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Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)

Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)

Titel: Der Tod des Staatsanwalts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecker, Renate Gatzemeier
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den Anschein, als wolle sie von der Bank aufspringen. Doch stattdessen pfriemelte sie aus dem Ärmel ihres Sweaters umständlich ein Taschentuch zutage und putzte sich damit die Nase. „Ich komme mir vor wie in einem grässlichen Kriminalfilm und verstehe überhaupt nicht was Sie mir mitteilen wollen. Auch nicht, was die Angelegenheit mit meinem Bruder zu tun haben soll. Es scheint alles so unrealistisch. Bitte sagen Sie mir doch endlich erst einmal wie es um ihn steht. Er ist doch das Einzige, was mir noch geblieben ist. Wie schwer sind seine Verletzungen und was kann ich für ihn tun?“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Flehentlich sah sie die Beamtin an, bevor sie ergänzend hinzufügte. „Ach, herrje. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Entschuldigen Sie bitte meinen Egoismus.“ Fahrig kraulte sie Gustavs Nacken. Ihr Blick wechselte ständig von ihm zu Daja Cornelius und wieder zurück. „Natürlich will ich auch wissen, wie es dem jungen Mann geht. … Er wird doch genau wie mein Bruder durchkommen, nicht wahr? Bitte sagen Sie mir, dass es den beiden gutgeht.“ Mit zitternden Fingern versuchte sie eine vorwitzige Haarsträhne zu bändigen, die sich aus ihrem aufgesteckten Haar gelöst hatte. Ihr schlanker Hals reckte sich dabei empor und förderte eine heftig pulsierende Halsschlagader zutage. Zahlreiche Falten um Mund und Augen zeugten entweder von häufigem Lachen oder aber viel Kummer. Daja wusste nicht, was von beidem zutraf. Auf alle Fälle musste sie früher einmal eine Schönheit gewesen sein. In ihren grünen Augen schimmerten Tränen und die zarten Nasenflügel flatterten unruhig.
    Die Oberkommissarin holte tief Luft, bevor sie nach den Händen der Älteren griff, die unruhig auf der Tischplatte miteinander werkelten.
    „ Frau Meirich. Ich habe leider keine Ahnung, welche Verletzungen Ihr Bruder erlitten hat und wie schwerwiegend selbige sind. Fest steht nur, dass er noch lebt und derzeit notärztlich versorgt wird.“ Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter: „Über Daniel Flohsing gibt es bedauerlicherweise keine guten Nachrichten zu vermelden. Er ist noch am Unfallort verstorben.“
    „ Oh, mein Gott.“ Verzweifelt entriss Agnes Meirich der Kommissarin ihre Hände und vollführte mit den Handinnenflächen eine Bewegung zu ihren Wangen. „Der arme Junge und die armen Eltern.“ Erneut holte sie das Taschentuch hervor, um sich die an der Wange herunterlaufenden Tränen fortzuwischen. „Das wird mir jetzt ehrlich gesagt, alles ein bisschen zu viel. Ich würde liebend gern mit Gustav nach Hause gehen und über das Erlebte in Ruhe nachdenken.“
    „ Nur noch ein oder zwei Fragen, Frau Meirich. Danach lasse ich Sie zurück in die Wohnung bringen.“
    Anstatt einer Antwort, nickte die verzweifelte Frau nur leicht mit dem Kopf.
    „ Kannten Sie Daniel Flohsing?“
    „ Nein, der Name sagt mir nichts.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mein Bruder und ich leben aber auch erst seit einem Jahr in diesem Ort und kennen hauptsächlich die Menschen aus der Nachbarschaft.“
    „ Aha.“ Überrascht runzelte die Oberkommissarin die Stirn. „Und warum sind Sie zusammen mit Ihrem Bruder ausgerechnet hierher gezogen, wenn ich fragen darf?“
    „ Hermann und ich sind seit Jahren verwitwet. Mein Mann ist bereits Neunzehnhundertneunzig an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Weder er noch ich haben Nachkommen. Unser beider Traum war es, den Lebensabend in einem Häuschen auf dem Land zu verbringen. Wir hegten ihn bereits als Kinder.“ Ein Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen.
    „ Was hat Ihr Bruder eigentlich beruflich gemacht, bevor er in Rente gegangen ist? Daja Cornelius machte sich auf einem Zettel Notizen.
    „ Er war Staatsanwalt.“ Stolz schwang in der Stimme der Endfünfzigerin mit.
    „ Oh.“ Vor lauter Verblüffung verschlug es der sonst so gefestigten Oberkommissarin für einen Moment die Sprache.

Dienstag, 29. Oktober 2013, 08.00 Uhr
     
     

    „ Wir haben Grund zu der Annahme, dass nicht der sechsundzwanzigjährige Daniel Flohsing das auserkorene Unfallopfer war, sondern Hermann Müllerich.“ Die Frühbesprechung auf dem Kriminalkommissariat Berzberg näherte sich ihrem Höhepunkt. Die anwesenden Beamten der Schutzpolizei und der Kriminalpolizei, lauschten aufmerksam den Ausführungen ihres Vorgesetzten Kriminalhauptkommissars Klaus Glatzmeisers. „Hermann Müllerich, seines Zeichens Staatsanwalt außer Dienst, hatte vor seiner Pensionierung die leitende Position

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