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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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obendrein. So daß die Pharmaindustrie kein Interesse daran hat, das Ding groß abzusetzen. Und deshalb die Versagerquote absichtlich hoch angegeben wird. Damit die Frauen wieder die Pille fressen.
    Es erfüllt natürlich auch nicht die Anforderung, die an jedes «moderne» Verhütungsmittel gestellt wird: nämlich daß mann nichts sieht, hört oder merkt. Aber ich bin nicht mehr bereit, meinem Körper irgendwelche unerforschten Fremdkörper zuzumuten, nur um vorher für eine filmreife Erotik präpariert zu sein. Diese kurze Unterbrechung, wenn man merkt, man will zusammen schlafen, tötet bei einem wirklich offenen Verhältnis zur Sexualität auch nichts von der Erotik. Und mann sollte es auch wieder ins Bewußtsein kriegen:

    «making love makes babies»

    Arne hört mir interessiert zu. Manchmal sagt er Sachen, aus denen hervorgeht, daß er selbstverständlich auch für die Gleichberechtigung der Frau und so ist. Doch, da ist er auch für. Findet er richtig. Aber daß er sich gar nicht darüber klar ist, wie unterschwellig bestimmte Unterdrückungsmechanismen ablaufen können.
    «Ich hab das Gefühl, du hast dich mit der Frauenfrage noch nicht groß beschäftigt.»
    «Nö, hab ich auch nicht», meint Arne etwas nuschelig.
    «Das hört man, wenn du redest.»
    Ich fange an, so ganz vorsichtig... daß Frauenunterdrückung eben nicht nur Leichtlohngruppen und § 218 heißt, sondern auch ganz verschleierte Sachen ablaufen. In privaten Beziehungen und so.
    Arne will in seinen Beziehungen keine Frauen unterdrücken. «Ich versuch, mich nicht so zu verhalten», meint er. Ganz ehrlich. Ganz naiv.
    «Nein!» haue ich mit der Faust vorsichtig auf den Tisch.
    Arne zuckt demonstrativ zusammen. Lächelt mich an. Spielt ein bißchen mit der Rolle des Eingeschüchterten. «Nein?» fragt er. «Nicht richtig?»
    Ich erkläre ihm, daß es nicht reicht, sich als Mann hinzusetzen und keine Frauen mehr unterdrücken zu wollen. Daß jeder Mann so viel frauenfeindliche Ideologie in den Kopf gebimst gekriegt hat, daß die nicht von alleine weg ist, wenn mann sich nie mehr frauenfeindlich verhalten will. Auch wenn mann es noch so ernst meint damit. Daß eine aktive Auseinandersetzung notwendig ist, um das aus dem Kopf zu kriegen, was einem zwanzig oder mehr Jahre da reingepflanzt worden ist. Daß es nicht reicht, sich passiv hinzusetzen und keine frauenfeindlichen Verhaltensweisen mehr haben zu wollen. Arne hört mir zu. Widerspricht nicht. Wir schmusen. Und dann sage ich ihm noch, daß ich einen Horror davor hatte, was da mit ihm an Auseinandersetzung auf mich zukommt. Ob ich das durchhalte. Weil wir ja auch sonst politisch sehr unterschiedliche Positionen haben. Und dazu dann noch, daß ich grade bei Frauenthemen ganz kleine Brötchen mit ihm backen muß. «Es ist doch immer gut, wenn man sich über etwas auseinandersetzen kann. Das ist doch immer gut. Wehe den Tag, wo das nicht mehr ist. Wehe den Tag!»... Seine Augen... die Dramatik, die er da hineinlegt, wie er das sagt!
    Da kommt so viel an bei mir. Da kommt an, daß er nicht irgend ’ne Feierabendbeziehung will, sondern ein wirkliches Sich-miteinander-Beschäftigen. Und daß er das mit mir will. Daß er es schön findet, wenn es mit mir lange so bleibt. Und hoffentlich nicht so schnell vorbei ist. «Wehe den Tag!» und daß er das auch als den Tod einer Beziehung ansieht, wenn keine Auseinandersetzung mehr stattfindet. «Wehe den Tag!»
    Arne erzählt mir, wie’s in Brokdorf war. Ganz nebenbei, aber doch nicht ohne, daß ich merke, daß er sich ganz gut gefällt, erzählt er mir, daß er da ganz gut Action gemacht hat. Und das mir! Wo ich in Brokdorf immer in der letzten Reihe stehe.
    Ich hab keinen Bock, daß ich in ’ner Beziehung wieder der weniger radikale, weniger mutige Teil bin. Typische Rollenverteilung. Aber ich hab auch keinen Bock, mich unter Zugzwang setzen zu lassen. Will mir nicht an «ihm» ein «Vorbild» nehmen. Ich will meinen politischen Weg gehen. Dabei hatte ich doch extra nach «unmännlichen» Männern verlangt. Ich will keinen Helden als Mann! Auf Marlboro-Typen steh ich nicht. Drei Tage Beziehung. Die Probleme beginnen.
    Mitten in unserer Unterhaltung wird mir plötzlich bewußt, daß er öfters die Mundwinkel nach hinten zieht, wenn er im Satz eine kurze Pause macht: eine harte männliche Geste. Bemerke mit Entsetzen die Wärme, die mich durchströmt, als ich das beobachte. Ich fahre total auf so ’ne harte männliche Mimik ab. Um so schlimmer, als ich

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