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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kandidaten zu nennen. Nur allzu gern aber lieferte er kleine Porträtskizzen der Einheimischen. Was Pascoe auffiel, war das völlige Fehlen jeglicher bösartiger Kommentare, im Gegenteil, vieles zeugte von seiner Zuneigung zu ihnen. Er klang mit sich und seinem Leben im Reinen, fast glücklich.
    Vielleicht war er verliebt, dachte sich Pascoe, der gelernt hatte, das Konventionelle nie zu ignorieren. Eingedenk Dalziels Hinweis, Franny könnte ein Auge auf Clara Brereton geworfen haben, lauschte er sorgfältig auf die Andeutung entsprechender Interessen, als Franny von ihr sprach, konnte aber nichts entdecken. Seine offenste Bewunderung sprach er tatsächlich Charley Heywood aus, die er nur einige Male getroffen haben konnte.
    »Eine intelligente junge Frau mit scharfem Blick und Verstand. Geben Sie ihr noch ein paar Jahre, und ich hätte nichts dagegen, auf ihrer Couch zu liegen«, schloss er.
    Pascoe lachte. »Sie hat von Ihnen auch eine hohe Meinung. Sie gehören mit Ted Denham und Sidney Parker zu den Top-Attraktionen von Sandytown.«
    »Wenn dem so ist«, sagte Roote nachdenklich, »so täte die Arme besser daran, einen Traum zu lieben.«
    Das fiel in Pascoes Ohren trauriger aus als alles, was er je von dem jungen Mann gehört hatte.
    Er sah auf seine Uhr und sagte munter: »Zeit zum Aufbruch, fürchte ich.«
    »Sie kommen doch wieder?«, fragte Roote.
    »Natürlich. Nachdem ich Sie jetzt gefunden habe, lasse ich Sie nicht von der Leine. Eines noch, Franny. Stimmt es, dass Sie Berufung gegen Ihr Urteil einlegen wollen? Oder wollten Sie den Superintendenten damit nur aufziehen?«
    »Würde es Sie überraschen, wenn es mir ernst damit wäre, Peter?«, fragte er.
    Pascoe schüttelte den Kopf.
    »Das ist lange vorbei, dass ich mich von Ihnen noch überraschen lasse, Franny.«
    »Das nehme ich jetzt als Kompliment. Sagen wir, es hängt von der Tagesform ab. Manchmal erscheint es mir als großartige Idee, manchmal als sinnlos. Aber keine Sorge. Egal was ich mache, ich werde immer versuchen, Sie rauszuhalten. Und was immer ich Ihnen sage, es ist die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
    Dann lächelte er sein unschuldigstes, charmantestes Lächeln und fügte hinzu: »Aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Auf Wiedersehen, Peter.«
    Sie gaben sich die Hand.
    Als Pascoe zu seinem Wagen ging, rief Roote ihm nach: »Eines habe ich mich noch gefragt. Natürlich haben Sie und der clevere Sergeant Wield das vermutlich schon längst geklärt, aber warum wurde der zeitliche Ablauf des Grillfestes geändert? Könnte einen näheren Blick wert sein. Alles Gute, Peter.«
    Pascoe fuhr auf dem zerfurchten Pfad davon.
    An der Straße stieg er aus und schloss das klapprige Tor. Dabei ließ er den Blick über die Umgebung schweifen. Es war nicht zu übersehen, wenn man erst mal genauer hinschaute: In einem der Risse im alten Sandsteinpfosten schimmerte ein Sensor, und hoch oben in der Eiche sah, im glänzend dunkelgrünen Farbton des Laubs, eine winzige Überwachungskamera auf ihn herab.
    Er lächelte und winkte ihr zu.
    Franny wusste gern, wer seine Anfahrt entlangkam. Warum nicht? Wenn man im Rollstuhl saß, fühlte man sich wahrscheinlich sehr verletzlich. Vor allem, wenn man Feinde hatte.
    In einem war er sich nämlich sicher.
    In einem Rollstuhl zu sitzen hielt Franny Roote nicht davon ab, sich Feinde zu machen.
    Er stieg in seinen Wagen und sah auf die Uhr. Es war eineinhalb Stunden her, dass er zu Wield gesagt hatte: »Hat ja keinen Zweck. Ich muss Franny aufsuchen und es aus dem Weg schaffen.«
    Was dieses
es
war, dessen war er sich nicht so sicher. Erleichterung, Verantwortung, Schuldgefühl, Dankbarkeit, Zweifel, Argwohn, all das steckte darin. Jetzt war auch noch Hoffnung dazugekommen.
    Sein Handy klingelte, als er losfuhr. Als gesetzestreuer Bürger steuerte er den Straßenrand an, schaltete den Motor aus und griff zum Telefon.
    Es war Wield.
    »Peter«, sagte er. »Du musst zurückkommen. Es ist was passiert.«
    Der gesetzestreue Bürger war vergessen, er ließ den Motor an, gab Gas, peitschte den Wagen über die schmale Straße und sprach ins Handy: »Schieß los, Wieldy.«

2
    S ergeant Wield hatte einen anstrengenden Morgen hinter sich.
    Peter Pascoe leitete die Ermittlungen nicht so, wie er es erwartet hatte. Normalerweise gaben sie ein hervorragendes Team ab, ergänzten sich mit den ihnen eigenen Fähigkeiten und Talenten auf das Beste, während das Wissen, im Schatten des olympischen

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