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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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haben alles vielleicht noch plastischer gemacht. Wie auch immer, deswegen hab ich das Mädel jetzt auch fortgeschickt. Klar, für sie scheint die Sonne aus dem Hintern ihres Onkels Sid. Ich wollte nicht, dass sie hört, wenn wir uns über ihn unterhalten. Was sollte das mit dem Motorrad, das er dem Baronet-Teddy geschenkt hat?«
    »Keine Ahnung. Das hab ich jetzt auch zum ersten Mal gehört«, sagte Charley bemüht gleichgültig. »Ich kenne Sid kaum.«
    »Außer dass er einen roten Maserati fährt und absolut umwerfend ist, meinen Sie? Kommen Sie, Mädel. Ihr Nicht-Wissen klingt so überzeugend wie Minnies Nicht-Belauschen!«
    O Scheiße, dachte Charley. Prinzipiell stimmte sie Sid zu, Sex ging niemanden etwas an außer dem betreffenden Pärchen. Und deren Psychologen, natürlich. Und vielleicht die Polizei, wenn er im Zusammenhang mit einem schwerwiegenden Verbrechen stand …?
    Worauf es jedoch ankam, war, dass die Polizei ihre Mails gelesen hatte. Okay, sie war darüber noch immer ziemlich sauer, aber es war nun nicht mehr zu ändern. Und sie hatte die Polizei bei zwei Dingen unbeabsichtigt auf eine falsche Fährte gelenkt, erstens, was die enge Beziehung zwischen Ted und Clara betraf, zweitens, wo Clara und Sid sich aufhielten, als das Unwetter losging. Das war vielleicht nicht wichtig, aber nachdem mittlerweile zwei Menschen tot waren …
    »Spucken Sie’s aus, bevor Sie noch dran ersticken«, drängte Dalziel.
    »Sid ist schwul«, sagte sie. »Ted auch. Weiß nicht, ob sie es ausschließlich sind – zumindest in Teds Fall würde ich es bezweifeln.«
    Sie hatte keine überraschte Miene von ihm erwartet, und den Gefallen tat er ihr auch nicht.
    »Oh aye? Das sind viele. Ist nicht ansteckend, Gott sei Dank. Verstehe, für Sie muss es ein kleiner Schock gewesen sein, als Sie dahinterkamen. Apropos, wie sind Sie überhaupt dahintergekommen?«
    »Heute Morgen sah ich Sid im Swimmingpool, und da wurde mir klar, dass es nicht stimmen kann, was ich in der Mail geschrieben habe. Teddy hat in der Höhle am Kliff nicht Clara gevögelt, sondern Sid!«
    Dalziel stieß einen Pfiff aus. »Ein schwerer Schnitzer, Mädel. Sie sind ein wenig kurzsichtig, was?«
    Sie erzählte ihm die Geschichte und war trotz allem entrüstet, als er sie skeptisch betrachtete.
    »Es war dunkel dort«, erklärte sie. »Es ging alles so schnell, er war mit dem Gesicht nach unten, und ich sah nur seine langen weißen Beine, und als ich sie dann im Pool wiedersah, war mir schlagartig klar, dass er das in der Höhle gewesen sein musste. Ich glaube, er rasiert sie sich.«
    »Verfluchte Scheiße!«, entfuhr es dem Dicken. »Wie weit nach oben geht denn die Rasur?«
    Die weitere Erörterung dieses interessanten Themas wurde ihnen durch das Dröhnen eines Motors erspart. Er klang nicht wie das Sexy Beast, eher wie ein asthmatischer Eunuch. Charley wusste sofort, worum es sich handelte, lange bevor das vertraute Seitengespann um das Haus gebogen und auf dem Kies, eine Staubwolke aufwirbelnd, zum Halt kam. Gordon Godley schwang sich unter Zurschaustellung einer Sportlichkeit, die die Behauptung des Dicken über dessen Alter zu bestätigen schien, vom Sattel und kam auf die Terrasse. Sein Blick war auf Charley gerichtet, aber er schien erst überzeugt zu sein, sie zu sehen, als er nur wenige Schritte von ihr entfernt war. Er streckte die Hand aus, als wollte er sie berühren, sackte dann aber auf einem Stuhl zusammen und sagte: »Gott sei Dank, Sie sind es nicht!«
    Charley, erneut ihre Lehrbücher auf einen Hinweis durchforstend, wie mit einer solchen Situation am besten zu verfahren sei, fiel nichts Besseres ein als »doch, das bin ich«.
    »Nein, tut mir leid«, sagte Godley atemlos, ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Es ist nur … als sie mich endlich freigelassen haben und ich zur Werkstatt bin, um meine Maschine abzuholen, hat die Polizei für einen Krankenwagen den Verkehr aufgehalten, und als ich einen Polizisten darauf angesprochen habe, sagt er, eine junge Frau sei vom Kliff gestürzt, und auf die Frage, wer, sagt er nur, keine Ahnung, außer dass er gehört hätte, sie würde im Kyoto-Haus wohnen, also bin ich auf meine Maschine gesprungen und sofort hierhergefahren, weil ich mir gedacht habe …«
    Er verstummte, entweder, weil er Atem holen musste, oder, weil er seinem Gedanken nicht unnötig Gewicht verleihen wollte, indem er ihn laut aussprach.
    Als Charley und der Dicke sich fragend ansahen, kam Mary auf die Terrasse

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