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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Gefühl habe, mit dir könnte ich so was wie eine gemeinsame Sexualität entwickeln. Das konnte ich vorher nicht.» Und daß ich meine, daß es schon einen Ansatz von Objekthaftigkeit ausdrückt, weiterhin Lust zu haben, wenn man merkt, der andere hat keine Lust. Daß das in meiner letzten Liaison so war und daß es jetzt mit ihm ganz, ganz anders ist.
    Es war schwer, unheimlich schwer, das alles über die Lippen zu bringen. Es diesem Mann zu sagen, der hier neben mir sitzt und fast nie mit mir schlafen will. Aber nun ist es raus. Was nun wohl kommt. Ich warte.
    Arne sieht hinaus auf die Elbe. Auf die Schiffe und auf die Lichter.
    «Ich weiß, daß ich... verknallt bin», sagt er dann.
    Den mittleren Teil des Satzes habe ich akustisch nicht verstanden. Frage nach: «Daß du in mich verknallt bist?»
    «Daß ich nicht in dich verknallt bin», korrigiert Arne cool und trocken.
    Ruhig bleiben. Nach außen hin ruhig bleiben. Schlucken. Stille. Dunkelheit. Lichter auf der Elbe. Ein Holzklotz unter mir. Ein Holzklotz neben mir. Ein Holzklotz, der dann mit ganz unbeteiligter Stimme fragt: «Schockt dich das jetzt?»
    «Ja!» sage ich, ohne lange zu überlegen. Das schockt mich wirklich. «Weshalb bist du denn dann mit mir zusammen?»
    «Weil ich unsere Auseinandersetzung gut finde.»
    In mir brodelt es. Heiß und undefinierbar. Irgendwie bekannt und doch anders. Er hat eben nicht so ’n großes Interesse, mit mir zu schlafen, weil er nicht in mich verknallt ist, sagt er. Das leuchtet mir ein. Aber es ist ja nun so gar nicht das, was ich erwartet habe zu hören. Er sagt, daß er in seine letzte Freundin auch nicht verknallt war. Daß er lange nicht mehr verknallt war. In die Frau davor, in die war er verknallt, ja. Aber in seine letzte Freundin auch nicht. Und er glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick. So was kann sich höchstens langsam entwickeln.
    Allmählich fange ich mich wieder. Sage, daß ich es übel finde von ihm, daß er so was nicht mal von alleine sagt, und eher sagt. Daß das typisch männlich ist, daß er sich keine Gedanken darüber macht, in was für eine Situation er Frauen damit bringen kann. Daß es meistens so ist, daß er sich keine Gedanken darüber macht, in was für eine Situation er Frauen damit bringen kann. Daß es meistens so ist, daß Frauen mehr Gefühle investieren und dann die Angeschissenen sind. Daß er sich darüber Gedanken machen muß, in was für eine Scheißsituation er die Frau bringt, wenn die nämlich Gefühle investiert. Daß ich es hundertmal erlebt habe, daß ich mehr Gefühle entwickelt hab als die Typen und und und...
    Arne sieht das nicht. Das mit den Frauen schon gar nicht. Es kann doch ebensogut sein, daß der Mann abhängiger ist. Das kann doch genausogut sein...
    Und daß er das hätte ansprechen müssen und nicht so zufällig in einer Diskussion fallenlassen, wenn ich grade ein damit zusammenhängendes Thema wie Sexualität anspreche, daß er es von sich aus hätte ansprechen müssen, sieht er auch nicht.
    «Es kommt doch nicht drauf an, ob ich verknallt bin oder nicht, sondern wie ich mich in der Beziehungv erhalte» ,sagt er. «Und es ist ja nun nicht so, daß ich gar nicht mit dir schlafe. So ist es ja nun auch nicht.» Und seine Augen bekommen einen fesselnden, durchdringenden Ausdruck bei den letzten Worten. Seine dunklen, weitgeöffneten Augen im schwachen Licht, das von der Elbe herüberscheint. Wie er sie nur für einen kurzen Augenblick weit aufreißt und mich ernst anguckt, während er das sagt: «So ist es ja nun auch nicht!» Diese dunklen, drohenden Augen, die zu diesem letzten Satz keinen Widerspruch dulden. Deren Feuer mich in einem Sog fortreißt und mir wieder diese Hitze durch den ganzen Körper treibt.
    Herzklopfen.
    Nein, so ist es ja nun wirklich nicht. Seine feuersprühenden Augen fordern von mir, sich daran zu erinnern, daß wir ja letzte Woche miteinander geschlafen haben. Und ich erinnere mich. Erinnere mich gut. Zu gut. Ich will mit ihm schlafen. Ich will ihn wieder ganz. Ihn — nicht nur das Feuer in seinen Augen.
    Es dauert. Dauert eine ganze Weile, bis ich mich von diesem Blick wieder erholt habe und weiterreden kann.
    In meinem Kopf haben sich zwei Augen festgebrannt und der Satz: «So ist es ja nun auch nicht!»
    Ich versuche ihm klarzumachen, daß es immer so war, daß Typen sich mit mir eingelassen haben und wenn ich dann emotional total drinhing, hieß es plötzlich: Ach nee, Moment mal, so hab ich das gar nicht gemeint. Ich wollte

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