Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)

Thomas rasch in die Kneipe gelaufen, um sich ein Alibi zu besorgen.“ Erschöpft lehnte sie sich im Bett zurück.
    „ Wie kam es zu der Auseinandersetzung zwischen Felix und seinem Vater?“
    „ Das Ganze ist eskaliert, weil Felix uns Vorhaltungen wegen der vielen verlorenen Jahre und der damit verbundenen Lügen machte. Er konnte nicht glauben, dass ich ihn für tot hielt. Unter Alkoholeinwirkung haben sich die beiden Männer des Öfteren gestritten, aber ich war immer in der Lage, die Unstimmigkeiten zu schlichten. Bis Felix uns sein Tattoo mit den durchgestrichenen Buchstaben zeigte. Regelrecht boshaft und zynisch teilte er uns mit, dass er niemals vorhatte, mit uns eine Familie zu gründen. Lediglich die Rachgedanken hätten ihn in der Vergangenheit aufrecht erhalten. Ihm ging es absolut nicht um Geld, sondern nur darum, uns alle der Reihe nach systematisch zu töten. Erst Hermann, dann Thomas und schlussendlich mich, seine Mutter. Es war ihm völlig egal, ob er dafür ins Gefängnis musste oder nicht. Sein Leben war ohnehin verpfuscht.“ Nachdenklich starrte sie aus dem Fenster, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. Behutsam legte Oberkommissarin Cornelius ihre Hand auf die der alternden Frau.
    „ Eine Frage habe ich noch, Frau Meirich. Warum trennten Sie sich nicht einfach von Ihrem Bruder?“
    „ Das hätte er niemals geduldet. Hermann war eine Bestie in Menschengestalt. Er, der nach außen hin das Gesetz vertrat und für Recht und Ordnung sorgte, war in Wirklichkeit der größte Verbrecher auf dieser Welt. Immer wieder drohte er mir damit, Thomas aufzuspüren und ihn umbringen zu lassen, wenn ich es wagen sollte, ihn zu verlassen. Ich war glücklich über jedes einzelne Kilogramm, dass ich abnahm. Er hasste dünne Frauen. War dankbar über jedes einzelne graue Haar, das mich unattraktiver machte und selig über jede weitere, abstoßende Falte an meinem Körper. All diese körperlichen Merkmale schützten mich zwar nicht vor Demütigungen und Schlägen, aber immerhin sorgten sie dafür, dass die Vergewaltigungen weniger wurden und er sich auf andere Weise sein Vergnügen ins Haus holte.
    ENDE
     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

     
     

Impressum
    Texte: © Copyright by Renate Gatzemeier, [email protected]
    Bildmaterialien: © Copyright by Renate Gatzemeier, Bildquelle: Falk Jaquart / pixelio.de
     
    Alle Rechte vorbehalten.
    Tag der Veröffentlichung: 18.11.2013
    http://www.neobooks.com/werk/27707-der-tod-des-staatsanwalts.html