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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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wollte protestieren.
    „Hör mir jetzt zu!“, schnitt ihm sein Freund das Wort ab. „Freddy Mars hat für den Abend, an dem die Kunstreiterin ermordet worden ist, falls der Doktor Mayringer Recht hat, ein perfektes Alibi: Er ist im Häfen gesessen! Aber der Doktor ist ein alter Bsuff, ich glaub nicht, dass man seinen Aussagen trauen kann. Wer weiß, wie lange die Kleine im Wasser gelegen ist? Vielleicht ist sie ja zu einem früheren Zeitpunkt ermordet worden, als Freddy noch auf freiem Fuß war? Außerdem hätte der Freddy auch einen der Praterstrizzi dafür bezahlt haben können, Napoleon und die Zirkus-artistin umzubringen.“
    „Aber geh, doch nicht der Freddy!“
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Jockey den Zwerg und diese Kunstreiterin auf dem Gewissen hat. Kann ihm die beiden Morde nur nicht eindeutig nachweisen. Wir werden jetzt noch einen zweiten Gerichtsmediziner hinzuziehen.“
    „Du irrst dich, mein Bester. Ich habe in den letzten Tagen öfters mit Freddy gesprochen, und ich weiß, dass Leonie von Leiden nicht entführt worden, sondern von zu Hause abgehauen ist. Sie hat sich ein paar Tage bei der inzwischen ermordeten Zirkusreiterin versteckt. Allerdings war sie nach Napoleons Tod dann tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt“, gestand Gustav seinem Freund endlich, was ihm seit Tagen bekannt war.
    Rudi sah ihn lange an, bevor er wieder den Mund aufmachte.
    „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich da raushalten? Es geht um Mord, lieber Gustav, und nicht um irgendwelche Spompanadeln einer verwöhnten höheren Tochter. Anscheinend hast du das noch nicht begriffen.“
    „Freddy ist nicht der Mörder.“
    „Warum bist du dir dessen so sicher?“
    Gustav hatte das ungute Gefühl, dass Rudi auf seine Bekanntschaft mit dem berühmten Jockey eifersüchtig war.
    „Ich hab gehört, dass er bei jeder Kleinigkeit gleich ausrastet und ein gefährlicher Raufbold sein soll. Er und der Polanski sollen sich vor einiger Zeit mal in die Haare gekriegt und einander halb tot geprügelt haben. Angeblich hat Freddy angefangen, hat einen Tobsuchtsanfall bekommen und ist auf Max losgegangen, als er erfahren hat, dass sich deine schöne Margarete von Leiden auch mit dem Polanski getroffen hat …“
    Gustav war kreidebleich geworden.
    „Also ist an diesem Gerücht was dran?“
    „Ja“, sagte Rudi mit unüberhörbarer Genugtuung in der Stimme.
    Gustav konnte es nicht fassen, dass die feinsinnige, übersensible Margarete von Leiden mit diesem grobschlächtigen Kerl ein Techtelmechtel gehabt haben sollte.
    „Freddys Alibis scheinen zwar wasserdicht. Aber er könnte, wie gesagt, jemanden beauftragt haben. Es gibt genügend Kriminelle im Prater. Für zweihundert Kronen kannst du dir in unserer Stadt jederzeit einen Mörder dingen.“
    „Ich glaub’s trotzdem nicht. Er würde doch nicht das Leben seiner Tochter riskieren.“
    „Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass Freddy seine Tochter längst befreit haben könnte und nun die Entführer beseitigt, um das Lösegeld selbst zu kassieren? Die Gläubiger rennen ihm die Bude ein. Wenn er nicht bald wenigstens einen Teil seiner Schulden zahlt, kommt er als nächste Wasserleich in der Donau dahergeschwommen.“
    „Freddy ist ein gradliniger Kerl. Er wäre vielleicht imstande, jemanden im Affekt zu erschlagen, aber dann würde er dazu stehen.“
    „Deine Naivität in Ehren!“ Rudi blickte seinen Freund scharf an.
    „Danke, mir reicht’s! Lass deinen Grant an jemand anderem aus. Zuerst kränkst du deinen alten Vater und jetzt gehst auf mich los. Wir haben dir beide nichts getan. Meld dich wieder, wenn du bessere Laune hast.“
    Gustav stand auf und verließ die Wirtschaft, ohne sich von Rudi und dem alten Kasper zu verabschie-den.
    Es goss in Strömen, als er auf die Schlossgasse hinaustrat und an den Hausmauern entlanglief.
    „Zum Riesenrad“, sagte er zu dem Kutscher, der am Margaretenplatz auf Fahrgäste zu warten schien. Die Kutsche war offensichtlich gerade erst eingetroffen, denn die Pferde schnaubten heftig und dampften aus den Nüstern.
    „Haben Sie mich bestellt?“
    Gustav würdigte ihn keiner Antwort, sondern stieg ein.
    Erst nach einer Weile fiel ihm auf, dass der Innenraum der Kutsche sehr luxuriös ausgestattet war: ein dicker Teppich, geschliffene Spiegel, Vorhänge mit Borten und seidener Spitze an den Fenstern, mit rotem Samt tapezierte Wände …
    Amüsiert lehnte er sich auf der bequemen Sitzbank zurück und stellte sich vor, welchem

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