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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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„Schaller und Weber“, wo ihm Großmutter ein Päckchen Mannerschnitten gekauft hatte. Während sich David im Geiste den Geschmack der Haselnussschnitten auf der Zunge zergehen ließ, sah er eine weitere Eintragung: „Café Apfelstrudl – Austrian specialties, Goulash, Wiener Schnitzel.“ Das musste es sein, da war David sicher, Haider würde doch lieber in ein authentisch österreichisches Lokal gehen statt in ein deutsches …
    Er blickte auf die Uhr: Es war knapp nach sieben Uhr Abend, sein Magen knurrte. Er schrieb die Adresse auf den Notizblock, den das Hotel freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, und machte sich auf den Weg. Die Lexington Avenue war vollgestopft mit gelben Taxis: Die meisten waren besetzt, einige hatten die „off duty“-Lichter eingeschaltet, was David darin bestärkte, zu Fuß zu gehen: Fünfzehn Straßen Richtung Norden, zwei Avenues musste er queren, in einer halben Stunde würde er es leicht schaffen. Er kreuzte die Third Avenue auf der 60. Straße und ging stadtauswärts weiter. Schräg gegenüber lockte ein „Gristedes“, der fast eine ganze Häuserfront einnahm, mit allerlei Sonderangeboten aus dem Lebensmittelbereich. David war geneigt, hinüberzugehen, um mit einem Apfel oder einer Banane den schlimmsten Hunger zu stillen, entschied sich dann aber doch dagegen – er wollte schließlich im „Apfelstrudl“ ein ausgiebiges Abendessen genießen. Was, wenn sich Jörg Haider ebenfalls entschieden hatte, dort zu speisen?, schoss es ihm kurz durch den Kopf, doch dann verwarf er den Gedanken wieder: Zweimal würden sie sich nicht per Zufall treffen, davon war er überzeugt.
    Am Ende schien es so, als bestünde die Stadt nur aus Restaurants. David hatte schon die 85. Straße auf der Second Avenue überquert, sein Hunger war durch den Spaziergang nicht kleiner geworden. Endlich stolperte er nicht wieder über irgendein Dinner-Special, sondern blickte in einen Laden, der Betten, Tische und Schränke, alle aus Holz, feilbot. Er blieb einen Moment stehen und überlegte, ob er vielleicht eine Küche aus diesem wunderbaren Naturprodukt machen lassen sollte. Er hatte ja Eleanor schon lange versprochen, dass die Renovierung des Hauses in der Küche beginnen würde, aber dieses nackte, unbehandelte Holz, das im Schauraum ausgestellt war, würde ihr vielleicht doch nicht gefallen. David setzte sich wieder in Bewegung, zwei Lokale weiter war er am Ziel. 1654 Second Avenue, das musste es sein: Und der Blick durchs Fenster überzeugte ihn auch. Einige Tische waren frei, an den anderen saßen zwei Männer, ein Mann und eine Frau, eine – so schien es – Familie mit drei Kindern. Er trat ein.
    „Nur für Sie?“ Er bejahte und die Kellnerin führte ihn an den Tisch am hinteren Ende des Raums. David hatte nur kurz Zeit, einen Blick in die Vitrine zu werfen, in der unterschiedlichste Mehlspeisen lockten. Es reichte, um seinen Mund wässrig werden zu lassen, doch noch musste er etwas warten. Er warf einen Blick in die Runde: Das große Foto mit Luciano Pavarotti und einer zarten Frau, das gleich neben seinem Tisch an der Wand hing, stach ihm sofort ins Auge. Es sah aus, als würde damit ein Diätprodukt beworben: „So (links) sehen Sie aus, wenn sie ungebremst in sich hinein löffeln, oder so (rechts), wenn Sie die Schlankheitspillen nehmen.“ An den Wänden aus rauen Backsteinen hing allerlei Schnickschnack. Sieht so der Raum aus, dachte er plötzlich, wo der Mann, der darauf hinarbeitete, Europa ins Unglück zu führen, sein letztes Abendmahl einnehmen wird?
    David nahm die Speisekarte und blätterte. Er hatte schon ewig kein Wiener Schnitzel mehr gegessen, es musste 1986, damals bei der Reise mit den Großeltern nach Wien gewesen sein, dass er diese österreichische Nationalspeise schätzen gelernt hatte. Und jetzt würde er einen Salat dazu bestellen, nur für die Auswahl der Nachspeise wollte er sich noch etwas Zeit lassen.
    Jasmin ging zum Bücherregal, nahm drei Fotoalben heraus und setzte sich an den Couchtisch: Gemeinsam mit Stefan hatten sie die USA-Reise genau dokumentiert, Manhattan mit seinen Wolkenkratzern gab unendlich viele Motive her, aber sie hatten auch sonst überall fotografiert. Die Fotos waren digital aufgenommen worden, doch Jasmin wollte von den besten Aufnahmen auch Abzüge haben, die hatte sie dann in mehrere Alben geklebt. Die Geschichte mit dem Apfelstrudel, die sie eben gelesen hatte, kam ihr sehr bekannt vor. Sie blätterte im Fotobuch, das mit „New

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