Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
gleich nach meiner Ankunft, als mir noch alles frisch in Erinnerung war, hin …«
Er griff sich einen Schnellhefter, der auf dem Boden lag, und reichte ihn Wield.
»… und schrieb das hier auf.«
Wield öffnete den Hefter.
Aussage von Francis Xavier Roote, Lyke Farm Barn bei Sandytown, Yorkshire
»Soll ich uns nicht doch eine Tasse Tee machen, während Sie sich das ansehen, dann können Sie mir ergänzende Fragen stellen, und ich werde alles in Ihrer Anwesenheit unterzeichnen?«, sagte Roote.
»Ich bin beeindruckt, Mr. Roote«, sagte Wield. »Und wenn ich komme, um Sie zu verhaften, dann finde ich Sie bereits in Handschellen vor.«
Roote brach in schallendes Gelächter aus.
»Ich sehe schon, Sie und ich kommen ganz hervorragend miteinander aus, Sergeant«, sagte er.
Er fuhr zu einer Tür, die sich bei seiner Annäherung öffnete und Wield einen kurzen Blick in die Küche erlaubte. Alles war auf Rollstuhlhöhe: die Arbeitsflächen, die Spüle, der Herd. Roote hatte die Änderungen vermutlich auf eigene Kosten vornehmen lassen und würde, wenn er auszog, die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands auch noch bezahlen müssen. Die Gerüchte über die Höhe der Entschädigungszahlungen, die er zumindest teilweise aufgrund Pascoes Bemühungen erhalten hatte, mussten also stimmen. Eine Einrichtung wie diese samt der Automatiktüren dürfte nicht billig gewesen sein. Vor allem der niedrige Herd, fand Wield, verdeutlichte die Veränderungen im Leben des jungen Mannes wesentlich besser als sein Anblick im Rollstuhl. Er konzentrierte sich auf die schriftliche Aussage.
Sie war klar in der Sprache, genau in der Beschreibung, prägnant im Ausdruck. Immer, wenn Lady Denham erwähnt wurde, war die betreffende Stelle hervorgehoben. Keine davon schien von Bedeutung zu sein. Der einzige Abschnitt, der Wields Interesse weckte, befand sich am Schluss. Nachdem das Unwetter hereingebrochen war, hatte Roote im Wintergarten Zuflucht gesucht, hatte dort in einer ruhigen Ecke gesessen und dem Spiel der Blitze am Osthimmel zugesehen.
Als das Unwetter abflaute, überkam mich das Bedürfnis nach frischer Luft. Ich verließ den Wintergarten und rollte hinaus auf den gepflasterten Bereich. In den Büschen am Rand des Rasens bemerkte ich eine Bewegung. Ich erhaschte eine Person, ganz kurz nur, und noch dazu unter schlechten Lichtverhältnissen, darüber hinaus war sie etwa fünfundzwanzig bis dreißig Meter entfernt, aber ich bin mir sicher, einen Vollbart erkannt zu haben. Der einzige Vollbartträger auf dem Fest war Gordon Godley, der Heiler, dennoch vermag ich nicht definitiv zu sagen, ob er es war. Wenn überhaupt, dann ähnelte er eher Harold, bekannt als Hen Hollis, dem Bruder von Lady Denhams ersten Mann. Dagegen aber spricht: Hens Anfechtung des Testaments seines Bruders führte zum Zwist mit Lady D., weshalb ich es für äußerst unwahrscheinlich halte, dass er zum Grillfest überhaupt eingeladen worden war.
Neugierig, warum sich jemand draußen im Regen aufhalten sollte, rollte ich auf das Gras und wollte dem nachgehen. Unglücklicherweise war der tieferliegende Abschnitt des Rasens nach dem Gewitterguss so durchweicht, dass ich mit den Rädern einsank und stecken blieb. Es kam noch schlimmer: Der Regen, der sich bis auf einige zu vernachlässigende Tropfen abgeschwächt hatte, frischte erneut auf, ein letzter Schauer, wie sich herausstellte, was mich, da ich ihm entkommen wollte, zu einer solchen Anstrengung bewog, dass ich mit dem gesamten Stuhl umfiel und ausgestreckt auf dem Rasen landete. Dort lag ich, bis die anderen aus dem Haus kamen und Petula Sheldon, die Oberschwester der Avalon-Klinik, mich rettete und auf trockenes Land zurückrollte.
Kurz darauf wurde die Leiche der armen Lady Denham entdeckt. Eine Weile lang herrschte Chaos. Gefangen in meinem Rollstuhl, tropfnass und äußerst betrübt wegen der Neuigkeiten, sah ich keinerlei Möglichkeit, irgendwie von Hilfe zu sein. Im Vertrauen, dass den Behörden eine Liste aller Gäste zugänglich gemacht würde, folgte ich dem Beispiel vieler anderer und begab mich nach Hause, wo ich mich, nachdem ich meine Kleidung gewechselt hatte, an die Abfassung dieser Aussage machte.
Gezeichnet in Gegenwart von ……… durch ………
Roote klapperte noch immer mit dem Geschirr in der Küche – ein wenig lauter als notwendig?
Vielleicht wollte er ihm Zeit geben, ein wenig herumzuschnüffeln, dachte sich Wield. Dem wollte er freudig nachkommen.
Er stand auf
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