Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
und ging zum Computer. Es war ein topmodernes Gerät. Jemand mit entsprechendem Know-how konnte damit wahrscheinlich so ziemlich alles anstellen, was er wollte. Die Versuchung musste groß sein für jemanden, der im Rollstuhl saß … nein, verbesserte sich Wield, für jeden mit entsprechendem Know-how, wie er aus eigener Erfahrung wusste!
»Irgendwelche Fragen?«, kam es von Roote, der aus der Küche zurückkehrte. Auf den Lehnen des Rollstuhls befand sich ein Tablett mit Tassen, Teekanne, Zuckerdose, Milchkännchen und einem Kuchen.
»Aye. Haben Sie diesen Mann mit dem Vollbart noch einmal gesehen, als Sie auf dem Rasen lagen?«
»Nein«, sagte Roote. »Ich meinte etwas zwischen den Büschen gehört zu haben, so, als wollte sich jemand hindurchzwängen, aber gesehen habe ich nichts.«
»Schade«, sagte Wield und kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Und schade auch, dass Sie nicht geblieben sind, um uns diese Information sehr viel früher zukommen zu lassen, Mr. Roote. Sie sind nicht der Einzige, der genügend Zeit hatte, um nach Hause zu gehen und sich umzuziehen.«
»Ich weiß nicht, wann Sie in der Hall eingetroffen sind, Mr. Wield, aber ich vermute, die Person, die ich gesehen habe, hätte bis dahin ebenfalls genügend Zeit gehabt, um das alles zu machen.«
»Möglich, aber Sie hätten es Sergeant Whitby sagen können, der sehr viel früher am Tatort war.«
»Ach, ja, Sergeant Whitby.«
Hätte er deutlich ausgesprochen, was sein Ton andeutete, hätte Wield sich aufgrund seiner Loyalität zu anderen Sergeants berufen gefühlt, Whitby in Schutz zu nehmen. Doch so wurde das Schweigen mit Schweigen quittiert, und er nahm die Tasse Tee an, die Roote ihm einschenkte.
So viel also dazu, die Kontrolle über die Befragung behalten zu wollen, dachte er sich, als er die Zähne in das Stück Madeira-Kuchen schlug. Zumindest in der Einschätzung dessen hatte Roote vollkommen richtiggelegen. Er war köstlich.
»Also, darf ich nun unterschreiben?«, sagte der junge Mann.
»Aye, das sollte reichen. Vorerst.«
Roote nahm die Aussage entgegen, unterschrieb schwungvoll, reichte sie Wield und sah zu, wie dieser gegenzeichnete.
Dann sagte er: »Und jetzt erzählen Sie mir vom lieben Peter Pascoe. Weiß er, dass ich hier bin? Wann darf ich hoffen, ihn zu sehen?«
»Aye, er weiß davon. Hat Ihnen Sir Edward gesagt, dass er hier ist?«
»Ja, ich glaube. Obwohl ich es gemutmaßt habe. Wem sonst sollte man im Moment denn einen Fall wie diesen anvertrauen, nachdem der arme Mr. Dalziel
hors de combat
im Avalon weilt?«
»Dann sind Sie Mr. Dalziel begegnet?«
»O ja. Das Schicksal hat unsere Wege zusammengeführt, obwohl das für das Schicksal an einem Ort von der Größe Sandytowns keine allzu mühselige Aufgabe sein kann. Er ist, meiner Einschätzung nach, noch nicht wieder wie früher, dennoch majestätisch in seinem lädierten Zustand. Bei unserem zweiten Treffen freute es mich zu sehen, dass er auf dem besten Weg ist, wieder ganz der Alte zu werden. Seine Fortschritte waren tatsächlich so beträchtlich, dass ich mich imstande sah, ihn um Unterstützung bei meinem Berufungsverfahren zu bitten.«
»Ihr Berufungsverfahren?«
»Die Revision meiner Verurteilung, was, wie ich hoffe, in einem Freispruch endet.«
Wield nippte an seinem Tee und sagte in einer Stimme so flach wie Norfolk: »Sie haben den Superintendenten gebeten, Ihnen bei der Revision des gegen Sie erlassenen Urteils zu helfen?«
»Genau.«
Wield nippte erneut an seinem Tee.
»Und er erwiderte …?«
»Er wolle es sich ernsthaft überlegen. Ich habe ihn schon immer als jemanden mit Verstand und Mitgefühl eingeschätzt. Sein äuß’rer Anschein, er straft Lügen seiner Seele Unermesslichkeit.«
Wield trank seinen Tee aus.
Da musste irgendwas drin sein, dachte er. Magic Mushrooms vielleicht.
Er faltete die Aussage zusammen, legte sie in seinen Notizblock, stand auf und sagte: »Ich mach mich lieber mal auf die Socken. Danke für den Tee. Und den Kuchen. Übrigens, was hat Sie hier nach Sandytown geführt?«
Es war ganz beiläufig gedacht, aber Roote grinste breit. »Natürlich, Peter wird Sie danach fragen. Die Antwort lautet: Vertrautheit und Zufall, Mr. Wield. Als ich meine Suche nach Heilung aufgab und beschloss, nach England zurückzukehren, wohin sonst hätte ich kommen sollen als nach Yorkshire, das in meinem Leben eine so wichtige Rolle gespielt hat?«
»Wo Sie im Gefängnis saßen, wo Sie angeschossen und wo Sie verkrüppelt wurden?«,
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