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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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aufwachen, wenn man sich noch keine 24 Stunden kennt?
    Erinnere die Nacht mit Klaus, wo ich mich auch wohl gefühlt habe, mit ihm zu schlafen, aber dann hinterher eigentlich hätte nach Hause gehen sollen. Nur noch dageblieben bin, weil er mich darum gebeten hatte. Dem es eigentlich wichtiger war, nachts nicht alleine zu sein und morgens mit mir frühstücken zu können, als mit mir zu schlafen. Wo ich nach dem Frühstück froh war, endlich allein sein zu können, weggehen zu können, gar nicht mit ihm zusammen war, als ich mit ihm geschlafen hab. Obwohl es ganz schön war. Es war halt genug Vertrautheit da, um zusammen zu schlafen, aber nicht genug, um danach auch noch was miteinander anfangen zu können, wirklich nahe in einem Bett die Nacht miteinander zu verbringen, sich am nächsten Morgen noch wohl zu fühlen miteinander.

    Wir stehen auf. Frühstücken. Ich muß um acht Uhr auf der Arbeit sein. Am Frühstückstisch lächelt Arne mich an, sooft sich unsere Blicke begegnen. Kein peinliches Wegschauen. Kein verkrampft-lockeres «es ist nichts Besonderes, miteinander geschlafen zu haben...» Es ist was Besonderes! Wir lächeln uns an. Einfach so. Ohne was sagen zu müssen.
    Mit einer kurzen Geste mit der Teetasse in der Hand meint er: Kleiner Tip am Rande. Ich mag keinen parfümierten Tee. Ich trink ihn jetzt, aber normalerweise nicht. Ganz selbstverständlich sagt er das. Mit dem Unterton: Wir werden ja jetzt öfter zusammen essen und Tee trinken. Wir sind ja jetzt zusammen.
    Heute nachmittag werde ich unparfümierten Tee kaufen. Bevor er geht, will er sich noch meine Telefonnummer aufschreiben. Ich sage sie ihm. Mit einem ein ganz klein bißchen verlegenen Blick fragt er mich: «Wie heißt du eigentlich?» Lächelt etwas. Seine Zähne spielen entschuldigend auf seiner Unterlippe. Wir müssen beide lachen.

    Ich sitze um acht Uhr auf der Arbeit und bin glücklich. Werde ihn erst in drei Tagen wiedersehen. Freue mich darauf. Drei Tage sind doch keine Zeit. Heute nicht mehr. Früher, mit sechzehn, siebzehn, da war es lange, «ihn» drei Tage nicht zu sehen, weil «er» der einzige Lebensinhalt war. Weil man viel kurzfristiger in die Zukunft geplant hat. Nichts anderes zu tun hatte, was man wirklich wichtig fand. Gebangt hat, was «er» wohl wieder macht in der Zwischenzeit. Mit anderen Frauen und so...
    Nach der Arbeit bin ich eine geraume Weile damit beschäftigt, den Blutfleck zu beseitigen, der durch sämtliche Bettdecken bis auf die helle Segeltuch-Matratze durchgegangen ist. Als Tom zufällig in meine Wohnung kommt und diesen riesigen Blutfleck sieht, meint er: «War’s wenigstens schön?» Was für eine Frage!

    Wie packe ich denn nun die Verhütungsmittel-Auseinandersetzung an? Da waren doch vor kurzem zwei gute Artikel im Arbeiterkampf. Einer über Sterilisation und der andere von einem Genossen, der schreibt, daß er auch vor kurzem mit einer Genossin geschlafen hat, ohne sich um irgendwas zu kümmern. Und daß sie dann schwanger geworden ist. Und daß frau jeden Typen aus dem Bett schmeißen sollte, der nicht von sich aus danach fragt. Und in dem anderen Artikel stand drin, daß das mindeste, was ein linker, «frauenfreundlicher» Mann zu bringen hat, die Frage ist: «Ich hab einen Präser dabei. Brauchen wir den?» (Und dann natürlich hoffentlich auch wirklich einen dabei zu haben!) Und daß viele Männer die Sterilisation für sich überhaupt nicht in Betracht ziehen, obwohl sie keine Kinder haben wollen.
    Vielleicht fotokopiere ich ihm lieber den Artikel. Dann brauch ich die Diskussion nicht so freischwebend anzufangen. Das fällt mir bestimmt leichter.
    Es ist wirklich eine Unverschämtheit, daß die Typen von sich aus nichts sagen. Daß sie warten, bis frau sich traut, das Thema anzusprechen. Meinen die vielleicht, uns fällt so was leicht? Wir sind nur eher gezwungen, dieses Tabu zu durchbrechen. Gelernt haben wir das auch nicht gerade. Im Gegenteil: Wir haben gelernt, die Pille zu fressen oder uns ’ne Spirale in die Gebärmutter einpflanzen zu lassen, um jederzeit unkompliziert gebrauchsfertig zu sein. Gesundheitliche Risiken in Kauf zu nehmen, das haben wir gelernt! Vom Mann Mitarbeit und Mitdenken in dieser Frage zu fordern, das haben wir nicht gelernt. Dieses Bewußtsein mußten wir uns selber hart erkämpfen. Gegen all die weibliche Scheiße an, die wir selber im Kopf haben.
    Und dann fällt mir zu allem Überfluß noch die Geschichte von Gesa ein. Die mit einem Typen ins Bett geht und zu

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