Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
Vom Netzwerk:
betrunkener Mann um die sechzig.
    „Ich mache es nicht mit Kindern“, sagte Gustav leise zu Rudi.
    „Glaubst, ich steh auf diese Krispindel? Keine Angst, ich besorg uns etwas Anständiges. Wart hier auf mich. Bin gleich zurück.“
    Gustav schob die vor Zigarren- und Zigarettenstummel überquellenden Aschenbecher auf der Theke beiseite und nahm einen Schluck aus der Flasche. Die Gläser, die ihm die Kleine hingestellt hatte, waren total verschmiert. Der Champagner schmeckte wie Katzenpisse.
    Als Rudi mit zwei ganz passabel aussehenden Frauen, einer drallen Blonden und einer schlanken Schwarzhaarigen, am Arm zurückkam, überließ er Gustav die Wahl.
    Die Blonde sah verdammt jung aus, war bestimmt keine zwanzig und hatte ein derbes rundes Gesicht. Die andere war attraktiver, aber über dreißig.
    Kichernd schmiegten sich beide Frauen an Gustav. Er entschied sich für die Blonde, die weniger aufdringlich nach Veilchen roch als ihre Kollegin. Das Veilchenparfüm hatte ihn sofort wieder an Margarete von Leiden erinnert. An ihr hatte es allerdings lieblich und verlockend gerochen, während die Schwarzhaarige einen penetranten Geruch, eine Mischung aus Veilchen, Schweiß und anderen Körpersäften, verströmte.
    „Eine ausgezeichnete Wahl, meine Herrn!“ Die Puffmutter versuchte sich bei Rudi einzuschmeicheln, bot ihm sogar auf Kosten des Hauses etwas zu trinken an. „Darf ich den gnädigen Herrn vorher noch etwas gegen den ausgetrockneten Gaumen kredenzen?“
    „Bring uns ein Flascherl Schnaps, dieses pickerte Zeug kann man ja nicht saufen.“ Rudi schnappte sich dennoch die Schampusflasche.
    Die Alte ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich in den ersten Stock hinaufzuführen, ging mit einem dreiarmigen Kandelaber voran und leuchtete die steile Stiege aus. Die morschen Dielenbretter knarrten bei jedem ihrer schweren Schritte. Im Stiegenhaus stank es nach Erbrochenem und Urin. Gustav spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.
    „Wir teilen uns das Zimmer und die Weiber.“ Rudi drückte der Alten ein paar Münzen in die Hand, als sie die Türen von zwei einander gegenüberliegenden Räumen öffnete.
    Das Zimmer, für das Rudi sich entschied, war sehr schlicht möbliert. Ein Bett, eine Kommode, ein Stuhl, ein Tisch, auf dem eine Petroleumlampe mit einem Zylinder aus rotem Glas stand. An den Wänden vergilbte, blumige Tapeten.
    Gustavs Blick fiel sofort auf das zerwühlte schmutzige Laken. Er beschloss, das Bett zu meiden. Leise fragte er seinen Freund noch einmal: „Bist du dir sicher, dass wir uns bei den beiden nichts holen?“
    Rudi lachte nur schelmisch und drängte seine Nutte Richtung Bett.
    Während Gustav sich mit Schnaps betäubte, bevor er den recht ansehnlichen Busen seiner Holden abzuschmusen begann, penetrierte Rudi bereits den Mund der Schwarzhaarigen. Er saß auf dem Bett, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute verklärt in den Spiegel, der über dem Kopfende des Bettes hing.
    Gustav versuchte, es ihm gleichzutun. Setzte sich auf den Stuhl und ließ die Blonde vor sich niederknien. Seine Erektion schwand mehr und mehr dahin. Er hatte keinen Spaß an dieser mechanischen Blaserei. Selbst der Gedanke an Margarete und die schöne Sylvia brachte ihn nicht auf Touren. Plötzlich musste er an die schrecklichen Folgen der Syphilis denken, über die er in der „Psychopathia Sexualis“ gelesen hatte.
    Obwohl seine Tante oft gegen die Prüderie der katholisch-konservativen Gesellschaft wetterte, hatte sie dieses Machwerk von Krafft-Ebing, das allen jungen Leuten fürchterliche Angst einjagte, gekauft und ihm, als er zum ersten Mal auf Urlaub vom Militär heimgekommen war, aufs Nachtkästchen gelegt. Er hatte die 238 Krankengeschichten aufmerksam gelesen und die anschauliche Beschreibung der verschiedensten sexuellen Perversionen, die dieser Arzt als Degenerationen erklärt hatte, nie wieder aus dem Gedächtnis gekriegt. Während seiner gesamten Zeit bei der Armee hatte er kein einziges Bordell besucht, sondern lieber verheiratete Damen in den diversen Garnisonsstädten beglückt.
    Als Gustav kurz davor stand, sich zu blamieren, stieß Rudi einen lauten Schrei aus.
    Erschrocken blickte Gustav in den Spiegel. Der verzückte Ausdruck auf Rudis Gesicht verursachte ihm körperliches Unbehagen. Er schob das Mädchen, das sich mit fast mechanischen Bewegungen um ihn bemühte, von sich.
    „Jetzt gibt’s erst mal was zu trinken.“ Vergnügt reichte Rudi seiner Nutte die Schampusflasche und setzte selbst

Weitere Kostenlose Bücher