Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Sidney erzählt?«, sagte Charley. »Warum das denn?«
»Er war da, als ich nach Hause gekommen bin, und hat mich gefragt, wie mir das Rad gefällt. Ich hab ihm gesagt, das war das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe, und dann hat er gefragt, wie weit ich gefahren bin, also hab ich’s ihm erzählt. Onkel Sid und ich erzählen uns immer alles. Ich wünsche mir, ich wäre alt genug, um ihn heiraten zu können.«
Nein, das wünschst du dir nicht, dachte sich Charley.
»Und was hat Onkel Sid gesagt?«, fragte Dalziel.
»Er hat gesagt, Sex geht nur die was an, die es gerade machen, und deshalb soll ich es auch nicht weitererzählen. Aber für Sie gilt das ja nicht, oder, Mr. Andy, weil Sie ja ein Polizist sind.«
»Richtig, Kleine, für mich gilt das nicht«, sagte der Dicke. »Hat er sonst noch was gesagt?«
»Nein. Ich hab mich noch mal fürs Fahrrad bedankt, und er hat gesagt, ich sei ein ganz tolles Mädchen, und ich hab ihn gefragt, heißt das, dass er mir, wenn ich achtzehn bin, auch ein Motorrad kauft? Und er hat gelacht und gesagt, vielleicht.«
»Warum hast du an ein Motorrad denken müssen, Min?«, fragte Charley und wünschte sich im gleichen Augenblick, sie hätte sich die Frage verkniffen.
»Weil er Teddy zu seinem Geburtstag auch eins gekauft hat«, sagte das Mädchen, »und als ich gehört habe, wie sich Teddy bei ihm bedankt hat, haben sie gesagt, es wäre ein Geheimnis, ich hätte es dir also vielleicht gar nicht erzählen sollen.«
»Dann denk dir einfach, ich wäre auch eine Polizistin«, sagte Charley.
Sie sah nicht zum Dicken, spürte aber dessen Blick.
»Was ist mit deiner Mum und deinem Dad?«, sagte er. »Die müssen sich doch gewundert haben, dass du vom Breitarsch fünfzehn Pfund bekommen hast, damit sie deine Speicherkarte benutzen konnte.«
»Ich hab’s ihnen nicht erzählt«, antwortete Minnie ohne Umschweife. »Sie hätten nur wieder gewollt, dass ich sie aufs Sparbuch lege wie Dr. Feldenhammers zwanzig Pfund, aber ich hatte doch gewisse Ausgaben.«
Wofür?, fragte sich Charley und war sich nicht sicher, ob sie es wirklich erfahren wollte.
Dalziel sagte: »Das war sehr interessant, Minnie, sehr hilfreich. Und meinst du, du kannst mir jetzt einen Gefallen tun? Dieses viele Reden hat mich durstig gemacht. Lauf doch zu deiner Mum und frag, ob die Möglichkeit besteht, zu meinem leichten Mahl auch ein leichtes Bier zu bekommen?«
Minnie erhob keinerlei Einwände, sondern flitzte ins Haus davon.
Als sie außer Hörweite war, herrschte Charley ihn an: »Warum haben Sie sie nicht fortgeschickt, als Sie merkten, dass sie uns belauscht?«
»Um uns dadurch um diesen Goldschatz zu bringen?«, erwiderte Dalziel. »Ich musste Min nur sehen, und mir war klar, dass ihr in Sandytown nichts entgeht. Versteht zwar nur die Hälfte von dem, was sie weiß, aber alles wird abgespeichert, ob verstanden oder nicht. Wette, in ihrem Alter waren Sie genauso. So, ich denke also, unser kleines Problem, was Daph gegen Katzenjammer in der Hand hatte, ist damit gelöst.«
»Jemanden dabei zu erwischen, wie er eine aus seinem Personal vögelt, hat doch kaum Erpressungspotenzial«, sagte Charley.
»Was, wenn sie nicht zum Personal gehörte?«
»Ich dachte … oh, verstehe, was Sie meinen … sie war vielleicht eine Patientin? Aber jemand wie …«
»Jemand wie der nette, korrekte Dr. Feldenhammer würde keine von seinen Patientinnen vögeln, wollen Sie mir das sagen? Hören Sie, Liebes, wenn Sie es in Ihrem Gewerbe zu was bringen wollen, dann machen Sie sich darauf gefasst, noch weitaus schlimmere Dinge zu hören. Dinge, die meilenweit von dem entfernt sind, wie Sie und ich handeln und denken.«
»Oh. Sie meinen, solche Dinge zu wissen wie das über diese Heilige?«, gab Charley zurück.
»Wulfhilda?«, lachte Dalziel. »Nein, wir haben vieles gemeinsam. Ein helles Köpfchen, sehr tugendhaft. Sie floh durch das Abflussrohr, als der König sie sich schnappen wollte. Und sie konnte ihre Alkoholvorräte vermehren, wenn unerwartet Gäste auftauchten. Den Trick würde ich auch gern lernen.«
Der Typ hatte definitiv mehr auf dem Kasten, als auf den ersten Blick ersichtlich war, dachte sich Charley.
»Sehr interessant«, sagte sie. »Ich halte es trotzdem für verantwortungslos, Minnie mithören zu lassen, obwohl Sie wussten, dass sie da war.«
»Ich glaub nicht, dass sie was gehört hat, was heutzutage nicht auf dem Stundenplan steht«, sagte Dalziel. »Mr. Standfast und die Küchenhilfe
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