haben könnte. „Na ja, das kann schon sein, außer es ist etwas von Kinderhand.“ Kropfitsch nahm das Papier wieder an sich, faltete es zusammen und steckte es ein. Danach schien er es plötzlich eilig zu haben, er bedeutete dem Kellner, die Rechnung zu bringen, zahlte, schüttelte Jasmin die Hand und entfernte sich Richtung Parkplatz.
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[email protected] So viel hatten sie sich von diesem Landeshauptmann erwartet. Marko Batović erinnerte sich noch gut an die Bootsfahrt im Sommer: Haider hatte die Investition für das Hafenprojekt zugesagt – ein bisschen überdimensioniert war es schon, mit dem Jachthafen, dem Outdoor und Indoor Swimmingpool, den Luxusappartements, dem Hotelkomplex, doch nur auf den Plänen, schließlich sollte ja auch gutes Geld für alle Beteiligten herausschauen (und damit waren nicht unbedingt das Architekturbüro und die Baufirmen gemeint). Als die Vier-Länder-Bank, die Hausbank des Landeshauptmannes, die ersten 50 Millionen Euro überwiesen hatte, floss auch der vereinbarte Anteil wieder zurück. Allerdings nicht nach Kärnten, er wurde sofort auf ein Konto in Liechtenstein transferiert. Das überraschte Batović nicht. Er selbst, sein Chef, der Ministerpräsident, ja sogar Bogdan Milotović , der Präsident der kroatischen Reskro-Bank, sie alle hatten sich im Fürstentum gut abgesichert. Alles war lange Zeit wie am Schnürchen gelaufen, bis Haider plötzlich eines Tages anrief – Batović erinnerte sich gut, als wäre es erst gestern gewesen. Er habe Schwierigkeiten, der österreichische Rechnungshof habe einen Tipp von einem Insider aus dem Fürstentum bekommen, er, Haider, sei selbst vorgeladen worden und da würde das mit der Million auf einem – wenn auch anonymen – Liechtensteiner Konto gar nicht gut aussehen, sollten die Spezialisten vom Rechnungshof dahinterkommen.
Haider habe Anweisung gegeben, dass das Geld wieder rücküberwiesen und das Konto gelöscht werde. Doch er hatte zusätzlich Druck gemacht. Er wisse natürlich, dass auch die kroatische Seite sich nicht habe lumpen lassen und so müsse er verlangen, dass sein Name nirgends aufscheine: Zu groß wäre der Verdacht von Schmiergeldzahlungen, wenn herauskäme, dass er das Hafenprojekt in Istrien eingefädelt hatte.
Batović lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, legte seine Beine auf den Schreibtisch und ließ den Bootsausflug mit Jörg Haider noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen.
Wie sehr hatten sie damals gelacht, als Mitśić ihnen von seinem Bootsmanöver erzählte, durch das Haider fast von Bord geflogen wäre. Hätte er das geschafft, wären sie jetzt viele Sorgen los – aber hätten auch nichts kassiert. Das Ganze wäre als besonders unangenehmes Bootsunglück in die Geschichte eingegangen, aber diese Art von Unfällen passierte eben immer wieder. Zoran hätte sich vielleicht damit gerechtfertigt, dass er ein rasches Ausweichmanöver durchführen musste, sonst wäre er mit einem anderen Boot zusammengekracht. Und wenn es diese Art von Zeugen nicht gab, hätte man schon jemanden gefunden, der gegen gutes Geld geschworen hätte, dass es sonst zu einem Zusammenstoß gekommen wäre. Und als vor seinem geistigen Auge die beiden Boote aufeinander zurasten, fiel Batović plötzlich die Lösung ein: Zoran Mitśić ! Der hatte sich in den vergangenen Monaten enorm bewährt, hatte auch schwierigste Aufgaben zur vollen Zufriedenheit gelöst – selbst seine ursprüngliche politische Einstellung störte mittlerweile niemanden mehr. Denn wie in einem kommunizierenden Gefäß hatte sich sein linkes Gefasel mit der Höhe seines Kontostandes verringert, nur sein Hass gegen wirklich rechtsextremes Gedankengut hatte darunter nicht gelitten, das ließ er seine Freunde immer wieder wissen. Und deshalb hatte sich auch an seiner Abneigung gegenüber Jörg Haider – davon war Batović ziemlich überzeugt – nichts geändert.
„Wir haben Probleme mit deinem Freund in Kärnten.“ Sie hatten ein Treffen im Maximir Park, beim mittleren der drei Teiche, vereinbart, Batović hatte den Chauffeur gebeten, ihn einfach beim Park-Eingang aussteigen zu lassen – in etwa einer halben Stunde, so ließ er den Fahrer wissen, würde er wieder zurück sein. Am Abend zuvor hatte es eine kleine, aber hochrangige Sitzung in jenem Konferenzraum des Regierungspalastes gegeben, von dem die eigenen Abhör-Spezialisten immer versicherten, dass dort absolut keine Wanzen zu finden seien. Das Gespräch