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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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nicht lockergelassen hat. Die sich wirklich intensiv mit dir auseinandergesetzt hat. Und selber in der Frauenpolitik sehr engagiert ist. Weil solche Frauen auch immer mehr sehen, als welche, die sich nur nebenbei mit der Frauenfrage beschäftigen, ’ne Frau, die wirklich intensiv in der Auseinandersetzung der Frauenbewegung drinsteckt. Das meine ich mit
    Arne macht wirklich nicht den Eindruck, als wenn ihn schon mal eine konsequente Feministin bearbeitet hätte.
    «Doch, die Anke. Die war in ’ner Frauengruppe», sagt Arne.
    «In welcher denn?»
    Das weiß er nicht. «Aber da war mal so ’ne Veranstaltung... ich bin da mal mit hin... und hab mir das mal angehört.»
    Ich kann nur noch grinsen. «Ich bin da mal mit hin und hab mir das mal angehört.» Er war ’n paar Monate mit ihr zusammen und weiß nicht, in welcher Frauengruppe sie war. Aber er braucht die politische Auseinandersetzung in ’ner Beziehung wie Brot und Wasser. Wie Brot und Wasser.
    Aber wahrscheinlich hat er das bei ihr auch so wie bei mir gemacht. Er will ja gar nicht diskutieren. Er will mir ja nur seine Sprüche vor die Füße kotzen. Er will seine politischen Bemerkungen lossein. Das nennt er politische Auseinandersetzung. Das nennt er Brot und Wasser. Was die Frau politisch macht, interessiert ihn so wenig, daß er mir noch nicht einmal sagen kann, in welcher Frauengruppe sie war. Und das ausgerechnet bei Anke. Wo er mir die Beziehung immer als die tolle politische Beziehung darstellt. Wahrscheinlich hat er die genauso verarscht wie mich. Er brabbelt seinen Kram runter, und das nennt er Auseinandersetzung. Mich hat er ja nie gefragt, wenn ich was mit ihm diskutieren wollte. Wenn ich mich mit ihm über meine politische Arbeit auseinandersetzen wollte.
    Und dann immer seine aufgesetzten Sprüche, besonders zu Frauensachen. Da sagt irgendso ’n Pope im Fernsehen was von Unterordnung der Frau in der Ehe. Und daß Gott das so will. Und Arne fängt an, sich total gekünstelt aufzuregen.
    «O Gott! O Gott!» ruft er immer und faßt sich voller Verzweiflung mit der Hand an die Stirn. «O Gott! O Gott!»
    Ich weiß gar nicht, was das soll. Es laufen einem doch genug Frauenfeindlichkeiten jeden Tag über den Weg. Und daß die katholische Kirche nun die schärfsten Sprüche drauf hat, weiß ja nun auch jeder. Was regt Arne sich so auf? Und warum ruft er immer: «O Gott! 0 Gott!» Und tut so, als wenn er was ganz Besonderes entdeckt hat.
    Aber genau das ist es wahrscheinlich. Arne hat endlich mal eine Frauenfeindlichkeit entdeckt, wo der Zusammenhang relativ leicht durchschaubar ist, und nun möchte er auch mal zeigen, daß er was frauenfeindlich findet. Nun freut er sich. Und nun soll ich das vor allem auch mitkriegen. Gebärdet er sich so, daß frau nicht daran vorbei kann, daß er auch auf Frauenfrage und so achtet.
    Und dann werd ich ihm noch sagen, daß ich ihm das mit der Naivität sowieso nicht abnehme. Meine angebliche Naivität ist nicht der Grund dafür, daß er mit mir nicht klarkommt. Ich bin ihm am Anfang zu schnell zu radikal geworden. Ich hab ihm doch gleich am Anfang gesagt, daß ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte, die Beziehung zu beenden, weil ich nach dem Verhütungsdilemma schon geahnt habe, wie unbedarft er in punkto Frauenfrage ist und was da noch auf mich zukommt. Und daß ich auch gleich kritisiert habe, daß er sich immer so toll findet. Das ist ihm wahrscheinlich alles zu schwierig geworden, daß frau nach ein paar Tagen Beziehung mit so was schon anfängt.
    Und dann seine Begründung, weshalb er die Beziehung zu mir angefangen hat. Daß er Distanz zu seiner letzten Freundin kriegen wollte. Das hat er explizit so begründet. Dieses Schwein. Es war ihm klar, daß er mich benutzt. Er hat mich schließlich nicht irgendwo kennengelernt, sondern mir kurz nach Ende seiner letzten Beziehung auf eine Kontaktanzeige geantwortet. Als ich Brigitte das am Telefon gesagt hatte: «Arne hat mit mir angefangen, um über seine letzte Freundin wegzukommen», da hat sie ganz spontan gesagt:
    «Das ist ja schweinisch.»
    Und dann, wie er sich überhaupt die ganze letzte Woche verhalten hat. «Ich bin nicht in dich verknallt. — Schockt dich das jetzt?» Dann, daß er es von Sonnabend bis Montag nicht schafft, den Brief noch einmal zu lesen. Und daß er schon seit einer Woche weiß, daß er die Beziehung mit Sabine wiederaufnehmen will; daß er sich diese Woche mit ihr treffen will. Ihm war klar, daß das Gespräch ’n

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