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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zurückgekehrt war. Wann immer der Beweggrund für seine Reisen berührt wurde, klang es, als hätte er es lediglich darauf abgesehen gehabt, verschiedene Bäder zu besuchen, um sich dort an den Heilwassern zu erfrischen.
    Pascoe unterbrach ihn schließlich.
    »Letztendlich gab es also nichts, was noch Hoffnung versprochen hätte?«
    Er hatte es nicht so schonungslos formulieren wollen, aber so rutschte es ihm eben heraus.
    Rootes Augen weiteten sich vor gespieltem Entsetzen.
    »Verbringen Sie vielleicht zu viel Ihrer Zeit mit dem lieben Andy, Peter? Da würde ich aufpassen. Als Antwort auf Ihre Frage: Die Hoffnung stirbt nie, sie ändert sich manchmal nur. Natürlich bleibt mir immer der Trost der Philosophie.«
    »Dieses Third-Thought-Zeugs? Andy hat mir erzählt, Sie hätten es ihm schmackhaft machen wollen.«
    »Tatsächlich? Vielleicht hat der Same einen Riss selbst in diesem steinigen Grund gefunden. Ja, auch das war etwas, was ich anfangs nicht ganz ernst nahm, was sich aber als stärker erwies, als ich mir vorstellen konnte. So wie die Freundschaft zu Ihnen. Huch, tut mir leid, ich wollte Sie nicht schon wieder in Verlegenheit bringen. Um auf die Hoffnung zurückzukommen, Peter, es gibt etwas, was ich anderen nur ungern erzähle, Sie allerdings haben es wie kein anderer verdient, es zu hören. Es geht nicht eigentlich um die Hoffnung, sondern um die Hoffnung auf Hoffnung. Ich wage kaum daran zu denken, geschweige denn, davon zu reden.«
    Er hielt inne, als müsste er sich seine Worte erst zurechtlegen, dann fuhr er fort: »Hinsichtlich Betreuung und Pflege war die Avalon-Klinik in Davos bei weitem die komfortabelste Einrichtung, die ich besuchte. Das meine ich nicht nur physisch, sondern auch psychologisch. Ich fühlte mich dort zu Hause, aber natürlich wollte ich mich nicht in einer Klinik heimisch fühlen, weshalb ich weiterzog, stets auf der Suche. Dabei tauchte immer wieder ein Name auf – ein Dr. Hermann Meitler. Ich fand ihn in einer kleinen Forschungseinrichtung in der Nähe von Dresden. Sein offizielles Fachgebiet waren Sportverletzungen, können Sie sich das vorstellen? Wenn Sie sich erinnern wollen, besaß die alte DDR einen etwas dubiosen Ruf wegen ihrer Haltung zu leistungssteigernden Behandlungsmethoden. Was Medaillen betraf, war man dort immer auf der Suche nach dem Stein des Weisen, der sich irgendwann in Gold verwandeln würde. Auf dem Weg dorthin ließ man sich auch nicht von lästigen Überlegungen abbringen, dass manche dabei auf der Strecke bleiben könnten.«
    »Sind Sie sich sicher, dass dieser Typ Meitler und nicht Mengele hieß?«, sagte Pascoe angewidert.
    »Vielleicht hinter vorgehaltener Hand«, lachte Roote. »Er war sicherlich jemand, der Menschen als Problem betrachtete, das gelöst werden musste, und nicht als Individuen, die umsorgt sein wollten. Der Mauerfall und die Einführung westlicher Haftungskriterien hatten ihn seines endlosen Vorrats an Experimentiermaterial beraubt. Nachdem ihm klarwurde, dass er in mir jemanden gefunden hatte, der bereit war, einen Schritt weiter zu gehen, und auch noch willens, für das Privileg zu bezahlen, kamen wir hervorragend miteinander aus.«
    »Aber er wirkte das Wunder nicht«, sagte Pascoe.
    »Nein«, sagte Roote. »Und ja. Er behandelte mich auf eine Art und Weise, wofür ihm im Königreich sicherlich die Berufserlaubnis entzogen worden wäre. Ich hatte nichts dagegen. Und es war gut, dass ich nichts dagegen hatte. Denn schließlich schaffte er es, dass ich wieder etwas spürte, Peter. Ich unterzog mich bis dahin kontinuierlich der elektrischen Muskelstimulation, obwohl ich verdammt noch mal nicht das Geringste spürte. Sollte das Wunder jemals geschehen, wollte ich auf keinen Fall einfach vornüberkippen, weil meine Muskeln völlig atrophiert waren. Dann, eines Tages, spürte ich ein Kitzeln. Ein komisches Wort, ein Kitzeln, nicht wahr? Auf jeden Fall lachte ich vor Freude. Ich spürte ein Kitzeln, da, wo ich nichts gespürt hatte, seitdem ich angeschossen worden war.«
    »Aber ist das nicht wunderbar!«, rief Pascoe aus. »Und dann?«
    »Dann? Nichts. Ich sprach mit Meitler. Er machte mir klar, dass ich vor einer Entscheidung stand. Nicht, getötet oder geheilt zu werden. Dafür hätte ich mich sofort, ohne zu zögern, entschieden. Nein. Es ging um die Möglichkeit, geheilt zu werden, und die ebenso wahrscheinliche Möglichkeit, als denkendes Gemüse zu enden. Das ließ mich innehalten. War ich bereit, dieses Risiko

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