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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Genuß für später auf. Veitl kippte den Schnaps mit Vehemenz hinter die Binde und löschte ihn mit einem Zuge Bier ab, der sein halbes Glas leerte. Die Kellnerin Kathi zog sich zu ihrem Strickzeug auf die Ofenbank zurück.
    »Sagen Sie, Herr Veitl«, begann ich, »weshalb meinten Sie vorher, die Sache sei sehr unangenehm? Ich nehme an, Sie dachten dabei an den Mord, der sich hier ereignet hat...«
    »Ja freilich«, nickte er.
    »Unangenehm für wen?« fragte ich und kostete meine scheußlich nach Süßstoff und Kunst schmeckende Limonade.
    Er wischte sich mit einem großen, blaukarierten Taschentuch den Schweiß von der hellen Stirn und zögerte mit der Antwort. Wahrscheinlich überlegte er, ob er es mit der Pflicht, Dienstgeheimnisse zu wahren, vereinbaren könne, mir etwas zu sagen.
    »Ja, schaun S’, Herr van Doorn«, sagte er und bemühte sich dabei um ein korrektes Hochdeutsch, das er mir wegen meines Berufes schuldig zu sein glaubte, »es ist an dem, daß die alte Empfenzederin — Sie kennen den alten greußlichen Besen ja auch — , daß die Empfenzederin es auf ihren Eid nehmen will, daß es der alte Textorsche Wagen gewesen ist, der wo hinter dem >Botenwirt< geparkt hat, wie sie aus dem Tor, wo es zu den Garagen hinter geht, herausgelaufen ist.« Er blies die Backen auf und ließ den Atem geräuschvoll, als presse er die Luft aus einem Blasebalg, über den Tisch hinweg entweichen. Er sah dabei ehrlich bekümmert aus. Ich empfand einen kleinen Schock, der mich eine halbe Sekunde lang lähmte, aber ich bemühte mich sofort, Veitl nicht merken zu lassen, wie mich seine Mitteilung berührte.
    »Wann war das?« fragte ich ruhig. »Wann will die alte Empfenzederin Frau Textor gesehen haben?«
    »Gegen elf Uhr nachts.«
    »Eine mondhelle Nacht?«
    »Nein, im Gegenteil, verhängter Himmel und Neumond. Sie behauptet ja auch nicht gerade, das Gesicht der Frau Textor gesehen zu haben. Sie will sie am Gang erkannt haben, an ihren Bewegungen...«
    »Und wann ist Manueli erschossen worden?«
    »Das ist nicht auf die Minute genau festzustellen. Aufgefunden wurde er kurz vor sechs Uhr morgens, und der Gerichtsarzt, der ihn etwa um acht untersuchte, meinte, der Tod könne zwischen zehn und Mitternacht eingetreten sein.«
    »Womit ist er getötet worden?«
    »Mit einer kleinen Waltherpistole, Kaliber 6,75...«
    »Haben Sie selber Frau Textor vernommen?«
    »Nein, das haben die Beamten von der Staatsanwaltschaft und zwei Kriminalbeamte aus München besorgt.«
    »Und was hat Frau Textor ausgesagt?«
    »Daß sie das Georgischlößl in der fraglichen Nacht überhaupt nicht verlassen hat. Und die Köchin Sofie und das junge Fräulein Textor haben das bestätigt. Der Herr Textor war ja schon lange aus dem Haus... Tut mir sehr leid, daß er sich beinah derrennt hat. Wirklich ein sehr kommoder Mann. Wie geht es ihm?«
    »Den Umständen entsprechend, doch ich glaube, daß die Ärzte ihn durchbringen werden. Aber es wird wohl lange dauern, bis er aus dem Gipskorsett herauskommt und die Beine wieder bewegen kann.«
    »Bestellen Sie ihm einen schönen Gruß, wenn Sie ihn sehen, und ich lasse gute Besserung wünschen, gell?«
    Er trank den Rest des Glases in einem Zuge aus, und ich bestellte ein neues für ihn, das er zugleich mit einer Zigarre dankend in Empfang nahm. Den zweiten Steinhäger lehnte er wegen der Wärme ab.
    »Haben Sie Manueli gesehen?«
    »Natürlich«, nickte er. »Der Hausl vom >Botenwirt< ist doch gleich zu mir gerennt, und ich hab’ dann das Weitere veranlaßt. Mei’, ich hab’ heut noch einen Schreibkrampf in den Fingern von all den Protokollen, die ich hab’ aufsetzen müssen. Mir langt’s schon, wenn’s mal ’ne Brandstiftung gibt oder eine Rauferei. Aber Mord... mei’ liaber Mo, da schaun s’ dich an, die Herren von der Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei! Als ob sie dich fragen wollen, warum du nicht besser Obacht gegeben hast. Weshalb ich die Schüsse nicht gehört habe, wo ich doch nur drei Häuser weiter wohne, ham s’ gefragt! Meine Herren, hab’ ich gesagt, um die Zeit liege ich im Bett, und wenn ich schlaf, dann schlaf ich, und ich wär’ höchstwahrscheinlich auch nicht aufgewacht, wenn der gute Mann mit einer Kanone erschossen worden wäre. No, Sie wissen ja, der Hof vom >Botenwirt< ist groß, und die Stallungen liegen weit hinten. Die Kriminaler haben es am nächsten Abend um die Zeit, in der der Mord wahrscheinlich geschehen ist, selber ausprobiert und aus einer kleinen Mauser drei

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