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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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die Schnapsflasche an den Mund. „Ich glaub, dir würde eine kleine Stärkung auch nicht schaden“, sagte er nach einem Blick auf Gustavs schwindende Manneskraft.
    Erleichtert griff Gustav nach der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck.
    „Mir reicht’s, ich muss ins Bett.“
    Trotz Rudis heftigem Protest zog Gustav seine Hose hoch und verließ überstürzt das schmuddelige Etablissement. Er hatte keine Zweifel, dass sein Freund mit den beiden Huren allein zurecht kommen würde.
    Wien ist eine von Sex besessene Stadt, dachte er, als er nach Hause torkelte. Nicht nur die vielen süßen Mädels aus dem Volke trieben es mit den jungen Männern aus gutem Haus, auch die alten Ehemänner leisteten sich so manches Gspusi mit einer hübschen jungen Mamsell. In den Chambres séparées der Restaurants wimmelte es nur so von älteren Herren und jungen Mädeln zweifelhafter Herkunft. Die hochwohlgeborenen Ehefrauen vergnügten sich inzwischen mit armen Hauslehrern, feschen Kavallerieoffizieren oder strammen Reitburschen. Und im Prater und auf den Trottoirs der Innenstadt kämpften die Prostituierten um die besten Plätze. In den Vorstädten war fast jede Frau, die sich nachts auf der Straße befand, zu haben. Nicht nur moderne Schriftsteller, wie dieser Arzt Arthur Schnitzler, beschrieben die amourösen Abenteuer der feinen Gesellschaft und einfachen Leute, auch so mancher Kolumnist einer renommierten Zeitung ließ sich über die sexuellen Umtriebe der Wiener und Wienerinnen aus. Die Residenzstadt war auf dem besten Wege, sich in ein riesiges Bordell zu verwandeln. Gleichzeitig stieg die Zahl der Selbstmörder rapide an. Die Kaiserstadt versinkt in Melancholie, hatte letztens eine Zeitung getitelt.
    Zu Hause angekommen, warf sich Gustav angezogen auf sein Bett und schlief sofort ein.

Mittwoch, 8. Juli 1897
    18
    Gustav von Karoly erwachte kurz nach elf Uhr. Josefa hatte den Küchentisch bereits fürs Mittagessen gedeckt, bot aber an, ihm Kaffee und eine Eierspeis zu machen.
    Er lehnte unwirsch ab. Als er Josefas traurigen Blick bemerkte, tat es ihm sofort leid, die gute alte Haut angefahren zu haben.
    „Hab schlecht geschlafen.“ Er hoffte, sie würde sein Gemurmel als Entschuldigung akzeptieren.
    Gustav gab dem billigen Fusel von gestern Nacht die Schuld an seinen Kopfschmerzen und seiner üblen Laune. Um einen klaren Kopf zu kriegen, machte er sich zu Fuß auf den Weg ins Café Schwarzenberg. Bald bereute er diese Idee. Schweißperlen liefen über sein Gesicht. Er nahm seinen Zylinder ab. Nun brannte die Sonne erbarmungslos auf sein Haupt und er musste sich alle paar Minuten den Schweiß von der Stirn wischen.
    Kein angenehmes Lüfterl, kein Wölkchen am Himmel. Die heißen Sommer in Wien hatte er immer gehasst. Auch in den Garnisonen Galiziens waren die Temperaturen im Sommer über dreißig Grad gestiegen. Dort war er meist in seiner Stube auf seinem Feldbett gelegen und hatte gelesen, oder er war in einem schattigen Gastgarten gesessen und hatte sich mit seinen Freunden die Zeit beim Kartenspiel vertrieben. Seine Zimmer in den diversen Kasernen hatten alle gleich ausgesehen. Sie waren höchst spärlich möbliert gewesen: ein Bett aus Eisen, ein Tisch, zwei Stühle, ein Spind. Die kahlen Wände hatte er mit zwei Drucken behübscht. Eine Ansicht von der neuen Wiener Oper und ein Porträt von der jungen Kaiserin Sisi. Seinen Säbel hing er immer übers Bett.
    Gustav betrat das Café Schwarzenberg und überflog im Stehen die Überschriften der Tageszeitungen am Zeitungsständer. „ PRATERMÖRDER schlägt wieder zu“ titelte eine neue Boulevardzeitung.
    Der Oberkellner hatte zwei Nachrichten für ihn und servierte ihm unaufgefordert einen kleinen Mocca, als er an seinem Tisch Platz nahm.
    Als Erstes riss er das edle graumelierte Kuvert auf. Das Siegel, mit dem es verschlossen war, kam ihm bekannt vor. Mit einer Mischung aus Freude und Entsetzen betrachtete er die Einladung zu einer Soiree beim Grafen von Batheny.
    Seine Hände zitterten, als er die Einladung zurück ins Kuvert steckte. Er stürzte den Kaffee in einem Zug hinunter und bestellte einen Grand Marnier.
    Warum lud ihn sein Vater zu einer Abendgesellschaft in seinem Privatsalon ein? Was wollte der Herr Graf von ihm?
    „Gute Nachrichten?“, fragte der neugierige Ober, als er ihm den Cognac servierte.
    „Ja, danke, Herr Wilhelm“, antwortete Gustav zerstreut und öffnete das zweite Kuvert.
    Die Nachricht war kurz. „Komm um 13 Uhr in den ‚Silbernen

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