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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Hause und warte darauf, daß das Telefon klingelt. Und ich sitze da alles andere als lasch. Ich sitze da sehr angespannt. Und mann läuft irgendwo ganz lasch rum und denkt ganz lasch gar nicht daran, mich anzurufen. So sieht das doch aus.
    Aber lieber einen laschen Arne, als gar keinen Arne, entscheide ich mich dann. Und als ich dann noch mal was aus dem Brief anspreche, da sagt er, er hätte ihn nicht so genau im Kopf. Er hätte ihn nicht noch mal gelesen. Ich hab mich extra nicht am Sonnabend mit ihm getroffen, damit er den Brief noch mal lesen kann! Und er tut es dann nicht! — Er geht Sonnabend nachmittag auf einen Geburtstag und spielt Gespenst! Ich sage, daß mich das frustriert. Ich sage nicht, daß es eine Unverschämtheit ist. Ich will ihn doch behalten. Er ist doch jetzt nur noch ganz lasch bei mir. Dann darf ich doch auch nur ganz lasche Erwartungen an ihn haben. Zum Beispiel so lasch, daß er einen Brief von mir einmal «überfliegt» und dann nie wieder liest. Ganz lasch.
    Und außerdem hat er sich überlegt, ob das politisch überhaupt möglich ist mit uns. Er verzieht ganz ernsthaft und verzweifelt das Gesicht, als er das sagt. So, daß frau merkt, er glaubt das wirklich selber, was er da sagt. Wenn er in der DKP wäre, dann würd ich mir schon auch die Frage stellen: Ist so eine Beziehung tragfähig? Aber s o weit auseinander hegen unsere politischen Standpunkte ja nun wirklich nicht, daß das der Grund wäre, die Beziehung abzubrechen. Und schon gar nicht am grünen Tisch. Einfach von vornherein sagen: Mit unterschiedlichen Positionen ist keine Beziehung möglich! Ich würde das auf jeden Fall immer versuchen. Es kommt doch auch auf die jeweiligen Menschen an, ob so eine Auseinandersetzung trotzdem fruchtbar ist.
    Ob das politisch überhaupt möglich ist mit uns... ???? Und dann dieses Gesicht dazu! Die personifizierte Skepsis. Der spinnt doch! Ich halte das für ein vorgeschobenes Argument.
    Und dann erzählt er mir noch, daß er von seiner letzten Freundin emotional noch nicht abgenabelt sei. Und dann muß er nach Hause, weil er sich auf die Arbeit vorbereiten will.
    Wir haben nun also eine ganz lasche Beziehung. Wenn Arne sich abends auszieht und ins Bett kommt, sagt er «zupp» und verschwindet unter seiner Bettdecke. Andere Leute räuspern sich oder kratzen sich am Ohr, wenn sie ihre Verlegenheit überspielen wollen. Arne sagt «zupp».
    Als wenn es das Normalste von der Welt ist, «zupp» zu sagen, wenn mann sich die Unterhose auszieht und ins Bett kommt. Nach dem «zupp» verbarrikadiert er sich dann hinter seiner Bettdecke. Es läuft nichts. Wir haben eine ganz lasche Beziehung. «Zupp.»
    Ich rede mit ihm darüber, daß ich ihn nicht mehr streicheln mag, wenn von ihm nichts zurückkommt. Daß ich dann denke, ihn nervt das.
    Aber Arne sagt, ihn nervt das nicht. Ich wundere mich. Denke an meine «Beziehung» zu Tom. Der in aller Öffentlichkeit: «Bäh... faß mich nicht an!» geschrien und mich weggescheucht hat, als ich ihn streicheln wollte. So daß auch, alle mitkriegen: Guckt mal. Die Frau will was von mir. Aber ich hab das nicht nötig, darauf einzugehen. — Tom, dem ich dann gesagt habe, daß er mir auch etwas solidarischer sagen könnte: Laß mal. Ich hab im Moment keinen Bock zu schmusen. Der dann zustimmend mit dem Kopf genickt hat und das nächste Mal auf einer Fete wieder genau dasselbe macht.
    Ich erzähle Arne, daß ich nach diesen Erfahrungen mit Thomas eben Angst habe, jemannden zu streicheln, der meine Zärtlichkeiten nicht erwidert. Daß ich Angst vor so einer demütigenden Abfuhr habe.
    Nein, sagt Arne, so ist das nicht. Er findet es ganz schön, von mir gestreichelt zu werden. Er kann mir das nur im Moment nicht geben. Bei ihm sei das Bedürfnis, mich zu streicheln, eben nicht da. Und dann fände er es unehrlich, es dann trotzdem zu tun. Aber ich könne deshalb ruhig zärtlich zu ihm sein.
    Irgendwo hat er schon recht. Es wäre unehrlich, mich zu streicheln. Aber ich laß mich doch auf die Rolle des weiblichen Wärmespenders ein, wenn ich das mitmache: Ihm Wärme zu geben, ohne Wärme zu bekommen. Typische Rollenverteilung. Ich bin mal wieder der wärmespendende Mutterschoß, in dem der Mann sein müdes Haupt bettet. Sein warmes Nest bei mir findet, wenn er aus dem feindlichen Leben nach Hause kommt. Kann ich mich darauf einlassen? Ist das Emanzipation? — Ich rede mit anderen Frauen darüber. Inse sagt, daß sie sich auch nicht immer danach entscheiden kann, was

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