Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
Vom Netzwerk:
hochwohlgeborenen Herrn, der sich in Margareten inkognito herumtrieb, er diese schöne Kutsche vor der Nase weggeschnappt hatte.
    Er wollte sich unbedingt noch einmal Max Polanski vorknöpfen. Dieses Mal würde er sich nicht mit einem affektierten Grinsen abspeisen lassen, sondern notfalls die Wahrheit aus ihm herausprügeln.
    Das gleichmäßige Traben der Rösser hatte schließlich eine beruhigende Wirkung auf ihn. Als sie am Palais Schwabenau vorbeifuhren, hatte er nicht einmal einen Blick für das protzige Gebäude übrig. Er schloss die Augen. Die Einladung seines Vaters ging ihm nicht aus dem Kopf. War dies der wichtige Brief, von dem die Zigeunerin gesprochen hatte? Der Brief, der sein ganzes Leben verändern würde?
    Erst als Gustav vor dem Gastgarten des „Eisvogel“, neben dem gesperrten Riesenrad, die Kutsche verließ, zwang er sich dazu, wieder an seinen Fall zu den-ken.
    Der Wirt kam aus dem Lokal geeilt.
    „Sind Euer Gnaden der Herr von Karoly?“
    Gustav nickte.
    „Freddy Mars lässt Ihnen ausrichten, dass sie ihn im Landl besuchen müssen, wenn Sie ihn sprechen möchten. Die Polizei hat ihn gestern verhaftet, als er gerade …“
    „Danke, ich weiß. Ich suche Max Polanski“, unterbrach ihn Gustav.
    Der Wirt sah ihn verdattert an. Drehte sich um und ging wortlos zurück in sein Gasthaus.
    Als Gustav die paar Meter zum „Walfisch“ hinüberlief, wurde er klatschnass und versank bei jedem Schritt mit seinen leichten eleganten Schuhen im Gatsch. Er musste höllisch aufpassen, nicht auszurutschen. Die riesige Baustelle, auf der die neue Grottenbahn errichtet wurde, hatte sich in einen glitschigen Morast verwandelt.
    „Habt ihr Max Polanski gesehen?“, fragte er den Mann hinter der Theke. Das Lokal war leer.
    Der Kellner starrte ihn an, als wäre er ein Gespenst.
    „Sind S… Sie von der Ge…heimpolizei?“, fragte er stammelnd.
    „Nein. Ich bin Privatdetektiv.“
    „Verarschen Sie jemand anders“, murmelte der Mann und kehrte ihm den Rücken zu.
    Gustav hatte keine Lust, bei diesem scheußlichen Wetter weiter nach Max Polanski zu suchen. Als er beim Riesenrad einen Fiaker erblickte, stapfte er rasch auf ihn zu und stieg ein.
    „Ins Landl!“
    „Wie bitte?“
    „In die Josefstadt, Landesgerichtsstraße. Zur Justizanstalt“, sagte Gustav gereizt.
    Er zog seine nasse Jacke aus, schlüpfte aus den aufgeweichten Schuhen und zündete sich eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen beschloss er, vorher noch einmal mit Rudi zu reden. Womöglich würde er keine Besuchsgenehmigung erhalten, wenn er einfach so in das Gefangenenhaus hineinplatzte.
    „Zuerst aufs Polizeikommissariat am Schottenring“, sagte er zum Kutscher.
    Rudi Kasper war nicht in seinem Büro. Gustav vermutete, dass er im „Silbernen Kegel“ hocken geblieben war. Rudis Assistent machte sich allerdings sofort erbötig, dem Freund seines Vorgesetzten behilflich zu sein. Während sich Gustav in Rudis ungemütlichem Büro mit einem Kaffee aufwärmte, drei Zigaretten rauchte und in den Aktenbergen auf dem Schreibtisch herumstöberte, beschaffte ihm der junge tüchtige Horvath eine Besuchergenehmi-gung.
    Das „Graue Haus“ war eigentlich nicht grau, sondern weiß gestrichen und erinnerte Gustav an die schönen Renaissancepaläste in Florenz. In Wien baut man sogar den Verbrechern Paläste, dachte er grimmig.
    Der Innenhof war in drei Trakte unterteilt. Im Galgenhof wurden die Hinrichtungen durchgeführt, die Delinquenten erhängt. Mit Schaudern malte er sich den Tod des berühmten Jockeys aus.
    Das Wachpersonal behandelte ihn mit Respekt. Der gute Horvath hatte anscheinend die Besuchergenehmigung von einem hohen Tier erwirkt.
    Freddy Mars wartete bereits an einem Tisch in einem sterilen, grau gestrichenen Raum auf ihn.
    Gustav setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Sie gaben sich nicht die Hand, nickten sich nur zu.
    Ein Wärter stand neben der Tür. Gustav war bewusst, dass er jedes ihrer Worte hören würde.
    „Max Polanski ist tot“, sagte Freddy statt einer Begrüßung.
    „Waaas?“
    „Erschossen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Das pfeifen die Spatzen von den Dächern.“
    „Freddy!“
    „Der hat’s mir gerade gesteckt.“ Er deutete auf den Wärter. „Ein Liebespärchen hat ihn in der Hirschau gefunden. Lag angeblich hinter einem Himbeerstrauch. Seine Quadratlatschen ragten heraus. Die zwei sind sozusagen darübergestolpert.“
    „Ich pack’s nicht! Der dritte Mord innerhalb einer Woche.“
    Freddy starrte auf

Weitere Kostenlose Bücher