Der Tod des Maerchenprinzen
anfingen, eine Gewohnheitsehe zu führen.
Aber das Entscheidende ist für mich im Moment nicht, daß Du nicht in mich verknallt bist, sondern daß Du nicht mehr in mich verknallt bist. Ich habe nach dem Dienstag abend, wo Du mir das so beiläufig gesagt hast und nachher sehr hartnäckig darauf bestanden hast, daß das ganz unwesentlich für eine Beziehung sei, erst mal gedacht, okay, er hat recht, wichtig ist, wie wir unsere Beziehung gestalten. Aber ich hab auch versucht, die ersten Tage mit Dir in dieses Bild vom «Nicht-verknallt-Sein» einzuordnen, aber das ging nicht so recht, und jetzt ist mir auch klargeworden, daß es nicht gehen konnte. Es paßt nämlich vorne und hinten nicht zusammen, wie Du Dich am Anfang verhalten hast und daß Du mir dann erzählst, Du seist nicht verknallt, glaubst nicht an «Liebe auf den ersten Blick». (Wo hast Du das überhaupt her? Davon hab ich nicht geredet!) Seist vor ’n paar Jahren zuletzt verknallt gewesen und so was könne sich höchstens langsam entwickeln. Woran ich gemerkt habe, daß auch Du am Anfang in mich verliebt warst, darauf gehe ich nachher noch ein. Für mich ist im Moment nur erst mal wichtig, daß es so war und daß ich glaube, daß Du irgendwann vor diesen Gefühlen weggelaufen bist — warum und ab wann das so war, kannst in erster Linie nur Du selber beantworten, ich kann da nur spekulieren. Für mich kann ich sagen, daß ich auch schon nach ein paar Tagen von meiner rosaroten Wolke runtermußte, als ich mich gezwungen sah, die erste wesentliche Auseinandersetzung konsequent durchzustehen. Verliebt sein und konsequent bleiben ist nicht leicht miteinander zu vereinbaren, und da ich nicht mehr bereit bin, einem Mann zu «liebe» hinter meine eigenen Forderungen zurückzufallen und von Anfang an ich selber bleiben will, hat erst mal meine Verliebtheit darunter gelitten. (Wenn ich ehrlich bin, meine Konsequenz aber auch ein bißchen, aber nicht mehr so doll wie früher.)
Ich hab zwar die ersten Zweifel gekriegt, ob ich eine Beziehung zu Dir überhaupt haben kann, ohne mich selber aufzureiben. Aber meine Verliebtheit war nicht schlagartig zu Ende. Richtig eingefroren bin ich erst, als Du für mich immer unnahbarer wurdest. Ich find es auch falsch, wenn Du mir den Schwarzen Peter zuschiebst und sagst, es sei mein Problem, wenn ich Sachen aufstaue und nicht mit Dir reden kann. Ich Trottel hab das erst mal so hingenommen. Jetzt ist mir klargeworden, was das für ein hanebüchener Quatsch ist.
Kommunikation und auch Nicht-Kommunikation ist immer die Sache von mindestens zwei Menschen. Ich weiß gar nicht, wo ich ansetzen soll, um Dir das zu erklären, weil es meiner Ansicht nach sonnenklar ist. Du schiebst mit deiner These schön alle Verantwortung von Dir ab und hast dann deinen Kopf wieder für «höhere» Dinge frei. Über Beziehungs- und Kommunikationsprobleme nachzudenken ist dann meine Sache, wie es sich für eine gutbürgerliche Durchschnittsehe gehört. Vielleicht überzeugt es Dich, wenn ich Dir sage, daß ich mit anderen Menschen, auch mit einigen Männern, diese Schwierigkeiten nicht habe/hatte. Dir muß doch klar sein, daß auch Du einen Anteil an so einer Situation hast.
Und meiner Ansicht nach besteht dieser Anteil eben zu einem Teil aus deinem Abschotten, mich nicht mehr an Dich ranlassen. (Bei alldem frag ich mich immer wieder, wie konntest Du eigentlich dazu kommen, Dich selbst als «unmännlicher Mann» einzuschätzen?????????)
Das schlimmste ist, daß Du noch nicht mal merkst, daß sich das Klima zwischen uns geändert hat, ich hätte mich Dir gegenüber nicht anders verhalten, sagst Du. Du siehst es deshalb nicht, weil Du mir gegenüber genauso eingefroren bist und Dir erst mal subjektiv nichts fehlt. Was hat es bei Dir eigentlich ausgelöst, daß ich Dir nach einer Woche «Beziehung» gesagt habe, ich hätte schon den Gedanken gehabt, bloß raus hier, bevor es dir zu schwerfällt. Im Moment bist du noch «nur» verliebt, wenn’s erst mal mehr wird, läufst du noch mehr Gefahr, dich für die Beziehung und gegen dich selber zu entscheiden. Und daß das bei uns zur Alternative werden kann, hab ich ziemlich früh gesehen.
Bin ich Dir vielleicht zu «schwierig» gewesen, daß ich Dir nach einer Woche schon mit solchen Klamotten gekommen bin? Mir fällt jetzt auch auf, daß Du damals gar nichts dazu gesagt hast. — Ich wüßte gerne, was sich in dem Moment in Deinem Kopf abgespielt hat.
Und dieser Widerspruch, Dich einerseits unheimlich
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