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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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vorbeikommen – sagte Pascoe.
    Keiner von uns beiden sagte etwas, als sie mich die Treppe hinunter- & über den Rasen zum wartenden Streifenwagen führte. Mr. Godley saß auf der Rückbank. Novello öffnete mir die Tür hinten – & ich stieg ein.
    Jedes Mal, wenn ich Mr. Godley sehe, scheint er sein Alter nach unten zu justieren. Ich hatte ihn eher bei 30 als bei 40 angesiedelt – doch als er mich jetzt mit seinen sanften grauen Augen ansah, hätte er ein verängstigter Teenager sein können – wäre nicht sein grauer Vollbart gewesen. Aus der Nähe fiel mir nun aber auf, dass der Bart weniger grau als golden war – die helleren Haare unter dem Dunkelbraun waren hellgolden, nicht grau. Irgendeine genetische Mixtur – dachte ich mir – oder er ließ sich Strähnchen reinfärben! Er trug Jeans & ein T-Shirt – die Ersteren waren einen Zacken zu groß – das Letztere ein wenig zu klein. Das hieß, sie hatten seine Kleidung zur Untersuchung einbehalten – er war also noch lange nicht aus dem Schneider.
    Er tat das, was er immer machte – er wich vor mir zurück – & als ich sagte – wie geht’s? – presste er ein – gut – heraus & wandte den Kopf ab, um aus dem Fenster zu sehen.
    Novello hatte sich vorn auf dem Beifahrersitz niedergelassen. Sie sah sich um & sagte zu Mr. Godley – Wo ist denn unser Fahrer? –
    – Der wollte sich noch einen Kaffee besorgen – sagte Mr. Godley.
    – Mein Gott! – entfuhr es Novello – was glaubt er denn, was wir hier machen! Einen Ausflug aufs Land? –
    Sie stieg aus & marschierte in Richtung Garage.
    – Das ist unsere Chance – sagte ich – wir könnten abhauen –
    Er sah mich nur an & sagte – Warum sollte ich abhauen wollen? –
    – War nicht so gemeint – antwortete ich – hören Sie, Mr. Godley, solange wir die Möglichkeit haben, miteinander zu reden – ich wollte Ihnen nur sagen, ich halte es für absolut lächerlich, dass Sie irgendwas mit dem Mord an Lady Denham zu tun haben sollen –
    Er sah mich eine Weile lang völlig entgeistert an – dann lächelte er – & peng – waren wieder fünf Jahre weg.
    – Danke – sagte er – danke –
    Zu meinem Entsetzen bemerkte ich, dass er – trotz seines Lächelns – Tränen in den Augen hatte.
    – Tut mir leid – sagte er & wischte sie weg – es ist nur – ein freundliches Wort – von Ihnen –
    Ich hörte gar nicht richtig hin – sondern starrte nur auf seine Hände. Erst als er sie zum Gesicht hochhob, bemerkte ich, dass er Handschellen trug!
    – Ich dachte, man würde Sie freilassen – entfuhr es mir – Pascoe sagte, man würde Sie nach Hause bringen –
    – Jaja – sagte er – damit sie dort mein Haus durchsuchen können –
    – Dieser Typ ist doch ein elender Scheißkerl! – rief ich.
    – Er macht bloß seine Arbeit – sagte er resigniert.
    – Ich werde Beschwerde einlegen! – Ich kochte.
    Er musterte mich – was mich irgendwie verwirrte – schließlich hatte er mir bei unseren bisherigen Begegnungen nie länger als den Bruchteil einer Sekunde in die Augen geschaut.
    Er sagte – Miss Heywood – könnten Sie etwas für mich tun? – Wenn Sie Doris sehen – könnten Sie ihr dann sagen, dass es mir gutgeht – & dass ich nichts gesagt hätte – egal, was sie behaupten? –
    – Doris? – sagte ich.
    – Tut mir leid – kam es von ihm – Miss Lee –
    – Aber ich dachte, sie heißt Yan – sagte ich.
    – So heißt sie von Berufs wegen – getauft wurde sie auf den Namen Doris –
    – Getauft? – sagte ich. Aus irgendeinem Grund meinte ich, Miss Lee sei konvertiert, damit sie sich in irgendeiner Ringelpiez-Kirche, in der der göttliche Gordon seinen Gott verehrt, trauen lassen konnten – aber wer war nur auf die bescheuerte Idee gekommen, sie mit dem Namen Doris zu schlagen?!
    Dann riss ich mich zusammen & sagte – Tut mir leid, Mr. Godley – das ist Ihre Privatangelegenheit, das geht mich nichts an – aber ja, ich werde Ihre Botschaft ausrichten –
    Er sah mich gequält an – wir Psycho-Akrobaten sind gut darin, solche Dinge zu bemerken – zuckende Mimik & zerkaute Lippen sind subtile klinische Anzeichen, nach denen wir ständig Ausschau halten – aber dann platzte es aus ihm heraus – Sie ist meine Schwester! –
    Na, das verschlug mir den Atem! – wie vom Donner gerührt war ich – bass erstaunt! – das, was Dad eben immer sagt, wenn er durch irgendwas

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