Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Gewissen – Erwachsene sollten ihren Scheiß nicht auf Kindern abladen – ich hatte Mum im Ohr, die dem RS zu diesem Thema endlose Predigten hielt.
Zeit, Brücken zu bauen.
– Hey, Min – sagte ich – wann sollen wir denn los? –
Sie sah mich finster an & sagte – Wohin denn? –
– Dachte, wir hätten ausgemacht, dass wir im Pool schwimmen gehen wollen – sagte ich – ich weiß, wir sagten Nachmittag, wir könnten aber auch sofort los, wenn du willst – aber falls du zu beschäftigt bist …
Ich konnte sehen, wie sie rumeierte zwischen der Gelegenheit, mich ihren Unmut spüren zu lassen, & der Aussicht, zum Hotel zu fahren & vielleicht Onkel Sid zu treffen. Aber die Sache war eigentlich entschieden. Mit gelangweilter Miene, die der Eiskönigin Esther alle Ehre gemacht hätte – sagte sie – Ach ja – ich hol meine Sachen –
– Lass Charley noch ihren Kaffee austrinken – befahl Mary – & sag danke –
Minnie sah mich schmollend an & murmelte – fast unhörbar – danke.
– Wie war das? – kam es streng von Mary.
Tom & Mary hatten ihre Aufmerksamkeit auf ihre trotzige Tochter gerichtet – also ergriff ich die Gelegenheit & steckte die Finger in den Mund – zog die Lippen auseinander – & rollte mit den Augen – meine berühmte Mad-Mavis-Nummer, bei der du dich immer überschlagen hast, wenn ich sie hinter dem Rücken des RS abgezogen habe.
Ich hatte mein Mädel richtig eingeschätzt. Sie riss die Augen auf – brach in schallendes Gelächter aus – rannte zu mir & umarmte mich & sagte – tausend Dank! – bevor sie im Haus verschwand.
– Na – sagte Mary – schon erstaunlich, was ein paar wohlgesetzte Worte bewirken können – nicht wahr, mein Lieber? –
– Wie wahr – sagte Tom – weißt du was, ich glaube, ich schlendere mit den beiden Damen zum Hotel – ich wollte sowieso mit Sidney reden & seine Meinung einholen, wie sich das alles auf das Investitionsprogramm auswirken könnte –
Min war nicht besonders erfreut, dass wir auch ihren Dad mitschleppen mussten – wahrscheinlich hatte sie gehofft, sie könnte mir noch das letzte Detail meines Besuchs bei der Polizei aus den Rippen leiern – auf jeden Fall gelang es ihr sehr geschickt, Tom jedes Mal abzudrängen, wenn der Weg so schmal wurde, dass wir 3 nicht nebeneinandergehen konnten.
Ich fing mit einer zensierten Version an – schließlich aber – vielleicht weil ihr kaum entging, wenn ich etwas ausließ – & vielleicht auch, weil ich denke, dass man nicht früh genug lernen sollte, welche hinterhältigen Scheißkerle Polizisten sein können – erzählte ich ihr doch die ganze Geschichte.
Ihr empörter Aufschrei, als ich berichtete, dass Novello meine Mails an alle weitergegeben hatte, musste Tom erst erklärt werden. Er war weniger empört & meinte nur, hätte er gewusst, wofür ich den Drucker brauchte, hätte er mir davon abgeraten.
Als wir in Sichtweite des Hotels waren – & Minnie vorausrannte in der Hoffnung, Sidney würde sie an der Rezeption bereits erwarten – kam Tom auf das Thema zurück & sagte – Apropos diese Mails, Charley – vielleicht sollten Sie sich in Zukunft gut überlegen, was Sie Ihrer Schwester schreiben –
Trotz seiner zuweilen bescheuerten positiven Grundeinstellung ist Tom Parker alles andere als dumm!
– Sie meinen, die hacken meinen Computer? – fragte ich erschreckt.
Er antwortete nicht gleich darauf, sondern sagte nur – Beschreiben Sie mir die Sicherheitseinrichtungen auf Ihrem Rechner –
Hab ich gemacht. Als ich ihm dann auch noch erzählte, ich hätte ständig einen Blue Screen bekommen, den die begleitende Meldung auf meine Firewall zurückführte, weshalb ich sie kurzerhand deaktiviert habe, stöhnte er nur auf.
– Ich werde mich darum kümmern – versicherte ich ihm.
Ich erzählte ihm nicht, dass ich technisch so unbegabt bin, dass der blöde Liam sie deaktivieren musste, als ich das Problem erwähnte. Er wollte mir eine andere Firewall herunterladen – aber dazu kam es nicht mehr, nachdem ich ihn dabei erwischt hatte, wie er meine Freundin gegen einen Baum nagelte!
– Bis dahin sind Sie ein leichtes Opfer – sagte er – für jeden! –
– Würden die Scheißkerle das wirklich machen? – fragte ich.
Natürlich! Fast hoffe ich, dass sie das hier lesen. SCHEISSKERLE ! SCHEISSKERLE ! SCHEISSKERLE ! So – jetzt geht’s mir besser.
An der Rezeption fanden wir Minnie im Gespräch
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