Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Bürgerpflicht und sorgen gleichzeitig dafür, nicht selbst mit hineingezogen zu werden. Also, was hat der verlogene Dreckskerl vorgehabt?
Nichts, außer dass er auf mich aufpassen wollte. Was sehr nett von ihm ist, und ich muss zugeben, es wird mir warm ums Herz, wenn ich sehe, wozu er bereit ist, um mir unter die Arme zu greifen …
Nicht mehr, als Sie für ihn auch getan haben, Pet, und mit welch schönen Armen. Tut mir leid, das war nicht sehr gentlemanlike. Ich wollte Sie nicht aus der Fassung bringen …
Andy, ich bin seit sehr langer Zeit Krankenschwester und hatte mit Patienten zu tun, die alles Mögliche probiert haben, um mich aus der Fassung zu bringen, von schmutzigen Witzen bis zu Angriffen mit vollen Bettpfannen. Sie haben das auch einige Male geschafft, aber ich hab schnell gelernt, und man muss sich nur daran erinnern, wie sie mit dem Gesicht nach unten und einem Thermometer zwischen den Arschbacken auf dem Bett liegen, dann gewinnen die Dinge sehr schnell wieder eine andere Perspektive. Also sparen Sie sich Ihre Provokationen, und hören Sie zur Abwechslung vielleicht einfach mal zu.
Ich höre, ich höre.
Gut. Ich liebe Lester.
Ach ja? Und deshalb haben Sie mich unter der Dusche überfallen?
Das tut mir leid. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist. Ich war ein wenig deprimiert, mit Lester schien es nicht gut zu laufen. Wir wollten uns am Abend zuvor treffen, aber er sagte ab – hatte ihn wohl ziemlich mitgenommen, dass Lady Denham seine Party gesprengt hat –, und als ich sie dann am nächsten Morgen im Heim sah, fragte ich mich, ob sie die ganze Nacht über hier gewesen war. Und dann, als ich zu Ihnen kam und bemerkte, dass Sie unter der Dusche standen … tut mir leid …
Nein, Mädel, keine Sorgen. Solange es jetzt für Sie mit anderen Männern nicht von vornherein schon verdorben ist. Sie sagten, Sie lieben Lester.
Ja. Ich weiß nicht, was daraus wird, aber auch wenn nichts daraus werden sollte, halte ich so große Stücke auf ihn, dass ich es nicht zulasse, dass er für mich seinen Ruf aufs Spiel setzt. Dabei will ich gar nicht sagen, dass ich völlig untadelig bin. Letzte Nacht, als wir zur Hall zurückkehrten, ließ ich es mir gefallen, dass Lester mich beschützen wollte. Wie gesagt, es tut gut zu wissen, dass er dazu bereit war. Aber heute Morgen, vor allem, nachdem ich von Ollie Hollis hörte, kam mir der Gedanke, dass es hier um mehr geht als um eine abscheuliche Alte, die von jemandem abgemurkst wurde und die es ja regelrecht darauf angelegt hatte. Es ist wichtig, Ihren Leuten die Wahrheit zu sagen, und sei es nur, dass sich die Ermittlungen nicht weiter verzögern, falls die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Und wenn noch jemand stirbt, möchte ich in keiner Weise dafür verantwortlich sein. Was ist los? Sie könnten ein wenig freundlicher dreinschauen, statt stöhnend rumzusitzen, als hätte ich Ihnen soeben gesagt, Sie müssten an den Hämorrhoiden operiert werden.
Nein, Mädel, natürlich freut es mich zu hören, dass Sie reinen Tisch machen wollen, nur hab ich halb erwartet, dass Sie mit einem vollen Geständnis rumkommen, so wie Sie losgelegt haben!
Dann muss ich Sie enttäuschen. Aber zwei Dinge sollten Sie wissen. Zum einen: Kurz bevor das Gewitter aufzog, hatten Lady Denham und ich so was wie ein eigenes Gewitter. Sie können sich denken, worum es ging. Ich war auf dem Gelände spazieren und kam auf dem Rückweg an den Ställen vorbei. Es gibt keine Jagdpferde mehr, seitdem sich Sir Harry den Hals gebrochen hat und sie es gut sein ließ. Aber sie hielt sich noch ihren alten Klepper, Ginger. Anscheinend braucht sie immer was zwischen den Beinen, und ich wette, wenn sie im Rollstuhl gelandet wäre, hätte man ihr den doppelt so hoch wie sonst bauen müssen, damit sie noch auf ihre Bauern herabschauen konnte.
Sie mochten sie nicht besonders, was?
Sie sind wirklich ein toller Polizist, was, Andy! Jedenfalls dachte ich mir, begrüß doch den Gaul. Ich mag Pferde, vor allem, wenn nicht irgendwelche Idioten auf ihnen sitzen. Aber als ich näher kam, sah ich, dass die Tür offen stand, und von drinnen war eine Stimme zu hören. Die von Daph Denham, obwohl ich das nicht gleich erkannte, sie klang so weich und traurig – so menschlich, könnte man sagen, nicht so, wie sie normalerweise spricht, da hört sie sich ja immer an, als redet sie zu einer öffentlichen Versammlung, auf die sie überhaupt keine Lust hat.
Oh aye. Und mit wem hat sie geredet?
Mit
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