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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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murmelte Pascoe.
    »Er ist beileibe ein Original, nicht wahr? Aber zum Teil rührte meine Freude, ein großer Teil jedenfalls, von dem Wissen her, dass mir der Zufall damit ermöglichte, was ich schon Monate zuvor hätte tun sollen. Wo der eine auftaucht, ist der andere nicht fern, und so wusste ich, es kann nicht mehr lange dauern, bis diese Ferne in weite Ferne rückt.«
    Pascoe griff sich ein großes Stück vom Kuchen, weil er keine Ahnung hatte, wie er auf diesen Gefühlsüberschwang reagieren sollte. Spielte da etwas Homosexuelles mit? Rootes Persönlichkeit offenbarte so viele widersprüchliche Seiten, dass es ihn nicht überrascht hätte …
    »Peter, nur um es klarzustellen, ich stehe nicht auf Sie«, sagte Roote. »Nichts mit Kuscheln, Sie müssen sich also keine Sorgen machen, dass auf den festen Händedruck sabbernde Küsse folgen.«
    Pascoe schluckte einen großen Bissen vom Madeira und spülte mit Kaffee nach. Er hätte sich daran erinnern sollen, dass einem im Gespräch mit Roote auch gleich die Gedanken gescannt würden.
    »Es wäre mir nie in den Sinn gekommen … na ja, vielleicht habe ich mich gefragt … hören Sie, es tut mir leid, aber um ehrlich zu sein, als Sie mir die ersten Briefe schickten, dachte ich, Sie wollen mich verarschen.«
    Roote grinste.
    »Vielleicht habe ich das anfangs, ein wenig. Aber so ist das doch unter Freunden, oder? Hören Sie, es liegt an Ihrem Job, der uns im Wege steht. Stellen Sie sich vor, wir hätten uns einfach kennengelernt, sagen wir, an der Universität, in einer Galerie, einem Theater, irgendwo. Sie hätten mich vielleicht für etwas exzentrisch gehalten, hätten aber darüber gelächelt. Und ich hätte Sie für etwas zugeknöpft gehalten, was mich aber neugierig gemacht hätte. Und hätten wir uns dann einige Male getroffen, hätten wir vielleicht Freunde werden können, so entstehen doch Freundschaften, nicht wahr?«
    »Aber …?«
    »Aber wir haben uns unter Umständen kennengelernt, die von Ihnen verlangten, mich als Verdächtigen zu sehen. Und als die wunderlichen Launen der britischen Justiz mich ins Gefängnis brachten, war unsere ursprüngliche Beziehung so eingefroren, dass sie scheinbar nie wieder auftauen konnte. Mir wurde bewusst, dass ich meine Ressentiments und Vorwürfe hinter mir lassen musste. Als ich Sie jedoch wiedertraf, bemerkte ich, dass es Ihnen sehr viel schwerer fiel, Ihr Misstrauen und Ihre Skrupel aufzugeben.«
    »Also dachten Sie sich, hey, ich kann diesen Typen ändern«, sagte Pascoe, bemüht um einen leichteren Ton. »Stand dahinter irgendein evangelischer Imperativ, oder war es als unterhaltsame intellektuelle Übung gedacht?«
    »Ein bisschen von beidem«, sagte Roote. »Und irgendwann merkte ich, dass es mir wirklich wichtig war. Ich stellte fest, dass ich Sie wirklich mochte, und das ist ein Scheißgefühl, wenn man weiß, dass jemand, den man mag, einen selbst als Abschaum betrachtet.«
    »Sie wollen damit sagen, was Sie für Rosie getan haben, haben Sie nur getan, damit ich Sie mag?«, fragte Pascoe.
    »Nein«, sagte Roote. »Ich habe es getan, weil Freunde dazu da sind. Und, hey, wir sollten daraus keine so große Sache machen. Ich wusste nicht, dass zum Deal auch ein Verrückter mit einem Gewehr gehörte, der mich wie die Pest hasste.«
    »Aber als Sie das erfuhren, entschieden Sie sich trotzdem für Rosie«, sagte Pascoe. »Sie redet immer noch von Ihnen, wissen Sie.«
    »Wirklich? Mir wäre es lieber, wenn sie mich vergessen würde. Das ist ein weiterer Grund, warum ich mich zurückzog. Schon schlimm genug, wenn Sie mich mit Ihren großen, schuldbeladenen Augen ansahen. Es gab keinen Grund, das auch noch einem Kind aufzubürden.«
    Einige Minuten lang saßen sie nur schweigend da und tranken ihren kälter werdenden Kaffee.
    Bitte, Gott, dachte Pascoe, lass mich nicht herausfinden, dass Roote irgendwie in diesen Fall verwickelt ist. Schlage mich nicht mit dieser Entscheidung!
    Bei der, wie er wusste, es nichts zu entscheiden gab.
    Er setzte seine Tasse ab. »Erzählen Sie mir von Ihrer Wanderschaft und wie es dazu kam, dass Sie sich in Sandytown niederließen. Wieldy hat mir eine Zusammenfassung geliefert, aber ich ziehe stets die Originalquellen vor.«
    »Da sind wir uns sehr ähnlich«, sagte Roote.
    Er begann zu erzählen. Sein Stil war anekdotisch, der Ton leicht und amüsant. Es war, dachte Pascoe, als würde er einem jungen Gentleman aus einem früheren Jahrhundert lauschen, der gerade von seiner Grand Tour

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