Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Fahrrad geschenkt, ein richtiges, kein Kinderfahrrad. Mum sagte, es ist viel zu teuer, und Onkel Sid sagte, Quatsch, er kauft den Menschen, die er am liebsten mag, immer ein Bike, er meint, das liegt so in der Familie. Jedenfalls haben Mum und Dad mir eine Digitalkamera geschenkt, und die war wirklich teuer.«
»Aye, na ja, den Besten nur das Beste, was?«, sagte Dalziel.
Minnie fuhr zufrieden fort: »Ich hab einen Ausflug gemacht, an der Küste, und nach einer Weile hab ich eine Pause eingelegt und Breitarsch … tut mir leid, Lady …«
»Breitarsch ist schon in Ordnung, Kleine«, sagte Dalziel. »Ich glaube nicht, dass sie jetzt noch was dagegen hat. Übrigens, wann hast du denn Geburtstag?«
»Am neunten September, nächsten Monat. Dann werde ich zehn«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Werde ich nicht vergessen«, sagte Dalziel. »Das ist der Festtag der Heiligen Wulfhilda. Die war auch ein ziemlich schlaues Mädel. Erzähl weiter.«
»Ich hab das Pferd von Breitarsch gesehen, Ginger. Ich hab ihn schon vorher gesehen, hinter der Hecke, aber jetzt hat er nur Gras gefressen. Ich wollte ihn fotografieren, aber da ist Breitarsch gekommen, ich hab mich für ihre Geburtstagskarte bedankt, aber sie hat mich angesehen, als würde sie gar nicht wissen, wovon ich rede. Dann fragte sie mich, ob sie sich meine Kamera leihen kann. Ich wollte sie eigentlich nicht hergeben, aber sie hat sie sich einfach genommen und ist wieder gegangen.«
»Wohin ist sie gegangen?«
»Zum Kliff. Es ist dort nicht sehr hoch, nicht so wie das Nordkliff, eher wie eine große Sanddüne. Nach einer Weile ist sie zurückgekommen und hat gesagt, sie brauchte die Speicherkarte. Aber dann kann ich keine Fotos mehr machen, hab ich gesagt, und sie, gut, dann will ich sie mieten, für zehn Pfund am Tag.«
»Zehn Pfund? Und hast du die zehn Pfund bekommen?«
»Nein. Ich hab fünfzehn bekommen«, sagte das Mädchen. »Onkel Sid sagt, wenn einem jemand ein Angebot macht, soll man immer das Doppelte verlangen und sich höchstens um die Hälfte runterhandeln lassen.«
Dalziel warf Charley einen warnenden Blick zu, die sich das Lachen verkneifen musste.
»Und was ist dann passiert?«, fragte er.
»Ich bin weitergefahren, dann hab ich mich umgedreht, und als sie weg war, bin ich zurück, weil ich sehen wollte, was sie fotografiert hat.«
»Und was war es?«
»Dr. Feldenhammer mit der indischen Lady am Strand. Sie haben Sex gemacht.«
»Du bist dir sicher, dass es Dr. Feldenhammer war?«, sagte Dalziel, der ganz vergaß, dass er ja eigentlich bereits alles wissen sollte.
»O ja. Dr. Feldenhammer war ein paar Tage vorher bei uns zum Abendessen. Er hat mir einen Zwanzig-Pfund-Schein gegeben, als er gehört hat, dass ich bald Geburtstag habe, und er hat gesagt, ich soll mir davon was kaufen, was ich mir wirklich wünsche, aber Mum hat mich gezwungen, dass ich das Geld auf mein Sparbuch lege.«
»Das ist das Problem mit Mums«, sagte Dalziel. »Immer denken sie an deine Zukunft. Fahr fort.«
»Na ja, ich hab gewusst, wenn sie mich erwischen, würde ich Ärger kriegen, also bin ich weggekrochen, zurück zu meinem Rad, und nach Hause gefahren.«
»Minnie«, sagte Charley, »du sagst, sie hatten Sex, was genau … meinst du damit, haben sie sich geküsst oder …«
»Sie haben sich ganz ausgezogen – daher weiß ich auch, dass es die indische Lady war, sie war nämlich überall ganz braun – und sie haben sich zusammen auf und ab bewegt. Schon gut, Charley, wir haben das alles schon in der Schule gelernt.«
Ihr Ton war so herablassend, dass Dalziel laut lachte.
»Diese indische Lady«, sagte Charley recht scharf, »hat die auch einen Namen?«
»Das nehme ich doch an«, sagte Minnie. »Jeder hat einen Namen. Ihrer ist wohl indisch.«
»Und wer ist sie?«
»Sie war von der Klinik. Ich hab sie einmal in der Stadt gesehen, sie hat eines von diesen schönen Seidendingern getragen, die die immer anhaben, aber jetzt hab ich sie schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht hat sie also woanders einen Job gefunden. Hilft das weiter, Mr. Andy?«
»Ich denke doch, Minnie. Was meinen Sie, Charley?«
»Möglicherweise«, sagte Charley. »Hast du das jemals einem anderen erzählt, Minnie?«
»Sue Locksley, meiner besten Schulfreundin, aber die hat gesagt, ihr Kindermädchen macht es jeden Samstagabend mit ihrem Freund im Wohnzimmer, und es ist wirklich langweilig. Also hab ich’s sonst keinem mehr erzählt. Außer Onkel Sid.«
»Du hast es Onkel
Weitere Kostenlose Bücher