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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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ich weiß.
    Aber so ganz auch wieder nicht. Denn ich merke bei mir selber, daß ich doch ganz unbewußt differenziere: in Männer, die wirklich ganz schöne Haare haben und denen es auch steht. Und in Typen, die wirklich den Eindruck machen, als tragen sie ihre langen Haare wirklich mehr aus antiautoritärer Apo- oder Anarcho-Überzeugung. Und außerdem ist es ja wirklich so, daß überwiegend so junge Bengel lange Haare tragen, die noch zur Schule gehen oder so. Die ich vielleicht ganz sympathisch finden kann, die aber für mich nicht weiter «in Frage» kommen.
    Kurz und gut: Ich finde lange Haare jedenfalls total unerotisch. Nebenbei bemerkt, mag ich auch bei den meisten Frauen kurze Haare lieber, nur bei Frauen stört’s mich nicht so, weil ich mich sowieso nur ganz selten von Frauen erotisch angezogen fühl... aber wenn, dann sind’s auch immer Frauen mit kürzeren Haaren. Jedenfalls sitzt das mit den Haaren ganz schön tief bei mir.

    Wir gehen ins Kino. . Mit Klaus Kinski.
    Kann sein, daß der Film schlecht ist. Kann sein, daß Klaus Kinski Büchner überhaupt nicht gerecht wird. Heute abend kann ich an diesem Film keine literarischen Maßstäbe anlegen. Sehe nur das Eifersuchtsdrama. Daß «lieben» wieder «leiden» heißt. Büchner in seiner Zeit. Der war ein revolutionäres Stück. Sicher. Immer in seiner Zeit zu sehen.
    Aber Mord aus Eifersucht ist etwas, was ich nicht in seiner Zeit lassen kann. Über mir schlägt etwas zusammen. Ich bin gerade wieder dabei, eine Beziehung anzufangen. Und nicht irgendeine. Sondern eine Beziehung, wo mir jetzt schon klar ist, daß ich mit meinen Gefühlen nicht auf Sparflamme kochen kann, daß meine Gefühle mich jetzt schon überfrauen.
    Aber den Woyzeck haben seine Gefühle doch nur deshalb übermannt, weil... die Beziehung zwischen den beiden... da spielt sich doch gar nichts ab... da kann ich mich doch gar nicht mit identifizieren. Ich spinn doch... darum geht’s doch gar nicht... ich lasse mich wieder darauf ein, jemannden zu lieben... und genau das wird mich eines Tages vielleicht, bestimmt wieder so fertigmachen... weil es doch meistens so war... die Typen hatten doch immer was mit anderen Frauen... schöner Anspruch, nicht eifersüchtig sein zu wollen... ich kann das nicht... ich will das nicht... eines Tages wird der Typ dann auch ankommen und sagen... und übrigens hab ich da was mit ’ner anderen Frau angefangen, und ich bin sowieso dagegen, sich so aufeinander zu fixieren... ich will nicht... ich will nie wieder jemannden so lieb haben, daß er mir damit so weh tun kann... ich bin schon wieder dabei... ich will nicht... Woyzeck... warum bringst du Marie um... ich kann dich ja so gut verstehen... aber dadurch hast du sie doch auch nicht wieder... ich will ihn nicht lieben... soll ich wirklich eine solche Beziehung wieder anfangen... ich kann doch von einem Mann keine «Treue» erwarten... die sind doch alle so...

    Hinterher im Leewenzahn unterhalte ich mich mit Ervin über meine Anzeige. Ich will gleich vorbauen, daß meine Anzeige weder eine Heiratsannonce noch was für schnelle Nächte sein soll. Er ist erleichtert. Dachte, ich hätte schematische Erwartungen an ihn. Atmet auf, daß ich nichts von ihm will. Ich atme auf, daß er nichts von mir will.
    Wenn wir schon soweit sind, kann ich ihm auch von Arne erzählen. Tu ich auch. Mit dem nachdrücklichen Hinweis, daß ich so was von ’ner Anzeige normalerweise nicht erwarte.
    Irgendwann gehen wir, stellen noch fest, daß wir uns gegenseitig ganz sympathisch finden, aber beide doch nicht wissen, ob wir Lust haben werden, uns wiederzutreffen.
    Muß ich Arne eigentlich sagen, daß ich mich mit den anderen Typen treffe? «Hintergehe» ich ihn, wenn ich ihm nicht sage, daß ich nicht sofort alle anderen Briefe wegschmeiße? Denkt er vielleicht, ich wolle ihm «untreu» werden?
    Ich bin ja wohl nicht ganz dicht. Außerdem weiß er ja, daß ich noch fünfzehn andere Angebote hab. Soll er mich doch mal fragen, wenn’s ihn wirklich interessiert... Aber das frustigste an der Sache ist, daß Arne mich eben nicht fragt. Es interessiert ihn nicht. Dabei möchte ich ihm so gerne sagen, daß ich ihm treu bin... !!! Will ich ihm denn wirklich treu sein? Im letzten halben Jahr hab ich doch so darauf beharrt, daß mir keiner reinreden kann. Daß ich mich da nicht einschränken lasse. Daß ich schlafen kann, mit wem ich will... (und hab’s nicht getan...)

    Am Sonntagabend klingelt das Telefon schon um

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