Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
eine gute Polizistin abgeben –
Kein sehr subtiler Versuch, die diskreditierte Novello wieder aufzurichten – vielleicht hoffte er, ich würde mich noch mal auf ihre Frauenmasche einlassen. Das kann er sich abschminken! Du erinnerst dich noch an Suzie Bogg, die meine Lieblings-Barbie in den Entenweiher warf, als ich 7 war? Ich hör es noch heute platschen, wenn ich ihr im Dorf begegne.
– Also – sagte ich – wie lautet ihre Geschichte? –
– Sie sagt, Mr. Hollis sei wegen eines akuten Asthmaanfalls zu ihr gekommen – sie habe durch die übliche Behandlung die schlimmsten Symptome lindern können, aber dann musste sie fort – hätte noch einen Termin bei einer alten Dame gehabt, die unter Arthritis leidet –
– Sie haben das nachgeprüft? – fragte ich.
Ich bekam ein weiteres zustimmendes Lächeln & Nicken – & er fuhr fort – sie ließ Mr. Hollis auf dem Behandlungstisch zurück – sie hatte keinerlei Bedenken, da es sich in Mr. Hollis’ Fall als sehr wirksam erwiesen hätte, die Nadeln bis zu eineinhalb Stunden lang stecken zu lassen – & sie wollte innerhalb einer Stunde wieder zurück sein. Mr. Godley hatte unterdessen Probleme mit seinem Motorrad. Als ihm klarwurde, dass er es nicht selbst reparieren konnte, ließ er es in einer Werkstatt am Ort stehen – die geschlossen hatte – weshalb er einen Zettel anbrachte mit der Bitte, am nächsten Morgen mal nachzusehen. Dann – da er ein Bett für die Nacht brauchte – ging er zu Fuß zum Hexen-Cottage. Als er bemerkte, dass Miss Lee nicht zu Hause war – trat er ein …
Er hielt inne. Ich verstand die Anspielung.
– Er hat einen eigenen Schlüssel? – fragte ich.
– Nein – aber er weiß, dass auf dem Steinsims über der Eingangstür ein Ersatzschlüssel liegt – was auf ein großes Maß an Vertrautheit schließen lässt, meinen Sie nicht auch? Dann setzte er sich in die Küche & trank Miss Lees Whisky – bis er glaubte, etwas zu hören. Er ging in den Flur hinaus – sah nichts – & kehrte zu seinem Whisky zurück. Später – nach vielleicht zwanzig Minuten – wollte er auf die Toilette. Im Flur fiel ihm die Tür zum Behandlungszimmer auf – sie war vorher geschlossen gewesen – jetzt stand sie weit offen. Er sah hinein – erblickte Mr. Hollis auf dem Tisch – ihm wurde klar, dass etwas ganz & gar nicht stimmen konnte – dass eine der Nadeln viel zu tief drinsteckte – & er versuchte sie herauszuziehen, als meine beiden Beamten ihn dabei erwischten –
– Wie kamen die rein? – fragte ich.
– Eine weitere gute Frage – die Eingangstür stand offen – sagte er.
– Hat Mr. Godley gesagt, dass er sie offen gelassen hat? – fragte ich.
– Nein – er besteht darauf, er habe sie geschlossen –
– Als Ihre Männer Mr. Godley verhafteten & hierherbrachten – musste er hier auf die Toilette? – fragte ich.
Er wirkte überrascht – dann sah er in seinen Notizen nach & sagte – Tatsächlich, er musste auf die Toilette – dringend – andererseits – Stress erzeugt bei uns Männern oft das Bedürfnis, zu urinieren oder defäkieren – & ein Mord, stelle ich mir vor, dürfte sich als äußerst stressig erweisen – besonders für einen Heiler. Aber das war ein guter Punkt, Miss Heywood – fahren Sie bitte fort –
Er lud mich ein – provozierte mich fast – draufloszuspekulieren, was doch irgendwie schmeichelhaft war. Aber ich wollte weg & über diese Dinge selber nachdenken.
Ich erhob mich & sagte – Wo ist Mr. Godley jetzt? – wäre es möglich, ihn zu sehen? –
Zu meiner Überraschung sagte er – Kein Problem – einer unserer Wagen bringt ihn zu sich nach Hause nach Willingdene – der kann Sie dann unterwegs im Kyoto-Haus absetzen –
Ich war völlig perplex & sagte – Sie meinen, Sie lassen ihn gehen? –
– Miss Heywood, wir halten niemanden fest, außer wir haben einen guten Grund dafür – sagte er.
Was – natürlich – keine Antwort auf meine Frage war.
Pascoe gab mir daraufhin die Hand & sagte – Danke für Ihre Hilfe. Vielleicht muss ich noch mal mit Ihnen reden – wenn Sie nichts dagegen haben – & machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihrer Mails. Meine Parole lautet, immer alles wissen zu wollen! Shirley! –
Er hatte die Tür zum größeren Raum geöffnet. Das Miststück Novello war da – sie sah mir immer noch nicht in die Augen.
– Setzen Sie Miss Heywood am Kyoto ab, wenn Sie dort
Weitere Kostenlose Bücher