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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Weil Freitag ist und er sich freitags meistens irgendwo bis spät in die Nacht hinein besäuft.
    Sonnabend mittag klingelt das Telefon. «Hier ist Arne. Ich hab deinen Brief heute gekriegt... und find ihn größtenteils richtig.»
    Ich atme auf .— Und ob ich denn heute nachmittag Zeit hätte? — Ich erinnere ihn noch mal daran, daß ich mich erst wieder mit ihm treffen will, wenn wir über den Brief reden.
    Den hätte er aber erst einmal überflogen. — «Denn möcht ich mich erst Montag mit dir treffen. Dann kannst du ihn noch mal lesen.»
    Wir verabreden uns für Montag. Sonntag ist die Gorleben-Demo in Bonn. Als Gabi und ich Sonntag morgen um fünf am Hauptbahnhof stehen, sehe ich plötzlich Arne auf der Treppe. Arne, der mit seiner BI mit dem Bus fahren wollte. Mit dem ich hier nun wirklich nicht gerechnet habe. Ich gehe zur Treppe. Stehe einen halben Meter unter ihm. Er sieht mich nicht. Liest ein Flugblatt. Ich faß ihn am Bein an. «Hallo, Arne!»
    Und dann erzählt er, daß seine BI ohne ihn abgefahren ist, daß er ¿je irgendwie verpaßt haben muß. Und daß er sich grade ’ne Karte für den zweiten Charterzug gekauft hat.
    Wir haben Karten für den ersten Zug. Arne versucht völlig selbstredend, seine Karte zu tauschen. Schafft es auch in letzter Minute. Ich freue mich. Wir fahren zusammen.
    Ohne daß noch ein Wort über den Brief fällt, gehen wir von Anfang an sehr vertraut miteinander um. Keine Berührungsängste mehr. Kumpelhafte Vertraulichkeiten.
    Er versucht dann, zwei Frauen in unserem Abteil dieses KB-feindliche Flugblatt aufzuschwatzen, was die Autonomen zu dieser Demo rausgebracht haben. Aber die beiden Frauen fallen da nicht drauf rein. Ich freu mich da unheimlich drüber. Die eine sagt, ihr Sohn hätte ihr das gestern schon gezeigt. Und daß sie den Stil der Auseinandersetzung unmöglich findet. Als Arne kurz rausgeht, sage ich den beiden Frauen, daß ich auch finde, daß er spinnt. Daß ich ihm auch schon gesagt habe, daß ich das Flugblatt bescheuert und inhaltlich platt finde.
    Nicht daß die denken, nur weil ich unseren körperlichen Vertraulichkeiten nach zu schließen seine Freundin bin, teile ich seine Position! Später erzählt er den beiden Frauen noch beiläufig, daß er gestern auf einem Geburtstag war und mit Kindern Gespenst gespielt hat.
    Auf der Rückfahrt klappen wir die Sitze runter und legen uns hin. Arnes Schweißmauken genau vor meinem Gesicht. Ich habe Bock, ihm die Füße zu streicheln und tue das einfach. Arne sagt nicht, daß ich damit aufhören soll. Also findet er das wohl gut. Und ich denk mir, wenn der nach dem Brief plötzlich wieder mehr auf so kleine zärtliche Gesten von mir eingeht, dann kann das doch nur heißen, daß er auch will, daß alles wieder besser wird. Am Hauptbahnhof verabschieden wir uns, Arne sagt von sich aus, daß er es für besser hält, heute nicht bei mir zu schlafen, also hat er meine Entscheidung akzeptiert, erst zu diskutieren, bevor wir wieder «Freizeit» zusammen machen. Daß er nun mit dem Zug nach Bonn fahren mußte, war ja Zufall. Zum Abschied küßt er mich ganz lieb. Zum erstenmal nach langer Zeit wieder.
    Als ich alleine nach Hause fahre, bin ich happy. Es wird alles gut Werden.
    Am nächsten Tag kommt Arne, um mit mir über den Brief zu diskutieren. Gleich am Anfang des Gesprächs sagt er, daß er noch was für die Schule tun muß, weil er morgen ’ne Arbeit schreibt. Und daß er deshalb nachher nach Hause will. Ich versuche, ihn zu überreden, erst zu lernen und dann zu diskutieren. Ich will nicht, daß er nachher nach Altona fährt. Er soll hier arbeiten. Und ich will nicht unter Zeitdruck stehen. Und ich will, daß er bei mir schläft. Aber er ist hartnäckig. Unsere Diskussion ist ein zeitlich begrenzter Termin.
    Und das erste, was er sagt, ist, daß er sich überlegt hat, ob es nicht besser wäre, das abzubrechen. «Das» abzubrechen! —Und ich sage, daß ich dazu noch gar nicht bereit bin.
    «Ja, das merk ich. Und das ist auch gut so», meint Arne. Und dann sagt er, daß er die Beziehung ganz lasch angehen würde, wenn wir sie weiterführen. Ganz lasch. Und das Ganze spricht er auch so betont lasch aus, daß es in mir einen ganz dollen Knacks gibt. Mit der Haltung kann mann sich immer gut allen Forderungen entziehen. Wieso, was willst du denn? Ich hab dir doch gleich gesagt, daß ich ganz lasch und so... wieder dasselbe: Männer wollen mit mir immer nur ganz lasch.
    Ich weiß doch genau, wie das aussieht. Ich sitze zu

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