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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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sieben. Er wollte doch erst spät oder am Montag zurück sein. Ich melde mich.
    «Ja, hier ist Arne.»
    Mein Gott, so tief hatte ich seine Stimme gar nicht in Erinnerung. Er hat eine ganz schöne sanfte und tiefe Stimme. Ganz weich. Er fragt mich: «Was meinst du? Sollen wir uns heute abend treffen?» Richtig süß. Doch noch ’n bißchen unsicher. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. «Sollen tun wir gar nichts», antworte ich, «aber ich möcht mich gerne mit dir treffen.»
    Er kommt. Wieder dieser leuchtende Blick hinter der Glasscheibe, als ich ihm die Tür aufschließe. Wieder seine Umarmung. Immer noch genauso lieb. Ich sehe in seine Augen, spüre seine Lippen. Seine weiche Haut. Er möchte noch auf ’n Bier in ’ne Kneipe. Wir gehen in den Leewenzahn. Ich unterhalte mich gerne mit ihm in ’ner Kneipe. Jochen wollte das auch immer mit mir. Da hab ich das dann meistens abgeblockt. War zu faul. Hatte keinen Bock auf den Rauch in der Kneipe. Wußte nicht, was ich mit ihm da sollte. Traurig, daß mir das jetzt erst bewußt wird, daß wir uns einfach nichts mehr zu sagen hatten, als daß ich mich auf ’n Abend mit ihm in ’ner Kneipe freuen konnte. Es sei denn, wir hatten uns wirklich mal wieder was zu erzählen. Mit Arne hab ich mir jetzt viel zu erzählen. Muß mit ihm unbedingt über sein Verhalten neulich im Bett reden.
    Ich fange schon an, mich zu ärgern, daß nicht wir miteinander reden müssen, sondern daß ich mit ihm reden muß. Er würde nicht auf die Idee kommen. Für ihn ist das ja kein Problem. Wir haben ’ne Beziehung, und ich hab die Probleme. Ich als Frau bin mal wieder dafür zuständig, das erste Problemgespräch unserer drei Tage alten Beziehung zu initiieren.
    Er reagiert total unerwartet: Doch, das Problem kennt er. Seine letzte Freundin hat auch nicht die Pille genommen. Und er könne das verstehen, daß Frauen sich weigern, die Pille zu nehmen.
    Was sind denn das für Klänge? Hört sich ja ganz vernünftig an. Das ist ja schon mal wenigstens etwas. Trotzdem. Ich kritisiere an ihm, daß er das Thema nicht von sich aus angesprochen hat. Daß ich von fortschrittlichen Männern verlange, daß sie sich genauso verantwortlich dafür fühlen. Auch beim erstenmal. Grade beim erstenmal. Daß sie grundsätzlich erst mal davon ausgehen müssen, daß die Frau nicht gebrauchsfertig daliegt, sondern daß man sich gemeinsam Gedanken über Verhütung machen muß.
    Daß diese Scheißtypen sich nicht über die Folgen Gedanken machen, bevor sie ihren Schwanz irgendwo reinstecken! Wenn frau sie mit der Nase drauf stößt, dann sagen sie, ja, sie wissen auch schon was über Verhütung. Aber immer bin ich es, die dieses etwas peinliche, die Erotik profan unterbrechende Thema ansprechen muß.
    Mit dem Tonfall der Entrüstung füge ich noch hinzu, daß es erst ein halbes Jahr her ist, daß mir ein Typ allen Ernstes angeboten hat «aufzupassen»!
    «Daß so was überhaupt noch in den Köpfen drin ist! Und das ist ’n einigermaßen intelligenter, aufgeklärter und fortschrittlicher Mann gewesen.»
    «Das heißt gar nichts», meint Arne, und natürlich muß ich ihm recht geben.
    Ich habe das Gefühl einer grundsätzlichen Übereinstimmung. Daß er geschnallt hat, was ich ihm gesagt habe, daß er es richtig findet. Auch meine Empörung über den «Aufpasser». Jedenfalls widerspricht er mir nicht. Nimmt alles, was ich gesagt habe, so hin. Sagt sogar noch: «Das heißt gar nichts.» Wir haben uns verstanden, bilde ich mir ein. Sage ihm noch, daß ich jetzt noch meine Tage habe, aber daß das Thema in wenigen Tagen akut wird.
    Ja, und was machen wir denn nun?
    Ich sage ihm, daß ich ein Pessar habe. Erkläre ihm die Wirkung des Pessars. Daß die Versagerquote in skandinavischen Ländern viel geringer ist als in der Bundesrepublik, weil dort die Aufklärung über die Anwendung besser ist. Daß ich mit Uschi zusammen im Prospekt für das Pessar festgestellt habe, daß die Pharmaindustrie selber die Anwendung so falsch beschreibt, daß frau das Pessar falsch einsetzen muß, ginge sie nach dem Prospekt vor. Daß es ein relativ unschädliches Verhütungsmittel ist, weil es nicht längerfristig in den Körper eingreift wie Pille oder Spirale und nur mit ganz wenig spermicider Creme benutzt zu werden braucht, die obendrein nicht so ätzend ist wie patentex brutal, wo ich mir mal die ganze Scheidenflora mit kaputtgemacht habe. Und frau kann das Ding eben jahrelang benutzen. Ein relativ billiges Verhütungsmittel also

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