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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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genieße es, ihn in mir zu haben... ganz ruhig... nehme ihn mit meinem ganzen Körper auf... sehe sein schönes Gesicht unter mir... seine weichen, dunklen Wimpern... seine warmen Augen... küsse seine Stirn... seine Augen... seine Wangen... zeichne behutsam mit meinen Fingern die Linien seines Gesichts nach... fast ängstlich, es in seiner Zartheit zu verletzen... ängstlich, daß die zarteste Berührung schon zu hart sein könnte... möchte nur lieb zu ihm sein... unendlich lieb... spiele mit seinen Haaren... möchte für immer so liegen bleiben... er in mir... ich habe das Gefühl, mein Körper reicht nicht aus, ihm die Zärtlichkeit zu geben, die ich für ihn empfinde... mein Lächeln reicht nicht aus, ihm zu zeigen, wie glücklich ich bin... ich höre sein Lachen... sein ganz entspanntes und verspieltes Lachen... schlage die Augen auf und sehe ihn unter mir lachen... leise... mit geschlossenen Augen... daß es so etwas gibt! ... Warum löst die Welt sich nicht auf jetzt... springt aus den Angeln, sprüht und blitzt... wie kann die Erde sich so weiterdrehen, als wenn nichts wäre...
    Wieder dieses Meer, das aus mir herausfließt und mich ein letztes Mal von ihm besoffen macht... das mich ganz naß noch ein letztes Mal die Hitze spüren läßt, die er in mir hinterlassen hat...
    Am Morgen hat Arne einen dicken roten Knutschfleck am Hals... ich kann mich an nichts erinnern...

    Meine Fotokopien landen erst mal in der Versenkung. Die kann ich ihm doch jetzt nicht mehr geben! Er fand doch alles richtig, was ich gesagt habe. Daß er genauso verantwortlich ist. Und daß er das nicht mir überlassen kann. Das fand er doch alles richtig. Und das mit den Spermien wußte er auch! Der denkt doch, ich halte ihn für blöd, wenn ich ihm jetzt noch die Artikel gebe!
    Die ganze Zeit denke ich: Scheiße, daß er kein KB-Genosse oder Sympathisant ist. Dann hätte ich schon längst ganz unkompliziert fragen können: «Sag mal, hast du vor vier Wochen nicht die beiden Artikel auf den Frauenseiten gelesen?» Dann wäre der Arbeiterkampf unsere Informationsquelle. Dann könnte ich ihn viel lockerer darauf aufmerksam machen, daß er da wohl was «überlesen» hat. Aber Arne ist ein «Autonomer», der den AK nur liest, um sich hinterher besser vom KB abgrenzen zu können. Damit hat er mich sowieso schon oft genug genervt. Daß er immer in knapper und prägnanter Kurzform abfällige Bemerkungen über die Politik des KB macht. Und das, wo er doch weiß, daß ich schon einige Jahre mit dem KB sympathisiere. Die Politik auch im wesentlichen richtig finde. Nur in der Frauenpolitik. Da war mir der KB immer nicht radikal genug. Aber trotzdem bin ich Sympathisantin. Und das weiß er. Und dann soll er nicht dauernd auf so einer oberflächlichen Spruchebene solche Anmachen gegen den KB loslassen. Und jedesmal ohne mich zu fragen, ob ich da vielleicht eine andere Position zu habe. Er kotzt sein Statement raus und ist zufrieden. Und ich ärgere mich die Platze, daß er den KB so runtermacht. Immerhin identifiziere ich mich ja doch zu einem gewissen Grade damit. Nur meistens wählt er Beispiele aus seinem Arbeitsbereich. Aus der Anti-AKW-Bewegung. Und da kann ich natürlich nicht kontern: du spinnst. Da hat der KB ’ne richtige Politik gemacht, sondern ich könnte nur sagen: Ich hab das zwar nicht miterlebt, weil ich nicht in der Bewegung aktiv bin, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß der KB da so ’ne Scheiße gemacht hat, wie du das darstellst. Da, wo ich bisher in praktischen Arbeitszusammenhängen steckte, hat der KB ’ne vernünftige Politik gemacht. Mit Fehlern zwar, die macht jeder... aber in den Grundzügen immer eine konsequentere und realistischere Politik als andere Organisationen und die Autonomen.
    Aber ich habe noch nicht einmal Lust, überhaupt etwas zu sagen, wenn es ihn scheinbar gar nicht interessiert, wie das bei mir ankommt. Entweder er will mir hintenrum sagen: «Du bist ja nicht ganz dicht, daß du mit so einer Scheiß-Organisation sympathisierst.» Oder er will mir gar nichts damit sagen und macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, wie das bei mir ankommt. In beiden Fällen nimmt er mich jedenfalls nicht ernst.
    Ein paarmal lasse ich mich von seinen Sprüchen einschüchtern. Fühle mich in diesen Situationen beschissen, kann es aber selber noch nicht so richtig fassen, was da eigentlich für eine «Kommunikation» abläuft in solchen Momenten. — Als es mir endlich klarer wird, spreche ich es an. Arne sieht

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