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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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aber du und die verdammten Fliegen lassen es leider nicht zu.«
    Sie stand auf und tappte über den Steg davon, und ich glaubte schon, sie durch meine Grobheit vertrieben zu haben, aber sie brach nur einen Weidenzweig ab, kam wieder zurück und kauerte sich neben mir nieder.
    »Großer Maharadscha, erlaube deiner Sklavin Fatima, deine Träume zu bewachen und dir das Ungeziefer fernzuhalten.«
    »Es sei dir gewährt, o Fatima«, murmelte ich schläfrig. So lag ich fast eine halbe Stunde auf den warmen, trockenen Planken, ließ mich von der Sonne braten und spürte das Fächeln der Weidenrute im Rücken, mit der Hansi die Fliegen und Bremsen verjagte. Meine Badehose war trocken, als Alexander mit dem Fischkasten herankeuchte. Er mochte mehr als einen halben Zentner wiegen, und dem Jungen lief der Schweiß in Bächen den Rücken herunter. Das Hemd trug er in der Hand. Ich wäre gern noch eine Weile auf dem Steg liegengeblieben, denn mit der tüchtigen Fliegenwedlerin zur Seite war es wirklich eine wunderbare Entspannung, aber ich fürchtete, das allzu ausgedehnte Sonnenbad am Abend mit krebsroten Schultern und Brandblasen auf dem Rücken zu büßen. So erhob ich mich und half Alexander, den Kasten zum Wagen zu schleppen.
    »Ich habe deinen Brief gestern bekommen, Alex...«
    »Was sagst du dazu, Onkel Paul? Also, ich gestehe dir ehrlich, es hat mich glatt umgehauen, als die Kathi vom >Botenwirt< mir das Foto von Manueli zeigte.«
    »Nun, ich kann mir aus seinem Besuch auf Wartaweil keinen Vers machen. Und ich kann es auch kaum glauben. Hast du dich vielleicht nicht doch geirrt? Ich meine, einen Menschen nach einer Fotografie wiederzuerkennen...«
    »Bei dem Riesenformat und bei der gestochenen Schärfe der Aufnahme«, unterbrach er mich, »und bei diesem markanten Gesicht? Ausgeschlossen! Da gibt es keinen Irrtum. Es war Manueli, dafür lege ich meine Hand ins Feuer!« Er sah mich erwartungsvoll an, als würde ich ihm in der nächsten Sekunde die Lösung des Rätsels von Manuelis Besuch in Wartaweil auf dem Tablett präsentieren.
    »Er war nicht verheiratet, das ist alles, was ich weiß.«
    »Hm«, murmelte er und runzelte die glatte Jungenstirn, »das schließt nicht unbedingt aus, daß Manueli einen Sohn haben kann, nicht wahr?«
    »Ich sehe, du bist ein Mann mit Welterfahrung geworden«, sagte ich. »Das ist eine Möglichkeit, an die ich nicht gedacht hatte. Aber es müßte herauszukriegen sein.«
    »Vorgestern war ein Bekannter von dir bei uns. Er berief sich darauf, ein alter Freund von dir zu sein, Onkel Paul.«
    » Kriminalrat Wildermuth—ich weiß es bereits, denn ich habe ihn gestern gesprochen.«
    »Ein hohes Tier?«
    »Leiter des Morddezernats bei der Kriminalpolizei.«
    »Huhu«, machte er. »Übrigens sah er deinem berühmten Detektiv Carolus ten Gracht abgerissen ähnlich.«
    »Er stand sozusagen Modell.«
    »Schau an—ich dachte, solch eine Type könne es in Wirklichkeit gar nicht geben. Einen Kriminalrat habe ich mir anders vorgestellt.«
    »Hast du ihm von Manuelis Besuch auf Wartaweil erzählt?«
    »Nein, ich sah ihn nur flüchtig, als er sich von Vimmy schon verabschiedet hatte. Hätte ich es tun sollen?«
    »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist«, sagte ich zögernd. »Auf jeden Fall kann ich ihn ja in den nächsten Tagen einmal anrufen und ihm diese merkwürdige Geschichte erzählen. Ich fürchte nur, sie macht die Angelegenheit noch komplizierter.«
    »Wie du meinst.« Er schaute sich rasch im Hof um und warf auch einen Blick über die Fenster. »Ich habe eine verdammt komische Entdeckung gemacht, Onkel Paul«, sagte er in einem merkwürdig geheimnisvollen Flüsterton, obwohl kein Grund zur Befürchtung vorlag, jemand könne uns belauschen.
    »Was für eine komische Entdeckung?«
    »Hat dir Paps mal seine Pistolen gezeigt?«
    »Ja, natürlich, wir haben sogar damit geschossen.«
    »Dann weißt du also, daß wir zwei Pistolen im Hause hatten, oder vielmehr einen Revolver und eine Pistole.«
    »Ja, einen alten Trommelrevolver, der einen fürchterlichen Rückschlag hatte, und eine kleine Mauserpistole.«
    »Mauser? Nein, es war eine Waltherpistole, aber das ist ja auch egal.«
    »Was sagst du da?« rief ich und packte ihn am Bund seiner Lederhose. »Weißt du genau, daß es eine Walther war?«
    »Aber selbstverständlich, eine Walther! Die Beschreibung liegt ja noch in Paps’ Schreibtisch. Aber die Pistole selber ist nicht mehr da. Spurlos verschwunden. Ich habe Vimmy gefragt, ob Paps sie etwa

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