Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)
des Oberstaatsanwaltes im Raum Gössingen inne.“ Der Hauptkommissar war von seinem Platz aufgestanden und markierte mit dem Rohrstock auf der Wandkarte den Bereich um Gössingen herum. Anschließend zeigte er auf das Foto des ehemaligen Staatsanwaltes. „Unsere Aufgabe wird es sein herauszufinden, welche Fälle Hermann Müllerich als Letzte bearbeitet hat, bevor er den Dienst quittierte. Desweiteren gilt es in Erfahrung zu bringen, wer von den damals Verurteilten noch eine Haftstrafe verbüßt und wer von ihnen bereits aus der JVA wieder entlassen wurde, oder aber in den vergangenen letzten Tagen auf Hafturlaub außerhalb der Justizvollzugsanstalt aufhältig war. Gleiches gilt natürlich für Freigänger. Wichtig wäre auch zu wissen, ob es jemanden aus der Vergangenheit gibt, der bereits im Vorfeld einen Rachefeldzug gegenüber Hermann Müllerich angekündigt hat.“ Er legte eine kurze Verschnaufpause ein und ließ den Blick zu seinen Mitarbeitern schweifen. „Wenn ihr noch irgendwelche Fragen habt, wendet euch bitte an Daja Cornelius, der ich die Leitung dieses Falles übertragen habe.“ Mit dem Kopf wies er zur Oberkommissarin, die ihm gegenüber am Ende des langen Tisches saß und bestätigend nickte. Gleichzeitig erhob sie den Zeigefinger und bat um Gehör.
„ Klaus, wenn es irgendwie möglich ist, würde ich als direkten Partner gern Norman Nessel zugeteilt bekommen. Vorausgesetzt, du kannst ihn entbehren.“ Hoffnungsvoll wartete die zierliche Neununddreißigjährige, mit der schwarzen Kurzhaarfrisur, auf eine Antwort.
„ Gibt es einen bestimmten Grund, dass du ausgerechnet ihn zu deinem Team zählen möchtest?“
„ Ja, er kennt, beziehungsweise kannte Oberstaatsanwalt Müllerich und wir haben in der Vergangenheit gemeinsam schon viel erreicht.“
„ Wieso kannte?“ Kriminalhauptkommissar zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe.
„ Ich habe Norman vorab gebeten ins Krankenhaus zu fahren, um Hermann Müllerich ein paar Fragen zu stellen, sobald er aus dem künstlichen Koma erwacht.“ Sie seufzte und hielt ihr Handy in die Höhe, sodass es jeder im Raum sehen konnte. „Er hat mir gerade per SMS mitgeteilt, dass Hermann Müllerich soeben an Herzversagen verstorben ist.“
Ein Raunen ging durch die Menge, bevor Betroffenheit für betretenes Schweigen sorgte.
Zwei Stunden später
Nach Beendigung der Dienstbesprechung kehrten die Beamten an ihre Schreibtische zurück. Daja Cornelius hatte ihrem Vorgesetzten gegenüber zu verstehen gegeben, dass sie außer dem blonden Norman Nessel noch einen zusätzlichen Kollegen für ihr Team benötigte. Während Norman mit seinen siebenunddreißig Jahren bereits zu den erfahrenen Beamten zählte, wollte sie dem rothaarigen Lasse Beerens eine Chance geben. Der Fünfundzwanzigjährige gehörte zwar erst seit Kurzem dem Berzberger Kriminalkommissariat an, hatte aber zuvor bereits zwei Jahre lang bei der Kriminalpolizeiinspektion in Gössingen beim KDD seinen Dienst versehen. Außerdem war er in der Vergangenheit bereits mehrmals ihr Partner im Dienste des Staates gewesen. Beide Kollegen überragten die ein Meter fünfundsechzig große Daja um mehr als einen Kopf und circa fünfzehn Kilo Körpergewicht. Durch ihre freundliche und überaus professionelle, dienstliche Vorgehensweise, war sie bei allen Mitarbeitern gleichermaßen beliebt. Zu dritt saßen sie nun in Dajas Büro und besprachen die nächsten Schritte im Mordfall Müllerich-Flohsing. Um über etwas mehr Arbeitsfläche zu verfügen, schoben sie kurzerhand einen weiteren Schreibtisch und zwei Stühle in den großzügig geschnittenen Raum.
„ Norman, setz du dich bitte als erstes mit der Staatsanwaltschaft Gössingen in Verbindung und lass dir die Aktenzeichen der Fälle geben, die Hermann Müllerich im letzten halben Jahr vor seiner Pensionierung bearbeitet hat. Fordere die Akten jener Täter an, die aufgrund seiner Fürbitte eine mehrjährige Haftstrafe zu verbüßen hatten, oder noch haben. … Ach, was sage ich da. Fahr am besten selber hin und hol den Kram persönlich ab. Sind schließlich nur fünfunddreißig Kilometer.“
„ Okay, dann düse ich gleich mal los, damit ich bis zum Mittag wieder zurück bin.“ Ein Blick auf die Wanduhr signalisierte ihm, dass es Viertel nach zehn war. „Bis später dann.“ Im Weggehen trank er den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und stellte sie auf die Ablage des Waschbeckens, welches sich neben der Eingangstür befand.
„ Ja, bis nachher.“ Daja
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