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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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zurück, und es lag etwas in ihrer Haltung, was mich befürchten ließ, sie wolle das Gespräch an dem Punkt, an dem es durch Alexanders Anruf unterbrochen worden war, wieder fortsetzen. Ganz abgesehen davon, daß Stephan Textors Geständnis noch immer in meiner Brusttasche knisterte und mich von Stunde zu Stunde mehr zu belasten begann, hatte ich auch nicht die mindeste Lust, mich von Hansi auf glattes Eis führen zu lassen. Weshalb sie dieses verfängliche Thema angeschnitten hatte? Vielleicht nicht gerade aus Leichtfertigkeit oder Neugier auf meine Reaktion, obwohl der Teufel wissen mochte, was für diabolische Gedanken im Hirn eines jungen Mädchens herumspukten. Vielleicht fand sie es amüsant, ihrer Mutter einen alten Verehrer auszuspannen. Vielleicht hatte sie tatsächlich ein Faible für Männer mit angegrauten Schläfen. So etwas lag durchaus im Bereich des Möglichen. Eher aber wollte ich annehmen, daß sie einfach ein zärtliches Herz besaß und in der Einsamkeit von Pertach keine Gelegenheit fand, es an einen passenden Partner zu verschwenden. Daß ich als Ersatzmann für den fehlenden Verehrer fungieren sollte, war zwar schmeichelhaft für mich, aber nicht ganz ungefährlich, denn ich war weder für ihre Jugend noch für ihre bezaubernde Anmut unempfänglich. Ich wußte, daß es mir Freude machen würde, sie heute abend auszuführen und den Oberkellner und Bekannte, die ich traf, glauben zu lassen, ich hätte eine reizende Eroberung gemacht.
    »Sei so gut und räum das Geschirr ab, Hansi.«
    »Ich werde es gleich abspülen.«
    »Das ist nicht nötig, das besorgt morgen früh meine Putzfrau. Stell es nur in den Kasten unter dem Spülstein. Und wenn du damit fertig bist, kannst du dich innerlich und äußerlich auf das Abendessen vorbereiten. Ich weiß natürlich nicht, ob du dir ein anderes Kleid mitgebracht hast...«
    »Ich fürchte nur, es wird ein wenig verknittert sein.«
    »Du kannst ein Bügeleisen bekommen.«
    Sie trug das Geschirr in die Küche, und ich trug ihr Köfferchen in mein Schlafzimmer, wo sie sich ungestört umziehen konnte. Über meine Schulter hinweg warf sie einen neugierigen Blick in das einfenstrige Zimmer hinein.
    »Hm — ziemlich spartanisch«, sagte sie ein wenig enttäuscht. Sie schien das Schlafzimmer eines amerikanischen Drehbuchautors erwartet zu haben, der sich von seiner Dreitausend-Dollar-Wochengage in einer Villa auf Beverly Hills angesiedelt hatte und seinen Freunden in üppigen Gemächern rauschende Feste gab. Mein Mobiliar bestand aus einem breiten Metallbett, einem niedrigen Lesetisch davor, auf dem mein Leuchtblock und ein paar Bücher lagen, einer ziemlich schäbigen Wäschekommode, auf deren Holz die Vögel noch vor kurzer Zeit Nester gebaut hatten, und aus einem Kleiderschrank, in dessen mittlere Tür innen ein Spiegel eingelassen war. Der Teppich war ein billiger und ziemlich rauher Bouclé. Ich stellte Hansis Koffer auf der Kommode ab und legte ihr, da sie gewiß noch das Badezimmer benutzen wollte, meinen Morgenmantel aufs Bett. Es war ein grauer Wollmantel, in den leider die Motten gekommen waren und ziemlich viel davon gefrühstückt hatten.
    »Also mach dich fertig, Mädchen, du hast Zeit genug. Ich bestelle uns inzwischen einen Tisch und werde auch die Angelegenheit mit deinem Zimmer erledigen. Wenn du das Kostüm ablegst, dann pack es ein, damit wir es nachher mitnehmen können.«
    »Und wo erreiche ich dich morgen vormittag?«
    »Hier. Ich werde dir für alle Fälle den Wohnungsschlüssel mitgeben, damit du in die Wohnung kannst, falls ich morgen vormittag wegen irgendwelcher Besorgungen gerade unterwegs sein sollte.«
    Ich gab ihr den zweiten Schlüssel, der an einem Haken neben der Tür hing und Wohnung und Haustür gleichzeitig sperrte. Dann ließ ich sie allein und zog die Tür des Arbeitszimmers hinter mir zu. Während Hansi sich umkleidete, läutete ich das Hotel an und bekam den erwünschten Fensterplatz im Terrassenrestaurant und auch ein Einzelzimmer. Nachdem das erledigt war, legte ich die losen Blätter aus meiner Brusttasche in einen Umschlag und verschloß ihn sorgfältig. Wenn Stephan Textors Anruf heute kam, dann stand ich morgen vor der scheußlichen Aufgabe, Hansi und Alexander die Wahrheit über Manuelis Ende beizubringen. Mir wurden allein von der Vorstellung die Hände feucht.
    Aus diesen düsteren Gedanken wurde ich durch Hansi aufgeschreckt. Bloßfüßig und in meinen alten Morgenmantel gehüllt, der so weit war, daß gerade ihre

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