Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

aufgrund der blassen & schlaffen Haut in seinem breiten Gesicht musste er früher aber ein noch viel gewaltigerer Brocken gewesen sein. Mit deinem Krankenschwesterblick hättest du wahrscheinlich in einer halben Sekunde eine eingehende Diagnose stellen können – doch selbst ich konnte mir zusammenreimen, dass er vor nicht allzu langer Zeit ziemlich lädiert gewesen sein musste.
    Ein entlaufener Irrer – dachte ich mir! Dann fiel mir das Telefonat des Torwächters ein. Es musste der ausgebüchste
Rehi
sein – was mich etwas, aber nicht viel beruhigte.
    – Sie werden mich nie mehr vergessen, Liebes – sagte er.
    Mir wurde bewusst, dass ich ihn anstarrte.
    – Ja – sagte ich – tut mir leid – hallo – ich bin Charlotte Heywood –
    Automatisch streckte ich ihm die Hand hin. Gute Manieren können nie schaden – du erinnerst dich, wie uns Dad das immer eingebleut hat? Um dann aufs Feld hinauszustürzen, um irgendeinen
Armleuchter
von seinem Grund zu vertreiben – mit der Flinte im Anschlag!
    Der ausgebüchste Rehi nahm sie – & hielt sie überraschend sanft fest.
    – Schön Sie kennenzulernen – sagte er – Andy Deal –
    – Tom Parker. Meine Frau Mary – sagte Tom – bei Ihnen alles in Ordnung?
    – Geht mir großartig – erwiderte er – hervorragende Reaktion, Liebes. Die meisten Frauen, die ich kenne, hätten mich längst überrollt gehabt, bis sie die Bremse gefunden hätten –
    Irgendwie klang es wie ein ernstgemeintes Kompliment.
    Mary lächelte ihn – erleichtert – an & startete den Motor.
    Ich bemerkte, dass er noch immer meine Hand festhielt. Er starrte mir ins Gesicht & sagte – Heywood – Sie gehören nicht zufällig zu Stompy Heywoods Brut draußen in Willingden – oder? –
    – Steve Heywood ist mein Vater – sagte ich – aber dass er Stompy genannt wird, ist mir neu –
    – Liegt wahrscheinlich daran, das Sie ihm nie mitten in einem Gedränge in die Quere gekommen sind. Aye – dachte ich mir doch, dass da eine Ähnlichkeit ist –
    Gesagt zu bekommen, das ich Dad ähnle, war nicht das schmeichelhafteste Kompliment, das man mir jemals gemacht hat. Ich bin ihm nicht ähnlich – oder doch?
    Sag ja – & ich veröffentliche Einzelheiten deiner heißen Affäre überall im Internet!
    Ich zog meine Hand zurück & starrte ihn finster an – & er grinste, als wäre meine Reaktion Bestätigung seiner korrekten Identifizierung.
    Vor uns überspannte ein Banner die Straße –
Willkommen in Sandytown – Stadt der Erholung & Gesundheit
 – & kündete an, dass wir nun ins Dorf kamen. Nur war es kein Dorf – eher eine Kleinstadt. Kehrt man an die Stätten seiner Kindheit zurück, scheint alles irgendwie
geschrumpft
zu sein – ich könnte dich mit der physiologischen Erklärung dieses Phänomens beeindrucken – aber das spare ich mir! Sandytown war anders – es war sehr viel größer, als ich in Erinnerung hatte – & vermittelte einen wohlhabenden Eindruck – unser Weg führte an mehreren Läden vorbei – einem kleinen, anscheinend gut besuchten Supermarkt – einer Kunsthandwerksgalerie – einer Töpferwerkstatt – einem netten Café – einem Thai-Takeaway – & einem Seafood-Restaurant namens Moby’s!
    Die gepflasterten Straßen waren sauber & ohne jeden Abfall – die Gebäude frisch gestrichen & renoviert. In der Ferne sah ich Badende, die sich in den dunkelblauen Wellen tümmelten – & Urlauber, die sich auf Liegestühlen im goldenen Sand fläzten. Überall Plakate, auf denen die Umrisse von Yorkshire abgebildet waren – an der Küste aber ein großes Kreuz – & darunter die Legende –
Sandytown: unsere Stadt – Machen wir sie über alle Grenzen hinaus bekannt!
 – & über der Hauptstraße hing ein Banner mit der Aufschrift
Festival der Gesundheit
 – es soll am Augustfeiertag stattfinden.
    Möglicherweise hat uns der Rammschädel gar nicht hierher gebracht, sondern in irgendein heruntergekommenes Fischerstädtchen, damit uns für immer die Lust auf Familienausflüge verging!
    Tom Parker – augenscheinlich erfreut über all diese Aktivitäten – gab zu jeder Attraktion seinen Kommentar ab & lehnte sich gelegentlich aus dem offenen Beifahrerfenster, um Fußgänger zu begrüßen, während Mary uns langsam durch die Ortschaft kutschierte.
    – Gut, Liebes – das reicht mir schon – sagte Mr. Deal plötzlich.
    Ich sah hinaus & erblickte ein altes, frisch geweißtes Gebäude mit einem Schild, auf