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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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vier und fünf Stunden täglich geübt hätten...
    »Sie scheint von Herrn Manueli sehr eingenommen gewesen zu sein, wie?« unterbrach ich den munter plätschernden Redestrom.
    »Eingenommen?« fragte Kathi fast höhnisch, »die war so verliebt, daß man es ihr an den Nasenlöchern angesehen hat! Das war schon nicht mehr verliebt, das war schon eher...« Sie suchte nach dem treffenden Ausdruck, ohne ihn sogleich zu finden.
    »Hörig«, schlug ich vor.
    »Jawohl, hörig, Herr Baron! Das ist genau das richtige Wort! Und es war schon direkt gemein — ’tschuldigen Sie schon, Herr Oberwachtl, es sind ja gewissermaßen Kollegen zu Ihnen—, wie die Kriminaler aus München sie ausgequetscht und stundenlang verhört haben, diese gscherten Büffel, als ob sie sie im Verdacht hätten, sie könne den Herrn Manueli womöglich selber umgebracht haben!«
    »Regen Sie sich nicht auf, Kathi«, sagte ich besänftigend, »schenken Sie dem Herrn Oberwachtmeister lieber noch einmal ein.«
    »Alles, was recht ist!« schnaufte die Kathi empört, während sie nach dem leeren Glas griff, um es noch einmal zu füllen, »aber wenn eins schon einen Menschen umbringt, dann muß es doch einen Grund dazu haben. Oder soll das Fräulein den Herrn Manueli vielleicht aus lauter Liebe totgeschossen haben, ha?«
    »Vielleicht aus Eifersucht«, warf ich ein, »das liegt ziemlich dicht daneben...«
    »Nein, nein, Herr van Doorn«, murmelte Veitl und kratzte sich den Kopf, »damit kommen Sie nicht hin. Das Alibi von dem Madl ist ein-wand-frei! Und außerdem war ich derjenige, der ihr die böse Geschichte am Morgen beigebracht hat. Als ich an der Tür zu ihrem Zimmer klopfte, da flüsterte sie mir durch die geschlossene Tür zu, bevor sie aufsperrte, ich solle doch lieber dort übernachten, wo ich hergekommen sei... Verstehen Sie, Herr van Doorn? Sie hielt mich für Manueli und glaubte, Grund zur Eifersucht zu haben. Den Scherz hätte sie sich bestimmt erspart, wenn sie den Mann ein paar Stunden vorher niedergeknallt hätte. Und ihr Gesicht dann, als ich es ihr so schonend wie möglich beibrachte, was geschehen war...« Er griff nach dem dritten Glas, das die Kellnerin inzwischen auf seinen Bierfilz gestellt hatte, und nahm einen Zug, als müsse er zugleich mit dem Bier eine sehr unangenehme Erinnerung herunterspülen. »Nein, nein, da war nix gespielt, da war kein Theater dabei, das war echt!«
    Auch ich nippte an meinem Glase. Die Orangeade war inzwischen warm geworden und schmeckte scheußlicher als zu Anfang.
    »Also gut, Miss Arabella — oder wie die Dame sonst hieß — hatte keinen Grund, Manueli umzubringen. Was für einen Grund soll nun jemand anderer gehabt haben, die tödlichen Schüsse abzufeuern?«
    Veitl verstand mich sofort und hob abwehrend beide Hände.
    »Ich verdächtige niemand!« sagte er laut und entschieden. »Ob die Staatsanwaltschaft in Altenbruck einen bestimmten Verdacht hat, weiß ich nicht. Aber Sie wissen ja selber, Herr van Doorn, wie das geht, wenn die Mühle einmal läuft. Da wird eben jeder durchgelassen.« Er lüpfte den Rock und zog eine mächtige Zwiebel in einem gelb gewordenen Zelluloidetui aus der Uhrentasche seiner Hose.
    »Es wird Zeit für mich, zu gehen. Ich hab’s meiner Alten versprochen, daß ich die Gurken aus dem Mistbeet ins Freiland versetze...«
    »Ich will Sie nicht aufhalten. Aber erzählen Sie mir rasch noch etwas über Manueli. Woher er kam, und was er hier wollte. Sicherlich hat Ihnen seine Assistentin darüber doch eine ganze Menge gesagt.«
    Veitl seufzte ein wenig und fuhr sich mit der flachen Hand über das stopplige Kinn. »Sie war erst ein paar Monate bei ihm und konnte über ihn auch nicht allzuviel erzählen. Er war zuletzt den April über in Wien aufgetreten und sollte im Juni nach London gehen. Er scheint nicht schlecht verdient zu haben.«
    »War er Sammler, daß er Textor aufsuchte?«
    »Nein, er sollte für irgendeinen amerikanischen Bekannten altes Porzellanzeug kaufen. Aber anscheinend waren ihm die Preise zu hoch. Wissen Sie, was so ein alter Scherben, der ein bissl bemalt ist, beim Herrn Textor kostet? An die tausend Mark und noch darüber! Mich hat’s glatt umgehauen!«
    »Wann hat Manueli das Georgischlößl verlassen?«
    »Frau Textor hat ausgesagt, er wäre gegen fünf Uhr nachmittags gekommen und etwa zwei Stunden geblieben.«
    »Ja, zum Teufel«, sagte ich, »da fehlen doch ein paar Stunden. Denn wenn er um sieben von Pertach weggefahren ist, dann hätte er fünf Minuten

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