Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Spin-Doctors wie Moderatoren einer Kindersendung ausnahmen.
»Es geht ihnen gut, allen dreien«, sagte er.
»Wunderbar! Nun, kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Mr. Wield?«, sagte Roote. »Keinen Alkohol, natürlich. Sie sind im Dienst. Aber ich weiß, wie der Dienst Sie manchmal auffressen kann, so dass kaum Zeit bleibt, etwas zu sich zu nehmen. Eine Tasse Tee also und ein Stück Kuchen? Maisie backt einen ganz unglaublichen Madeira-Kuchen.«
»Nein danke«, sagte Wield. »Es geht nur um ein paar Fragen, kein Grund, sich gleich die Haare zu raufen.«
»Nun, soll mir recht sein«, grinste Roote und fuhr sich über den glattrasierten Schädel. »Entschuldigen Sie meine alberne Nervosität. Wirklich, eine ganz schreckliche Sache, mit Folgen, die weit über die unmittelbare schauerliche Tragödie hinausreichen. Aber ich bezweifle nicht, dass Ihre Sensoren schon Witterung aufgenommen haben.«
»Bin immer froh, wenn Einheimische uns auf die richtige Spur bringen«, sagte Wield einladend. Wenn Zeugen die Richtung der Befragung vorgeben wollten, war es seiner Erfahrung nach immer hilfreich, sie gewähren zu lassen und zu sehen, wohin es führte.
»Lady Denham ist … Entschuldigung … war eine sehr wichtige Persönlichkeit in Sandytown. Damit meine ich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich. Die Zeiten, Mr. Wield, ändern sich, und sie ändern sich schneller als jemals zuvor. Stillstand ist Rückschritt. Entwicklung ist alles. Und hier in Sandytown lag der Hauptteil jeder weiteren Entwicklung in den sicheren Händen zweier charismatischer Gestalten, Lady D. und Tom Parker. Haben Sie Tom schon kennengelernt?«
»Nein, aber er wird gerade befragt«, sagte Wield. »Die beiden kamen gut miteinander aus?«
Roote runzelte die Stirn. »Es ist unmöglich, mit Tom nicht gut auszukommen, aber es stimmt schon, er und Lady D. sind ganz unterschiedliche Charaktere. In den Händen von einem allein wäre das prächtige Schiff Sandytown wahrscheinlich schnell auf Grund gelaufen – zerschellt an den Klippen des schnellen Profits und persönlichen Gewinns, wäre Lady D. am Ruder gestanden, oder aufgelaufen auf den Untiefen eines vagen Idealismus und emotionalen Überschwangs, hätte Tom Parker den Kapitän gegeben. Mit anderen Worten, zusammen bildeten sie ein Team, das mehr war als die Summe seiner Teile. Doch ach, nachdem Daphne nun verschieden ist …«
Er schüttelte den Kopf und setzte eine tragische Miene auf. Was er sehr gut machte, wie Wield sich eingestehen musste. Aus dem Mund anderer hätten diese schwülstigen Worte nur aufgeblasen geklungen, Roote jedoch hauchte ihnen Kraft und Leben ein.
»Wollen Sie damit sagen, das könnte vielleicht ein Motiv für den Mord an Lady Denham sein?«, fragte Wield. »Um das, was sie für das Konsortium geleistet hat, zu ruinieren?«
»Auf Toms Betreiben hin? Nie und nimmer. Aber andere sehen diese Dinge vielleicht anders, das wäre also möglich. Sie könnten es zu Ihrer Liste der gewöhnlichen Motive hinzufügen.«
»Die wären?«
»Geld – wer ist der Erbe? Sex – wer ist zum Gespött der Leute gemacht worden oder nicht zum Zug gekommen? Geistige Unzurechnungsfähigkeit – wer hat nicht alle Tassen im Schrank?«, erwiderte Roote prompt.
»Sie haben sich anscheinend einige Gedanken dazu gemacht.«
»Ich hatte mehrere Jahre Zeit, über das weite Feld der Mordermittlungen zu sinnieren, Sergeant Wield, unter besonderer Berücksichtigung, zu welchen Irrtümern eine vorzeitige falsche Annahme selbst den ehrlichsten und gewissenhaftesten Ermittler führen kann.«
Dabei sah er Wield unumwunden in die Augen.
Wenn der Kerl ihm einen Gebrauchtwagen verkaufen wollte, würde er jetzt nach seiner Brieftasche greifen, dachte sich der Sergeant, der zunehmend Gefallen an dem Gespräch fand. Schließlich sah ein Experte nichts lieber, als wenn sein Gegenüber auf der Höhe des Spielgeschehens war.
Aber genug war genug. Er hatte gesehen, wohin Roote ihn führen wollte, daher war es an der Zeit, die Zügel anzuziehen.
»Richtig«, sagte er. »Danke. Und jetzt zum Fest in der Sandytown Hall. Um wie viel Uhr trafen Sie dort ein, Mr. Roote?«
Er nahm seinen Notizblock heraus, schlug ihn auf, klickte auf seinen Kugelschreiber und machte sich bereit. Aber der junge Mann war nicht gewillt, das Zepter so leicht aus der Hand zu geben.
»Mr. Wield, das ist nicht nötig«, sagte er lächelnd. »Ich wusste, dass Sie eine Aussage wollen, also setzte ich mich
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