Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
hatte, es verschweigen sollte, doch das feine Lächeln auf den Lippen des jungen Mannes ließ erkennen, dass er den Winkelzug erkannte.
    »Nein. Ich lernte sie im Davoser Avalon Ende des letzten Jahres kennen«, sagte er. »Sie war mit ihrem Neffen und ihrer Nichte zum Skiurlaub dort und stattete Lester Feldenhammer einen Anstandsbesuch ab.«
    »Anstandsbesuch?«
    Roote lachte laut auf.
    »Peter, Sie sind unschlagbar. Kaum vierundzwanzig Stunden hier, und schon ist Ihnen bekannt, dass die liebe Daphne Ernsthaftes mit Lester vorhatte. Ja, ich nehme an, die Wahl des Urlaubsortes – vermutlich der Hauptgrund, den Urlaub überhaupt anzutreten – beruhte auf ihrem Bedürfnis, den Auserwählten nicht von der Leine zu lassen. Umgekehrt würde ich mutmaßen, einer von Lesters Gründen für den Austausch war es, eine Weile außerhalb von Daphs Einflussgebiet zu sein.«
    »Das können Sie mit Bestimmtheit sagen?«
    »Nein. Lester hat mir sein Privatleben niemals anvertraut«, sagte Roote. »Ich habe das Wort
mutmaßen
bewusst gebraucht, genau wie das Wort
Anstandsbesuch
zur Kennzeichnung von Lady D.s Urlaub. Ihr eigentlicher Grund mochte von räuberischer Natur gewesen sein, aber bei einigen Gelegenheiten sah ich sie in Begleitung ihrer Nichte Esther, falls sie es daher nicht auf eine
Troika
abgesehen hatte, wäre es falsch, ihr bei diesen Gelegenheiten ein tieferliegendes Motiv zu unterstellen.«
    »Franny«, seufzte Pascoe, »Sie sind hier nicht auf einer wissenschaftlichen Konferenz. Erzählen Sie es mir einfach so, wie Sie es … Mr. Dalziel zum Beispiel erzählen würden.«
    Erneut brach Roote in schallendes Gelächter aus. »Okay. Daph war eine Frau mit großen Gelüsten, von denen kein einziges vom Alter abgeschwächt worden war. Sie liebte Reichtum, Status und Sex, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Hollis verschaffte ihr Reichtum und ein gewisses Ansehen. Er hatte Sandytown Hall und die Lordschaft der Hundert erworben. Denham schenkte ihr einen Adelstitel, und sie dirigierte den armen Kerl so, um höchstmöglichen Profit aus ihm zu schlagen. Und Feldenhammer ist wohlhabend genug, sowohl durch sein Einkommen sowie durch das Geld, das er durch seine Familie geerbt hat – er gehört zu den Feldenhammers aus Milwaukee, die in Milchprodukte machen. Gesegnet seien die Käsemacher, denn sie werden stinkreich – Sie haben vielleicht schon mal von ihnen gehört?«
    Pascoe schüttelte den Kopf.
    »Wie auch immer. Worum es geht: Daph gefiel es hier, hier war sie die Grande Dame. Sie genoss ihr Ansehen, und was ebenfalls für Lester sprach, war sein internationaler Ruf. Sie konnte also in eine Zukunft blicken, in der sie zu Konferenzen an exotischen Orten reiste, und wenn ihr englischer Adelstitel die Eingeborenen nicht zum Kotau animierte, dann ihr berühmter Ehemann.«
    »Das klingt ein wenig nach … Kalkül«, sagte Pascoe.
    »Darin war sie unschlagbar. Aber vergessen wir den Sex nicht. Sie ging ihm, möchte ich sagen, mit Feuer und Flamme nach. Sie musste auf jeden Typen abgefahren sein, dem sie nachstieg, das heißt, wenn Geld und Ansehen nicht ausreichten, musste er seinen Job erledigen können.«
    »Soll das heißen, sie war promiskuitiv?«
    »Ich dachte, wir reden hier
à la Dalziel!
Sie meinen, gründelte sie in fremden Gewässern? Wer weiß? Aber sie achtete darauf, dass alles ganz diskret ablief, keiner bekam etwas davon mit. Wie gesagt, auf ihr Ansehen ließ sie nichts kommen.«
    Das passte zu dem, was Esther Denham ihm gesagt hatte. Sie und Roote mochten sonst nicht viel gemeinsam haben, aber beide verfügten über eine scharfe Beobachtungsgabe.
    Der Gedanke an Esther erinnerte ihn an ihren Bruder. »Kein Gespiele also? Ich habe gehört, ihr Neffe protzt an ihrem Privatstrand gern mit den Familienjuwelen …«
    »Peter, wie kommen Sie nur an solche Details? Ja, das stimmt, und ich bin mir sicher, Daphne hatte nichts gegen diese Zurschaustellung. Aber was das Anfassen anbelangt sowie das Risiko, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, falls es herauskommt, hätte es bedeutet, dass sie ihre Macht über ihn einbüßte. Das war das verbindende Element ihrer drei Leidenschaften – Reichtum, Ansehen, Sex –, sie alle verschafften ihr Macht. Am Ende aber begehren die Sklaven auf, Schoßhündchen beschmutzen den seidenen Schoß, auf dem sie ruhen. Suchen Sie jemanden, der davon genug hatte, und Sie finden Ihren Mörder!«
    Weiter wollte Roote nicht gehen, trotz Pascoes Aufforderung, potenzielle

Weitere Kostenlose Bücher