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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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gerne zu mögen, aber andererseits zu sehen, daß Du ein ganz schön unverdaulicher Brocken sein kannst, hat ganz schön an mir gezerrt. Ich hab damals immer an ein Gedicht denken müssen, das eine Freundin v on mir geschrieben hat:

    eine zarte
    und unausweichlich harte
    liebe,
    nur in
    schmerzen
    vergewaltigung
    traum
    enthalten.

    Ich will nicht, daß sie mit diesem Gedicht «recht» hat. Ich will nicht wieder lieben, um zu leiden. Eine «Beziehung» soll mir Kraft geben, um meinen Alltag zu bewältigen, und der Alltag soll mir wieder Kraft für die Beziehung geben. Aber ich will keine «Beziehung», die mir die Kraft raubt, die ich für meinen Alltag brauche. «Liebe» soll nichts Mystisches sein, das mich aus undurchschaubaren Gründen kaputtmacht.
    Aber — ich will auch lieben dürfen, und meine Gefühle Dir gegenüber nicht hinter Formulierungen verschanzen, wie «ich finde unsere Auseinandersetzung gut» oder «ich hab Interesse an Dir». Männer haben mich oft genug mit ihren Sprachnormen vergewaltigt, und ich habe mich ihnen unterworfen. Gefühle hat mann nicht, mann hat Interesse, mann hat eine gute intellektuelle Beziehung, mann braucht seine Streicheleinheiten — tote Streicheleinheiten, ohne Gefühle.
    Seinen brutalsten Ausdruck hatte das darin, wenn mann eine gute sexuelle Beziehung zu mir hatte. Ich finde diesen Rationalismus ganz schön kaputt. Ich hab mich auch von Dir im ersten Moment wieder unterkriegen lassen, indem ich Dir (etwas indirekt) zu verstehen gegeben habe, ich sei auch nicht in Dich verknallt. — Anstatt zu sagen: Der Typ sagt, er ist nicht in mich verknallt. — Wie sieht es denn bei mir aus? — Aber nein, frau ist natürlich gleich dabei, sich seinen Ansprüchen anzupassen.
    Nach Deinem Weltbild ist das jetzt wieder mein Problem, aber das ist es nicht! Es ist unser Problem. Und außerdem glaube ich Dir Deine eigene Problemlosigkeit sowieso nicht. Gerade die Tatsache, daß Du Dich als gefühlsamputierter «harter Mann» gibst, zeugt davon, daß Du genau da Probleme haben mußt. (Linke Frau, 24, möchte gerne unmännliche Männer kennenlernen!)
    Mir fällt es im Moment selber nicht ganz leicht, meine eigenen Gefühle Dir gegenüber zu benennen. Einerseits merke ich wirklich nichts mehr von dem, was ich Verliebtsein nenne. Andererseits ist da aber mehr als «Interesse» oder «gute Auseinandersetzung». Ich glaube, daß ich mich wieder in Dich verlieben könnte, wenn ich es mir erlauben würde. Aber das werde ich nicht tun, solange Du Dich mir gegenüber wie ein Kühlschrank verhältst, der sich ab und zu zu ein paar obligatorischen Streicheleinheiten hinreißen läßt. Wenn du jetzt sagen willst, es hätte sich doch nichts geändert: Ich merke sehr wohl einen Unterschied, ob mann mich streichelt oder ob mann mir mit der Hand durch die Haare fährt. — Wenn Du mich früher umarmt hast, habe ich Dich gespürt, wenn Du mich heute umarmst, spüre ich nur noch deinen Arm. — Ich habe sehnsüchtig auf den Moment gewartet, wo «es» mal wieder so schön ist wie am Anfang. Aber «es» gibt’s nicht mehr, «es» ist weg, im Moment jedenfalls.
    Bloß nicht ansprechen, Männer laufen weg, wenn frau zu früh zu deutlich wird, ihm Zeit lassen, vielleicht läuft sich das irgendwie von alleine zurecht . — Aber Scheiße, nichts läuft sich von alleine zurecht . Es läuft dir höchstens weg, und irgendwann hat sich so viel ereignet, daß du es gar nicht mehr aufarbeiten kannst. Und los bist du den Typen sowieso. — Oder was hast du von jemanndem, der neben dir sitzt und doch nicht bei dir ist?
    Aber was willst Du eigentlich? Du dringst ja genausowenig noch zu mir durch wie ich zu Dir. Du bist ja auch nicht mit mir zusammen, wenn Du bei mir bist. Wieso merkst Du das eigentlich nicht? Brauchst du ’ne Frau, um Dir und anderen sagen zu können: Ich hab eine!?
    Gewohnheitsehe — tote Streicheleinheiten — gute Auseinandersetzung — Interesse...
    Aber — wieso warst Du eine Woche lang zu etwas anderem fähig? — Ich weiß nicht, wie gut Deine Verdrängungsmechanismen funktionieren, aber an etwas mußt Du Dich doch noch erinnern. Daran, daß Du mich wirklich streicheln konntest am Anfang, daß wir wirklich zusammen waren, wenn wir uns umarmten, daß wir ineinander untertauchen konnten, wenn wir uns in die Augen sahen, daß wir Wirklich zusammen waren, wenn wir miteinander geschlafen haben.
    Bevor Du jetzt sagst, das hat sich alles nur in meinem Kopf abgespielt, versuch einmal, Dich wirklich

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