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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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mich erinnere, daß der letzte Typ, in den ich verknallt war, genau das gleiche Mundwinkel-nach-hinten-Ziehen drauf hatte und ich es da schon so männlich und hinreißend fand. Wärme in meinem Bauch und in meiner Brust, als ich feststelle, daß der Mann, der hier neben mir sitzt und den ich streicheln kann, sobald ich nur die Hand ausstrecke, mit dem ich jetzt zusammen bin und den ich anfange, lieb zu haben, genau dieselbe harte männliche Mimik drauf hat .
    Linke Frau, 24, möchte gerne unmännliche Männer...
    Widerspruch zwischen Kopf und Bauch... auch bei einer Radikal-Feministin wie mir.
    Irgendwie hat Arne mir ganz schön den Wind aus den Segeln genommen. Erst hat er gesagt, daß er es verstehen kann, daß Frauen sich weigern, ihren Körper mit Pille, Spirale oder ähnlichem zu belasten. Da bin ich also offene Türen eingerannt. Und dann, als ich ihm grade erkläre, daß Spermien erst, wenn sie den Gebärmutterhals passieren, befruchtungsfähig werden, da hat er mir prompt dazwischengeredet: «Das weiß ich.» Da hab ich gedacht, wenn er das weiß, dann brauchst du dem ja nichts mehr zu erzählen. Denn das weiß ich selber erst ein paar Wochen.
    Ich bin nämlich selber mit der Frage zur Frauenärztin gegangen, wieso frau das Pessar schon nach acht Stunden rausnehmen darf. Spermien können doch länger als drei Tage lebensfähig sein. Da hat die Ärztin mir erklärt, daß sie aber innerhalb dieser ersten Stunden durch den Gebärmutterhals durch sein müssen. Sonst sterben sie ab. Eine Information, die auch nicht gerade in jedem Aufklärungsbuch drin steht. Ich habe sie jedenfalls noch nirgends gelesen. Und ich hab nun wirklich viel über Verhütungsmittel gelesen. Und dann sagt der Typ ganz selbstverständlich: «Das weiß ich.»
    Da denk ich natürlich, daß er Ahnung hat. Und dann mochte ich nicht weiterreden, um ihm nicht Sachen zu erzählen, wo er dauernd «das weiß ich» sagt. Und als ich das Thema Sterilisation auf die Platte gebracht hab, hat er was von «später vielleicht mal eigne Kinder» und so erzählt. Was soll ich mit jemanndem, der vielleicht mal eigne Kinder haben will, über Sterilisation reden? — Also werd ich ihm die Artikel wohl erst mal nicht geben. Der denkt ja, ich halt ihn für blöd! — Wo er doch das mit den Spermien schon längst wußte! Und auch sonst alles richtig fand, was ich gesagt habe.

    Arne geht aufs Klo. Ich bezahle mein Bier und warte auf ihn. Als er wiederkommt, wundert er sich, warum ich nicht für ihn mitbezahlt habe. Ich erzähle ihm, daß ich es bisher immer mit «Heiratsschwindlern» zu tun gehabt habe. Daß die Typen immer halbwegs bei mir gewohnt haben und ich sie miternährt habe. Daß ich immer Geld verliehen habe und die Typen mir das nicht oder nur nach massiven Mahnungen zurückgezahlt haben. Daß ich von Jochen aus Bochum immer noch das Geld nicht habe, was ich ihm vor zwei Jahren geliehen habe, damit er mit mir in den Urlaub fahren kann. Daß das Schwein sich in Sicherheit wiegt, weil er da unten in Wattenscheid sitzt und ich hier von Hamburg aus nicht an ihn rankomme. Und daß ich gedacht hatte, so was gäb’s unter Genossen nicht, daß der sich frech hinstellt und behauptet, ich würde kein Geld mehr von ihm kriegen. Und daß ich deshalb unheimlich vorsichtig geworden bin, meinen Männern immer gleich Geld zu leihen oder einen auszugeben. Und daß ich keinen mehr auf meine Kosten durchfüttere.
    Als ich von Jochen Heiratsschwindler erzähle, lacht Arne. Sagt, daß er nur mit meiner Reaktion nichts anfangen konnte, daß ich entrüstet «Nein» gesagt habe, als er mich gefragt hat, ob ich sein Bier mitbezahlt habe. Und daß ich die Angst bei ihm nicht zu haben brauchte. Mir ist das ein bißchen unangenehm. Daß ich auf Grund einschlägiger Erfahrungen mit anderen Männern ihn der gleichen Haltung «verdächtige» und das völlig zu Unrecht. — Wir gehen nach Hause.
    Als wir bei mir zu Hause im Bett liegen, reicht die erste Umarmung, um das Verlangen nacheinander unbändig und überwältigend aufkeimen zu lassen... schon fließen wir zueinander... ich habe Lust... habe Lust, mit ihm zu schlafen... ich habe Lust... mir wird warm... heiß... heiß und feucht zwischen den Beinen... möchte ihn aufnehmen in mich... wenn ich seine Hände an meinen Brüsten spüre, sterbe ich fast... so schön ist es...
    Mit einer sanften Armbewegung zieht er mich zu sich heran, holt mich auf sich herauf... ich sitze auf ihm... bleibe ganz still... bewege mich noch nicht...

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