Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)
schnäuzte sich die Nase mit einem Taschentuch.
„ Entschuldigung, Frau Meirich. Ich wollte Ihnen mit dieser Äußerung nicht zu nahe treten und schon gar nicht Ihre Gefühle verletzen.“ Sanft berührte sie den Arm der weinenden Frau.
„ Ist schon gut. Sie machen doch auch nur Ihre Arbeit. Warten Sie, ich öffne Ihnen die Tür.“
„ Danke, Frau Meirich. Das bekomme ich schon allein hin. Gehen Sie mal lieber wieder zu Ihren Gästen und frühstücken endlich weiter.“
„ Aber, es ist doch nur Felix da.“ Sie schien nicht zu verstehen.
„ Ja, Felix und der kleine Hund. Zählt der denn nicht als Gast?“ Augenzwinkernd drückte Daja Cornelius auf die Klinke und machte die Haustür auf. Kühle Herbstluft schlug ihr entgegen, als sie auf ihren Dienstwagen zu schlenderte. Kurz bevor sie das Fahrzeug erreicht hatte, drehte sie sich noch ein letztes Mal um. Ein junger Mann stand in der Türöffnung und hatte einen Arm um Agnes Meirichs Schulter gelegt. Vor ihnen auf dem Kies, tummelten sich die beiden Hunde.
Auf dem Kriminalkommissariat
Gegen elf Uhr betrat die Oberkommissarin das Gemeinschaftsbüro. Ihre Kollegen schienen schwer beschäftigt zu sein, da sie ihren Gruß nicht einmal erwiderten. Erst nachdem sie hinter Norman an den Schreibtisch getreten war, bemerkte er sie.
„ Oh, Daja. Ich habe gar nicht mitgekriegt, wie du ins Büro gekommen bist.“ Grienend lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und ließ den Kugelschreiber zwischen den Fingern rotieren. „Ich habe eine gute schlechte Nachricht für dich.“
„ Die da wäre?“
„ Vorhin war die Angestellte aus der kleinen Eckkneipe hier und hat ihre Aussage zu Protokoll gegeben. Sie bescheinigt dem Bräusperich für Dienstagabend ein wasserdichtes Alibi. Sie konnte mir sogar noch die Namen zweier Zeugen nennen, mit denen er Skat gespielt haben soll. So wie es aussieht, müssen wir uns wohl langsam aber sicher als Täter von ihm trennen. Auch wenn es schwerfällt.“ Seufzend warf er seinen Kugelschreiber auf das vor sich liegende Blatt Papier.
„ Und wie glaubwürdig schätzt du die Zeugenaussage ein?“ Daja zog ihre Jacke aus und warf sie über die Stuhllehne ihres Schreibtischstuhles.
„ Ich denke schon, dass wir ihr Glauben schenken dürfen. Immerhin handelt es sich um die Frau eines Kollegen vom Kriminaldauerdienst. Ihr Name ist Petra Kartuschnik, du kennst sie.“
„ Natürlich kenne ich Petra. Wenn sie meint, der Bräusperich war während der Tatzeit in der Gaststätte anwesend, dann ist er das auch mit hundertprozentiger Sicherheit gewesen. An der Integrität dieser Dame besteht absolut kein Zweifel. Ich wusste gar nicht, dass Petra arbeiten geht.“ Verwundert über diese Tatsache, benötigte die Kommissarin zu ihrem Kaffee erst einmal eine Zigarette.
„ Wir können schließlich auch nicht alles wissen.“, erwiderte Norman und schwenkte eine dünne Aktenmappe in der rechten Hand. „Hier, das ist mein Tatortbericht. Wenn du ihn lesen willst, er ist fertig.“
„ Später, erst muss ich mich mal wieder sammeln. Leg ihn doch bitte auf meinen Schreibtisch. Sag mal, was ist denn mit Lasse los? Der hat immer noch nicht mitbekommen, dass ich zurück bin.“ Lachend blickten sie zu zweit in seine Richtung. Er schien zu merken, dass über ihn gesprochen wurde und unterbrach seine Tätigkeit am Computer.
„ Wollte nur noch rasch fertiglesen. Ist total interessant, was der Gerichtsmediziner und die Spurensicherung uns alles so mitzuteilen haben.“ Allwissend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich entspannt zurück.
„ Erzähl schon und spann uns nicht lange auf die Folter.“, forderte Daja ihn auf und trank einen Schluck Kaffee.
„ Unser Verdacht hat sich im Wesentlichen bestätigt. Daniel Flohsing wurde zuerst überfahren. Hermann Müllerich folgte im Anschluss daran. Auch wenn der exakte Todeszeitpunkt nicht auf die Minute festgestellt werden konnte, ist der Doktor sich seiner Sache ziemlich sicher. In beiden Fällen hat der Täter sein jeweiliges Opfer voll mit Stoßstange, Kotflügel und Motorhaube erwischt. Wobei davon auszugehen ist, dass Flohsing sofort tot war, weil er mit dem Hinterkopf unglücklich auf die Bordsteinkante geschlagen und einem Blutgerinnsel erlegen ist. Bei Müllerich hingegen soll die Wucht des Aufpralls eindeutig stärker gewesen sein. Was wiederum auf eine gesteigerte Wut des Täters schließen lässt. Müllerich ist trotz Notoperation innerlich verblutet. Die Verletzungen sollen
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