Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
den Duft langsam in die Nasenhöhlen steigen.
Annemieke blätterte in ihren Unterlagen, ihr Blick blieb bei den Fotos, die Isabelle ihnen gegeben hatte. Letzten Herbst, London, was für ein schöner Mann, was für ein glückliches Paar, dachte Annemieke.
»Sag mal, kannst du eigentlich segeln?«, fragte Piet unvermittelt.
»Mein Vater ist reich, und ich bin Niederländerin. Also was soll die Frage? Natürlich kann ich segeln!«
Piet holte seine Jacke vom Garderobenhaken und nahm das Stück Festmacherleine aus der Seitentasche. »Mach mal einen Palstek.«
Annemieke nahm das Seil. »Du musst erst einen Brunnen legen, dann kommt die Schlange aus dem Brunnen, um den Baum herum und wieder in den Brunnen zurück. Fertig!«
Piet schaute sich den Seglerknoten an, zog an der Schlinge und steckte das Seil wieder zurück in die Seitentasche seiner Jacke.
Annemieke blickte ihn forschend an. »Du bist also sicher, dass Eifersucht das Motiv ist? Du meinst, ein Kantinenwirt hat nicht viel Geld, deswegen können keine wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen.«
»Richtig«, antwortete Piet.
»Aber wir haben immer noch die Geschichte mit diesem Bram van Buyten«, wandte sie ein.
»Komm mir nicht schon wieder damit! Da geht es doch um Kleingeld!«, nörgelte Piet.
»Ja, da geht es um relativ wenig Geld. Man kann eigentlich nicht von wirtschaftlichen Interessen reden, aber wenn Coen wirklich Wind von diesem Betrug bekommen hatte, dann hätte er es seinem Schwager Wim vielleicht gesteckt. Van Buyten wäre wohl nicht nur seinen Job für Camping de Grevelinge los gewesen. Ich habe das mal recherchiert. Er zählt sieben Campingplätze zu seinen Klienten. So können aus achtzehn Euro vierzig plötzlich doch handfeste wirtschaftliche Interessen werden.«
Piet überlegte. »Und wieso sollte ausgerechnet Coen Wind von der Sache kriegen?«
»Na ja, Bram van Buyten steht auch mit auf Anouks Liste, das ist die Serviererin in der Kantine. Und Anouk sagt, er wär ein netter Kerl, aber wenn er voll ist, dann pisst er einen verdammt breiten Strahl!«
»Das hat Anouk gesagt?«, fragte Piet und zog die Augenbrauen hoch.
»Ja natürlich, und zwar wörtlich, oder meinst du, das wäre mein Vokabular? Vielleicht hat Bram van Buyten Coen im besoffenen Kopf voller Stolz seinen schlauen Coup vorgerechnet. Und als er wieder nüchtern war, ist ihm aufgefallen, dass jetzt einer zu viel weiß.«
In Piets Blick lag amüsierte Skepsis. »Und das glaubst du wirklich?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Annemieke mit fester Stimme, »aber ich halte es für möglich.«
»Dann sollten wir diese Möglichkeit mal eben ausschließen.«
»Und wie willst du das machen?«, fragte sie.
Piet grinste. »Das zeige ich dir. Auf geht’s. Wir machen Campingurlaub!«
»Jetzt noch?«, fragte seine Assistentin. »Es ist gleich neun!«
»Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist das genau die Zeit, wo man auf de Grevelinge jeden zu Hause antrifft.
»Zu Hause – oder in der Kantine! Also los!« Annemieke ergriff ihre Tasche und ihre Jacke.
Sie verließen das Büro. Noch bevor sie das Treppenhaus erreicht hatten, stellte Piet fest, dass ihm etwas fehlte. »Moment, ich habe meine Pistole nicht dabei.«
»Wofür brauchst du eine Pistole?«
»Ich muss eine Möglichkeit ausschließen«, murmelte er, lief in sein Büro und holte die Walther P 5 aus der Schublade.
Der Peugeot passierte die Schranke um kurz nach neun. Bram van Buyten stand mit Schürze und Grillzange vor seinem Vorzelt.
»Sieh an, der Herr Steuerberater bereitet das Abendessen«, sagte Piet spöttisch.
Annemieke lachte. »Ja, vor dem Grill sind alle gleich.«
» Goedenavond, Mijnheer van Buyten !«, grüßte Piet. »Wir müssen mit Ihnen reden. Können wir in den Wohnwagen gehen?«
»Aber warum …?«
»Das werden Sie gleich erfahren«, sagte der Inspecteur .
Annemieke vermied jeden fragenden Blick in seine Richtung, obwohl ihr sein Verhalten eine Menge Rätsel aufgab. Piet setzte sich ungefragt in einen der edlen Teakholzsessel und spielte den Gastgeber. »Nehmen Sie Platz, Mijnheer van Buyten! «
Der tat wie ihm geheißen. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Indem Sie ein Geständnis ablegen.« Piet nahm seine Pistole aus dem Halfter und legte sie auf die blau-weiße Stofftischdecke. »Ich nehme Sie fest, weil Sie in dringendem Tatverdacht stehen, den Kantinenwirt Coen Rimmel getötet zu haben.«
Bram van Buytens Gesicht nahm eine rötliche Färbung an. Er schüttelte empört den
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