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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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ihm Zusammensein. «Das ist gestern so rausdiskutiert worden», meint Arne ganz nüchtern und sachlich.
    Mann geht zu seiner verflossenen Freundin, möchte «die Beziehung wiederaufnehmen», und dann wird das so rausdiskutiert, daß die Beziehung doch nicht wiederaufgenommen wird. Ganz nüchtern. Ganz sachlich. Arne sagt nicht: Sie hat mir ’n Korb gegeben. Arne sagt: Das ist so rausdiskutiert worden, daß sie nicht mehr will. Und im gleichen Atemzug erwähnt er, daß sie sich mehr auf ihr Studium konzentrieren will. Daß das als Begründung da mit reinspielt.
    Auf der Heimfahrt frage ich Jan, was er davon hält. «Das macht er sich vor», meint Jan auch.
    Als ich zu Hause bin, frage ich mich, was da eigentlich gelaufen ist. Eigentlich sind die Sachen doch gar nicht geklärt worden. Arne hat doch kaum was dazu gesagt. Als wir ihn gefragt haben, was da eigentlich bei ihm gelaufen ist. Wieso er erst in mich verknallt war und dann plötzlich nicht mehr. Da hat er immer nur gesagt, er weiß es nicht. Alle Vermutungen, die ich angestellt habe, hat er als völlig unzutreffend abgewehrt. Und er selber hat überhaupt keine gehabt. Er macht sich gar keine Gedanken darüber. Er sitzt da und hört sich das an. Und sagt nichts. Und ich will hören, ob ich nicht vielleicht auch irgendwas falsch gemacht habe. Damit ich es in der nächsten Beziehung nicht wieder mache. Aber Arne sitzt im Schneidersitz auf dem Bett und meint: «Ich kann da nichts zu sagen. Ich kann mir das erst mal anhören.»
    Und dann hat er den ganzen Abend nicht einmal gesagt, daß er wenigstens einsieht, daß er ’n Schwein ist. Das wäre ja nun das mindeste gewesen. Er sollte doch einsehen, daß er ’n Schwein ist! Dazu war das Gespräch doch da! Auch die anderen sind gar nicht so richtig auf ihn losgegangen. Das war alles viel zu lahm. Wieso haben die denn auch nicht gesagt, daß er ’n Schwein ist?
    Und dann mochte ich auch meinen DIN-A4-Zettel gar nicht mehr aus der Tasche holen. Hab ihm gar nicht alle Sauereien an den Kopf geknallt, die er sich geleistet hat. Der ist viel zu gut davongekommen.
    Und wie er mich am Schluß angelächelt hat. Da bin ich doch wieder weich geworden. Ich hatte mir doch so fest vorgenommen, mit ihm abzurechnen. Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nichts. Und dann sagt Arne plötzlich am Ende des Gesprächs, daß er diese Auseinandersetzung gerne fortsetzen möchte. Daß er für heute genug hat. Aber daß er es gut fand und ein andermal weitermachen möchte. Und dann hat er mich angelächelt. Dieses Schwein! Und dann hab ich ihn auch angelächelt. Ich kann doch nicht nein sagen, wenn so ’n Chauvi eine Diskussion, in der solche Kritik an ihm gekommen ist, weiterführen möchte. Da kann ich doch nicht nein sagen. Das zeigt doch, daß er sich damit ernsthaft auseinandersetzen will.
    Und dann hab ich ihm gesagt, daß ich eigentlich mit dem Gedanken hergekommen bin, daß ich mich nie wieder mit ihm unterhalten will. Nie wieder. Und daß ich aber heute abend doch das Gefühl hatte, daß er was lernen will. Und daß... ich mich doch wieder mit ihm treffen will.
    Arne lächelt mich an. Ich ihn auch.

    Und dann sagt Brigitte noch, daß sie es gut fände, daß ich die Diskussion so sachlich geführt habe. Daß ich nicht in Tränen ausgebrochen bin oder so.
    «Du, ich bin drüber weg», sage ich zu ihr. Mit einem Seitenblick auf Arne. Soll er bloß nicht denken, daß ich noch was von ihm will! Ich bin drüber weg. Obwohl es erst seit vorgestern vorbei ist. Für so einen Scheißkerl wie dich brauche ich knappe zwei Tage, um drüber wegzukommen. Ich bin drüber weg.
    Als ich mit Brigitte zusammen in ihre Wohnung gehe, um mir aus Arnes Jackentasche meinen Wohnungsschlüssel rauszunehmen, sagt sie zu mir: «Das ging aber schnell.»
    «Ich hab mir vorgenommen, daß mich nie wieder ’n Typ so lange runterreißen soll. Ich sehe das nicht mehr ein, Liebeskummer zu haben. Das sollen die Typen nicht mehr schaffen!» Ich bin drüber weg.
    Mit Arne verabrede ich mich für Sonntag abend . Er sagt, daß er auch zum Bunte-Liste-Kongreß kommt und daß wir da dann ja was Genaues abmachen können.

Heute
    sterb ich

    morgen
    leb ich

    übermorgen
    weiß ich auch nicht, wie’s heute
    weitergehen soll.

    ach wie gut, daß niemand weiß —

Am Wochenende ist der Bunte-Liste-Kongreß.
    Die Diskussion am Sonnabend ist so beschissen, daß ich nachmittags halb vier abhaue. Am Sonntagmorgen sind Arbeitsgruppen. Ich bin pünktlich um zehn da, habe

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