können. Viel Zeit würde ihm nicht bleiben, das wusste David, doch bis Sonntagnachmittag musste er die Situation so gut ausgekundschaftet haben, dass er zur Tat schreiten konnte. David blickte aus dem Fenster: Eine Stunde war vergangen, in der Ferne konnte er die Verrazano-Narrows-Brücke ausmachen, dort, wo am Sonntag Zigtausende Läufer und Läuferinnen in die 42-Kilometer-Strecke starten würden. Die Landung am La-Guardia-Flughafen erzeugte bei ihm stets ein gewisses Kribbeln im Bauch, die Maschine flog ganz niedrig über die Häuser von Brooklyn und Queens, machte dann einen