Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)
gekünstelt und rutschte auf dem Sitz hin und her.
„ Es ist sicherlich gut, wenn Sie derzeit nicht allein sind und sich jemand um Ihr Wohlergehen kümmert. Wahrscheinlich handelt es sich um Verwandtschaft, die zur Beerdigung angereist ist, nicht wahr?“ Geschickt gewählte Worte sollten Agnes Meirich zur Preisgabe von Namen und Personen veranlassen. Daja Cornelius hatte da so ihre Erfahrungen.
„ Mein Sohn ist gestern aus München angekommen. Er wird für ein paar Tage bleiben, bis alles erledigt ist.“ Ein Frosch im Hals veranlasste sie dazu, sich mehrfach hintereinander räuspern.
„ Ach so.“ Vor Verblüffung fiel ihr fast die Kinnlade herunter. Doch sie ließ es sich vorerst nicht anmerken. „Dann gehört ihm wohl der kleine Kläffer?“
„ Nein, der gehört einem Bekannten. Ich habe ihn ab und an für ein paar Stunden in Pflege, wenn er verhindert ist.“, entgegnete sie forsch. „Aber weshalb sind Sie jetzt eigentlich gekommen? Mein Besuch, Sie wissen schon…“
„ Ja, natürlich.“ Die Oberkommissarin legte ihre Unterarme auf dem Tisch ab und beugte ihren Oberkörper zu Agnes Meirich herüber. „Wussten Sie eigentlich über die dienstlichen Tätigkeiten Ihres Bruders Bescheid? Und wenn ja, sagt Ihnen vielleicht der Name Thomas Bräusperich etwas?“
„ Nein. Über seinen Beruf hat Hermann nie gesprochen. Er wollte mich mit derartigen Dingen nicht unnötig belasten.“ Sie schüttelte den Kopf und knetete ihre Fingerkuppen. „Nach wem fragten Sie mich doch gleich noch?“
„ Nach Thomas Bräusperich.“
„ Nein, der Name sagt mir nichts. Warum wollen Sie das wissen? Ihre Neugier schien geweckt.
„ Er hat eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt und zählt zu dem Kreis der Verdächtigen. Schauen Sie sich doch bitte mal ein Foto von ihm an. Eventuell bringt uns das weiter.“ Aus ihrer Jackentasche zog sie ein Lichtbild und legte es mitten auf den Tisch. „Die Aufnahme ist allerdings mehrere Jahre alt und sein Besitzer mittlerweile ein wenig gealtert. Sie dürfen das Bild ruhig in die Hand nehmen.“
Mit beiden Händen nahm Agnes es auf und betrachtete den Mann darauf eingehend, bevor sie es wieder zurück auf die Tischplatte legte und der Kommissarin zuschob.
„ Ich kann mich nicht erinnern, dieses Gesicht schon einmal gesehen zu haben.“ Mit festem Blick sah sie ihr Gegenüber an.
„ Wie standen Sie eigentlich zu Ihrem Bruder? Ich meine, wie war Ihr Verhältnis zueinander? Abgesehen von kleinen Differenzen, die überall mal vorkommen?“
„ Hermann und ich führten ein harmonisches Miteinander. So, wie es unter Geschwistern eben üblich ist. Er sorgte für das Finanzielle und dafür habe ich ihm den Haushalt gemacht.“
„ Hat er Sie als Mensch respektiert, oder eher wie eine Angestellte behandelt?“ Die Oberkommissarin hoffte, dass sie mit dieser Frage nicht zu weit gegangen war. Doch anstatt sich darüber aufzuregen, reagierte Agnes Meirich ziemlich gelassen.
„ Hermann war immer gut zu mir, wenn Sie das meinen.“
„ Ist er zu irgendeinem Zeitpunkt Ihnen gegenüber einmal handgreiflich geworden?“
„ Nein, niemals.“, antwortete sie hastig.
„ Gut, dann soll es das vorerst gewesen sein. Wenn ich noch Fragen an Sie haben sollte, melde ich mich.“ Schwungvoll erhob sich Daja Cornelius von ihrem Platz und steckte Notizbuch und Lichtbild umständlich zurück in ihre Jackentasche. „Sie sagten, Ihr Sohn sei zu Besuch. Darf ich fragen wie er heißt und wie alt er ist?“
„ Er heißt Felix Meirich und ist neunzehn Jahre alt.“ Verhaltener Stolz schwang in ihrer Stimme mit, während sie die Stühle an den Tisch heran schob.
„ Wenn ich mich recht erinnere, äußersten Sie bei unserer ersten Begegnung, dass Ihre Ehe und auch die Ihres Bruders kinderlos geblieben ist.“
„ Ja, das stimmt.“ Sie fühlte sich ertappt und wusste nicht recht, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. „Wir haben uns viele Jahre nicht gesehen, hatten keinen Kontakt mehr. Erst durch Hermanns Tod fanden wir wieder zueinander. Er ist hauptsächlich wegen der Beerdigung hier.“ Nervös zerrte sie an ihrem Ärmel. „Ich weiß, das hätte ich nicht verschweigen dürfen. Es ist mir auch sehr unangenehm, dass Sie es auf diese Weise erfahren müssen.“
„ Na ja, nun ist es ja heraus. Im Übrigen wird es noch ein paar Tage dauern, bis die Leiche Ihres Bruder freigegeben wird.“
„ Ich würde mir wünschen, dass es nicht mehr allzu lange dauert.“ Sie schluchzte und
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