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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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hatte gar nicht lang gedauert: Für alle Beteiligten war klar gewesen, dass es so etwas wie einen Mordauftrag – noch dazu gegenüber einem ausländischen Politiker – nicht geben dürfe. Trotz der großen Gefahr, der sie sich ausgesetzt sahen. Denn würden sie selbst mit den Korruptionsvorwürfen konfrontiert werden, könnte das zum Sturz der Regierung oder zumindest des Regierungschefs führen – und das musste mit allen Mitteln verhindert werden. Batović hatte ihnen dann eine Lösung angeboten: Zoran Mitśić . Er sei ein verwegener Bursche, der zwar einen schmutzigen Job nicht selbst ausführen würde, der aber mehr als einmal angeboten habe, mit ausgesuchten Leuten zu Hilfe zu kommen, sollten seine Dienstgeber aus irgendwelchen Gründen in Schwierigkeiten geraten. Diese Männer würden auch vor einer Gewalttat nicht zurückschrecken. Man müsse nur, darüber war sich die Runde dann einig, Mitśić klarmachen, dass der Kärntner Landeshauptmann das Schicksal der kroatischen Regierung in den Händen habe, und damit auch das aller, die von dieser Regierung profitierten. Und Batović vergaß nicht zu erwähnen, dass Mitśić ohnehin schon so etwas wie eine tiefsitzende Grundabneigung gegen Jörg Haider habe, was die Sache sicher um einiges leichter machen würde.
    „Was ist das für ein Problem?“, fragte Zoran, spannte den Schirm auf und hielt ihn schützend über sich und seinen Gesprächspartner. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen, der schmale Weg war zwar noch einigermaßen trocken, weil sich die Äste der Bäume wie ein Tunneldach über sie spannten, doch zwischendurch tropfte es immer wieder von Blättern auf sie herunter. Im herbstlichen Park waren kaum andere Spaziergänger zu sehen. Batović hatte sich vorgenommen, Zoran die Geschichte in homöopathischen Dosen zu verfüttern: Erst einmal sprach er vom Erpressungsversuch, der zum Sturz der Regierung führen könnte („… und dann sind wir alle dran, und wenn ich alle sage, meine ich uns alle und dich auch …“). Dann machte er eine Pause, um das eben Gesagte einsickern zu lassen. Batović blickte vorsichtig von der Seite in die rechte Hälfte von Zorans Gesicht – er glaubte durch die Schädelknochen, die Muskeln und die Haut quasi zusehen zu können, wie sein Partner die Erzählung verarbeitete.
    Dann legte er ein Schäufelchen nach. Weil er wusste, wie sehr Zoran seine Heimat liebte und vor allem, wie großen Wert er darauf legte, dass das Küstengebiet rund um seine Stadt Poreč weiterhin öffentlich zugänglich war, berichtete er ihm, wie die Kärntner Vier-Länder-Bank („Dir brauche ich nicht zu erklären, wer wirklich dahinter steckt …“) riesige Streifen an Meeresküste aufgekauft hätte, und das zu einem Spottpreis. Dann wurde alles umgewidmet und, tatarata, gleich war das Gebiet hundertmal so viel wert – wer beim anschließenden Verkauf mitgeschnitten habe, sei ja wohl klar. Batović machte wieder eine Pause. Mittlerweile waren sie schon fast um den ganzen See gegangen, der Regen war stärker geworden, die Bänke neben dem Weg waren alle nass und leer, bis auf eine, auf der ein Obdachloser mit seinem kärglichen Hab und Gut lag.
    „Warum erzählst du mir das alles?“, fragte Zoran, nachdem er wieder ein paar Minuten stumm neben Mirko Batović hergegangen war. „Nur so, ich weiß ja, dass du dich immer wieder nach dem Kärntner Landeshauptmann erkundigt hast, ich meine, immer wenn du etwas in der Zeitung gelesen und dann bei uns nachgefragt hast, wie denn das eine oder andere zu verstehen sei. Ich dachte nur, du würdest vielleicht …“ Batović ließ den Satz unvollständig. Und Zoran fragte auch nicht nach.
    Ein Motorboot mit einem Mann und einer Frau an Bord war am Steg vor der Villa Lido gelandet. Jasmin hatte Kropfitsch ums Hauseck verschwinden gesehen und war noch einen Moment sitzen geblieben. „Hoffentlich habe ich jetzt keinen Fehler gemacht“, dachte sie, und hoffte, dass das mit den Kirchtürmen doch keine Bedeutung haben würde. Sicherheitshalber nahm sie das Handy aus der Handtasche und rief Franz Bugelnik an, um ihm mitzuteilen, was eben vorgefallen war. Der Kriminalkommissar klang nicht erbaut darüber, er brach das Gespräch rasch ab, nicht ohne Jasmin den dringenden Rat zu geben, in ihre Wohnung zurückzukehren.
    Als Jasmin die Wohnungstür aufsperrte, lag am Boden ein Briefkuvert: jemand musste es unter dem Türspalt durchgeschoben haben. Sie bückte sich, nahm es an sich, sah, dass vorne nur ihr

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